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POV: Jessica

Ich nahm eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie mir an den Mund; vergebens versuchte ich sie anzuzünden. Das defekte Feuerzeug schmiss ich in meiner Wut auf den Boden, nahm die Zigarette aus dem Mund und seufzte. Mir kam in den Sinn, dass mein Handschuhfach einem Fundus gleicht. Ich öffnete die Tür der Beifahrerseite meines Wagens, bückte mich und kramte mich durch den ganzen Schnickschnack, der sich in den letzten Wochen angesammelt hatte.

"Tschuldigung, hast du bitte Feuer für mich?", eine männliche Stimme mit einem leichten Lispeln sprach zu mir. Die Stimme kam mir bekannt vor, aber nicht aus meinem privaten Umfeld. "Wenn du mir noch eine Sekunde gibst, finde ich viel-... Ah, hier sind sie doch." Wie erstarrt blickte ich ihn an und musterte ihn - Ist das gerade wirklich wahr? -. "Danke dir!", er nahm mir das Feuerzeug aus der Hand, zündete seine Zigarette an und gab es mir zurück. "Hätte mein Kumpel dich nicht nachahmen wollen, wie du wütend dein Feuerzeug auf den Boden geschmissen hast, hätte ich jetzt gar nicht fragen müssen.", lachte er. Ich wurde rot und entschuldigte mich. Bevor ich meine Zigarette anzündete, konnte ich beobachten, wie er mich durch seine Brille mit einem fragwürdigen Blick ansah. "Ist alles gut bei dir? Du wirkst, als würdest du neben dir stehen?"
"Ich... Ähm... Also...", stammelte ich, "Ich hatte nur erwartet dich... Euch... Erst... Erst heute Abend auf der Bühne sehen zu dürfen."
Er zog die Augenbrauen hoch, richtete seine Brille und lachte auf. "Ach, scheint, als hätte ich wenigstens eine normale Person angesprochen. Aber die Erste, die nicht gleich ein Autogramm oder ein Foto vom heiligen Timäääh will."
"Na obwohl, jetzt, wo du es sagst...", ich legte meinen Zeigefinger ans Kinn, als würde ich nachdenken, "Nein Spaß bei Seite, alles gut. Ihr seid bestimmt ganz froh, für euch zu sein. Hier...", ich streckte ihm meine Hand hin, in der ich das Feuerzeug noch hielt, "da es ja so gesehen meine Schuld ist, dass du keins mehr hast."
Er hielt mich kurz am Handgelenk fest, nachdem er das Feuerzeug dankend angenommen hatte und sah sich meine Tätowierungen an.

POV: Steven//Sudden

Ich sah in die Richtung von Timi, der sich eigentlich nur ein Feuerzeug für seine Zigarette leihen wollte. Als ich beobachtete, dass die beiden anscheinend ins Gespräch gekommen waren, wurde ich neugierig. - Aus der Ferne sah sie nicht schlecht aus. – "Ich geh' mal schauen, was da so lange dauert, bin gleich wieder zurück, Leute."

"Ey... Timi, willst du die Alte noch knallen oder was dauert da so lange?", sagte ich, als ich meinen Arm um Tim legte.
Mir stockte der Atem, als ich in ihr natürlich schönes Gesicht blickte. Ihre hellbraunen Haare wurden vom leichten Sommerwind umspielt und in ihren Rehaugen, hatte ich mich verloren. Sie drehte sich zu ihrem Auto, da sie ein weißes Top trug, sah ich das Tattoo, welches sich über ihrem rechten Oberarm erstreckte. Der kleine Glumanda kletterte aus einem Pokéball, Glutexo blickte zu ihm herab und Glurak stand majestätisch hinter ihm.
"Oh... Tim, sorry, aber die Dame ist wohl bereits für mich reserviert!", sagte ich zu meinem Bandkollegen. "Ich bin übrigens Steven und wie ist dein Name, Süße?", mit einem breiten Grinsen streckte ich ihr die rechte Hand entgegen.
"Hey, ich bin Jessica. Freut mich, Sie mal persönlich kennenlernen zu dürfen, Herr Matyssek.", sagte sie hämisch grinsend und griff nach meiner Hand. Mit der linken Hand zog ich mir die Sonnenbrille von der Nase und sah sie mit starker Röte im Gesicht an.

