POV: Jessica
"Wie oft hast du mich schon aufgefang′n, gerettet?
1000 zweite Chancen, und ich brauch' noch eine letzte
Die Regenwolken hier beklauen unser Lächeln
Was auch immer passiert, glaub mir, du bist der Beste..."Seit fünfzehn Minuten saß ich in meinem geparkten Wagen vor dem Altbau, in dem Lukas wohnte, und sah in die Richtung seiner Wohnung, in der noch Licht brannte. Auf meinem Handy las ich die Uhrzeit ab - 00:34 Uhr -, jedes mögliche Szenario spielte sich in meinem Kopf ab. Ich überlegte, was ich ihm sagen würde und ob es nicht schon zu spät sei. Bei dem Gedanken, ihn komplett verloren zu haben, wurde mir schlecht. Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss, zog ihn heraus und stieg aus dem Fahrzeug. An meinen Wagen gelehnt zündete ich mir eine Zigarette an und wischte mir eine Träne von der Wange; ich versuchte meine Gedanken zu sammeln, leichte Regentropfen fielen auf meine Haare.
Als ich vor den beleuchteten Klingelschildern stand, merkte ich, wie ich begann zu zittern. Mein Finger lag auf dem Knopf neben dem Namen 'Strobel', ich hörte das Summen und drückte die Tür auf. Durch das Treppenhaus hallte Musik, mit jeder Stufe wurde mein Herzschlag schwerer."Sie weiß, ihre Schönheit macht blind
Und, dass sie durch jedes Opfer nur an Größe gewinnt
Ihr ist egal, ob es Bauern oder Könige sind
Denn sie würde auch das Herz von einem Löwen verschlingen...""Lukas... Ich... Es...", gab ich leise, beinahe stumm von mir, als ich ihn im Türrahmen seiner Wohnung stehen sah.
"Lass einfach gut sein.", sagte er und schloss die Tür.Ich ging die letzten Stufen hinauf und klopfte an die weiße Flügeltür aus Holz. "Lukas... Bitte öffne mir die Tür... Ich weiß, dass ich riesige Scheiße gebaut habe. Bitte, lass mich mit dir reden." Von Lukas kam keine Reaktion; ich stand vor seiner geschlossenen Tür und hörte, wie die Musik in seiner Wohnung lauter wurde. An seiner Wohnungstür sackte ich zusammen, setzte mich mit dem Rücken an sie gelehnt auf den Boden im Treppenhaus und spürte, wie vereinzelt Tränen über mein Gesicht liefen. Ich begann alles zu überdenken, nicht nur die aktuelle Situation, die ganzen Tage, seitdem ich Lukas kennenlernen durfte, die Erinnerungen, die wir geschaffen hatten. - Ich dumme Sau, warum habe ich nicht eher gemerkt, was ich für diesen Mann empfinde? Warum habe ich mich hinreißen lassen? Ich würde mir nicht mal selbst verzeihen, aber ich will ihn nicht verlieren. - Ich stützte meine Arme auf meine angewinkelten Knie und legte meinen Kopf in meine Hände.
~*~
"Autsch...", ich wachte auf und sah Lukas mit einem Müllbeutel in der Hand über meinem Kopf stehen. Mit dem Rücken lag ich auf der kleinen Schwelle in der Tür, die in den Flur seiner Wohnung führte.
"Hast du vor meiner Tür geschlafen?", mit einem fragenden Blick sah er mich an und sprach mit einem gefühlskalten Ton in der Stimme. Ich richtete mich auf und blickte ihn an.
"Lukas, bitte... Können wir miteinander sprechen?"
"Was willst du mir erzählen? Dass du Zeit brauchst? Dass es dir scheiße geht? Oder vielleicht, wie weit die Planung der neuen Werkstatt schon steht?", fragte er mit einem gehässigen Ton. Seine Worte, sein Tonfall und seine kalte Miene waren wie Messer, die sich in meinen Körper bohrten, aber ich konnte ihn verstehen.
"Lukas, es tut mir leid, verdammt. Ich hätte nie gedacht, dass ich es dazu kommen lassen würde. Bitte lass mich rein und uns das aus der Welt schaffen.", ich flehte ihn an. Lukas atmete tief durch, stellte den Müllsack im Flur ab und ging von der geöffneten Tür aus in das Wohnzimmer. Er stellte sich an das Panoramafenster und blickte nach draußen."Also?", sagte er, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
"Lukas, ich wollte es dir sagen, wirklich... Aber... Jedes Mal hatte ich Angst... Ich kann das nicht wieder rückgängig machen. Wenn ich es nur könnte, würde ich es tun. Ich hasse mich dafür, dass ich dir das angetan habe... Ich weiß doch, was ich dir bedeute."
"Du weißt, was du mir bedeutest... Pfff... Das ist aber schön...", er fuhr sich mit der rechten Hand durch seine braunen Haare und drehte sich zu mir. "Jessica, weißt du, ich fühle mich gerade, wie in dem schlechtesten Theaterstück, das es gibt, und du versuchst es so zu retten... ", Lukas senkte seinen Blick und atmete wieder tief durch.
"Lukas, was soll ich denn bitte tun? Ich will dich nicht verlieren...", ich wurde stumm. Lukas blickte noch immer auf den Boden.
"Weißt du, wann ich das letzte Mal einen Menschen so nah an mich herangelassen habe? Das weiß ich selbst nicht mal.", begann er zu sprechen und hob seinen Kopf, "Weißt du, wann ich das letzte Mal eine Frau so nah an mich herangelassen habe? Und was hat es mir gebracht?!", in seiner Wut sprach er in einem lauten Ton zu mir.
"Weißt du, wann ich das letzte Mal einen Mann, den ich verdammt nochmal liebe, verletzt habe? Genau, durch einen Fehler, den ich vor ein paar Wochen begangen habe.", wortlos blickte er mich an, "Und jetzt will ich, dass er mir etwas vergibt, was ich wahrscheinlich selbst nicht einfach wegstecken könnte, und dass er mich nicht verlässt, weil ich bei ihm endlich angekommen bin!", sagte ich unter Tränen zu ihm.„Jess... Du...", sagte er ruhig.
„Was? Was kann ich denn bitte tun?", gab ich leicht undeutlich in meiner Trauer von mir.Lukas stand mir stumm gegenüber, er blickte wieder aus dem Fenster, lachte leicht auf und lief langsam auf mich zu. Er zog mich an sich heran und hob mein Kinn mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand.
"Ist das wirklich wahr?", flüsterte er in mein Gesicht und blickte mir direkt in meine Augen. Ich nickte stumm, langsam kam er meinem Gesicht mit seinem näher, bis unsere Lippen aufeinandertrafen. Seine Hand wanderte von meinem Kinn an meine Wange, meine Hände lagen an seiner Taille. Ich spürte, wie ich begann, in den Kuss zu lächeln. Nie zuvor war ein Kuss zärtlicher, als dieser."Vergibst du mir?", flüsterte ich und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust.
Ich war ihm wieder so nah und konnte hören, wie er seine Mundwinkel zu einem Lächeln zog. Lukas hob meinen Kopf an, sodass ich ihm wieder in die Augen blickte; er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste sanft meine Stirn. "Nenn mich verrückt oder naiv, aber ich habe so lange gewartet, von dir solche Worte zu hören, das lasse ich mir jetzt nicht mehr kaputt machen.", flüsterte Lukas in mein Gesicht.
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Wie zuhause - 1
FanfictionDie Crackstreet-Boys waren gerade auf dem Weg nach Berlin, um ihr letztes Konzert zu spielen. Als sie von dem Rasthof an der A2 wieder starten wollten, sprang ihr Bus nicht mehr an. Sie trafen auf Jessica, eine Mechatronikerin aus Göttingen, die das...