POV: Jessica

"Alles gut? Sehe ich jetzt so schlimm aus, wenn du deine Sonnenbrille nicht trägst?" Es schien, als würde Timi versuchen, sich das Lachen zu verkneifen, er erntete einen bösen Blick von Sudden. "Nein... Aber... Das kam unerwartet, das muss ich zugeben.", verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Ich streckte ihm die geöffnete Zigarettenschachtel hin und ohne zu zögern, griff er zu. Sudden riss Timi das Feuerzeug aus der Hand, um sich die Zigarette anzuzünden und musterte mich erneut.

"Haben wir jetzt mal 'ne Rückmeldung vom ADAC?", schaute Tim ihn fragend an.
"Nein, die meinen die ganze Zeit nur, dass schon jemand kommen wird. Es kann aber auch bis Mittag dauern. Dann spielen wir das letzte Trailerpark-Konzert wohl hier.", lachte Sudden, noch immer blickte er mich an.
"Da kann ich mich ja glücklich schätzen, dann bekomme ich ja wirklich meinen Platz in der ersten Reihe.", ich hob die Arme in die Luft und lachte, "Was stimmt mit eurem Bus nicht?"
"Wenn wir das wüssten, als wir weiterfahren wollten, ging nichts mehr. Im Tank ist kein Leck, am Öl wird es auch nicht liegen und die Batterie ist auch nicht tot. Seit circa 05:40 Uhr stehen wir hier und warten auf den ADAC.", erklärte mir Tim.
"Darf ich es mir mal ansehen?"
"Wenn du willst und den Bus nicht noch kaputter machst.", lachte Steven mich an.

Die Beiden drehten sich um und liefen in Richtung des Busses, bevor ich ihnen folgte, zögerte ich kurz. - Was passiert hier gerade?! -

"Oh, Frischfleisch!", Basti war so charmant, wie man ihn sich nur vorstellen konnte.
"Vergraul sie nicht, eventuell ist sie unsere Rettung. Gib ihr mal jemand den Schlüssel für den Bus.", sagte Tim.
"Hey, ich bin Jessie... oder auch Frischfleisch.", mit hochgezogenen Augenbrauen blickte ich Basti an, als Igor den Schlüssel aus seiner Hosentasche zog, wandte ich meinen Blick von ihm ab. - Haben sie den Busfahrer schon vergrault, oder warum, hat Vortex den Schlüssel? -
Ich schnappte den Schlüssel, der mir zugeworfen wurde, und lief zur vorderen Tür. Um den Bus anzulassen, steckte ich den Schlüssel in das Zündschloss, aber bei meinem Versuch ertönten keine Motorgeräusche und es schien, den Schlüssel durchzudrehen. Als ich die Treppen herunterstieg merkte ich, dass der Bus zu stark abgesenkt war.

"Und Misty...", zwinkerte Steven mir zu, "was hast du herausgefunden?"
"Der Anlasser des Busses ist defekt und der rechte Vorderreifen ist auch platt.", entsetzte Gesichter starrten mich an.
Aus der Richtung der zweiten Tür des Busses vernahm ich ein lautes Gähnen. "Wie sieht es aus, wann können wir weiter?", eine beruhigende Stimme lag mir im Ohr, - Oh mein Gott, das ist doch... - Alligatoah. Paralysiert stand ich vor ihm, als ich ihn anblickte. Seit ich seine Musik im Alter von fünfzehn Jahren für mich entdeckt hatte, war sie aus meinem Alltag nicht mehr wegzudenken. Durch einen dummen Zufall vor seinem liebsten Künstler zu stehen, fühlt sich surreal an. 

Wie zuhause - 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt