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POV: Kerstin

"In New York (ayy, ah-ha) (uh, yeah)
Concrete jungle (yeah) where dreams are made of
There's nothin' you can't do (yeah) (okay)
Now you're in New York (ah-ha, ah-ha, ah-ha) (uh, yeah)..."

Zum zweiten Mal lief ich heute schon mit dem Staubsauger bewaffnet die Wohnung ab. Es sollte doch alles perfekt sein, wenn wir den neuen Freund unserer Jessica kennenlernen würden. Mein Mann Matthias und unsere Jungs waren gerade mit unserem Berner Sennenhund unterwegs, wahrscheinlich eher um mir, dem Wirbelwind des Haushaltes und der Musik zu entfliehen.

Ich war gerade mit Wischen fertig geworden und packte den Swiffer zurück in den Allzweckschrank, als ich hörte, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel. "Oh oh...", hörte ich Linus, unseren jüngeren Sohn, sagen. - Die haben Scout doch jetzt nicht mit den dreckigen Pfoten hier reingeholt, draußen ist doch alles nass und schlammig. - "Matthias... Was ist 'oh oh'?", rief ich, mit einem strengen Unterton, aus dem kleinen Abstellraum in der Küche. "Ähm... Nichts, mein Herz...", ich konnte an seiner Stimme hören, dass Matthias nervös war. "Wenn ich jetzt im Flur auch nur einen schlammigen Fleck entdecke, Matse ich bin gerade erst... Oh...", ein Glück hatte ich mich schon zurechtgemacht, mal wieder hatte ich völlig die Zeit aus den Augen verloren beim Putzen. "Hallo Tante Kerstin, das ist Lukas.", der hochgewachsene junge Mann reichte mir freundlich seine Hand "Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Frau Weißbach.", er lächelte mich an. - Oh Gott, oh Gott, ist der groß... Er ist ja noch größer, als mein Mann... Ja gut, ich bin auch nur 1,59 Meter groß und Matthias, so wie Jessica 1,74 Meter... Aber er wirkt wirklich nett... - "Kerstin, bitte nenn mich Kerstin, du wurdest mir ja auch nicht mit deinem Nachnamen vorgestellt.", sagte ich freundlich.
"In Ordnung, Kerstin.", er nickte und lächelte freundlich. Matthias führte Lukas in das Wohnzimmer und ich zog Jessica neugierig in die Küche.

"Du musst mir alles erzählen. Matthias, Linus und Anton kümmern sich schon um deinen Süßen.", voller Erwartungen stützte ich mich auf die Küchentheke.
"Beruhig dich mal, so neugierig warst du nicht mal bei Niklas.", Jessica verdrehte die Augen.
"Niklas kanntest du auch schon seit der achten Klasse und hast oft genug von ihm erzählt.", ich winkte ab. "Außerdem ist er ja vom äußerlichen her, das komplette Gegenteil."
"Ist ja gut Mensch, du treibst mich jetzt schon wieder in den Wahnsinn.", lachte Jessica.
"Bevor du anfängst... Ich war jetzt schon oft genug bei dir, jedenfalls in eurer alten Wohnung... Wenn ich an das Arbeitszimmer zurückdenke, beziehungsweise an dieses Poster... Lukas ist aber nicht dieser eine Sänger...", Jessica lächelte breit und kratzte sich am Hinterkopf. "Mensch Mädel... Wie hast du das denn gemacht?"
"Wie meinst du das denn jetzt? Wir sind halt durch nach der Panne und dem Konzert in Kontakt geblieben und mit der Zeit ist es dann so gekommen."
"Und wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?", hakte ich nach.
"Ähm... Ja... Das ist eine sehr gute Frage..."
Jessica erzählte mir kurz, wie es zu der Konstellation kam.

POV: Jessica

Kerstin und ich kamen mit Getränken in das Wohnzimmer, Lukas blickte mich Hilfe suchend an. Meine Tante und mein Onkel konnten Menschen sehr gut zu Tode quatschen, Anton wendete sich an mich. "Lukas hat uns erzählt, dass er sein Geld mit Musik verdient, spielt ihr uns zusammen etwas von ihm?", ich sah meinen Cousin erschrocken an. Kaum hatte Anton diese Frage gestellt, stand mein Onkel mit seiner Gitarre in der Hand im Türrahmen. Auf dieser, damals noch zu großen Gitarre, hatte er mir das Spielen beigebracht. Er reichte sie an Lukas weiter. Dieser atmete tief durch und sah mich fragend an, ich zuckte mit den Schultern. "Gut... Ähm... Die zweite Strophe ist deine, die Dritte zusammen und die vierte mach' ich allein, so wie die Erste?", stumm nickte ich. - Was will er denn bitte mit mir singen.- Er begann auf der Gitarre zu spielen und ich erkannte die Akustik-Version sofort.

"Willst du mit mir Rodeln gehen?
Dem Schlitten mal die Sporen geben?
Wir können auch ein Snowboard nehmen
Willst du mit mir Rodeln gehen?..."

Ich schüttelte lachend den Kopf und sang, wie abgesprochen, ab der zweiten Strophe.

~*~

"Der Abend war wirklich schön, vielen Dank für die Einladung.", bedankte sich Lukas bei meinen Verwandten, als wir uns verabschiedeten. Nachdem er zum Singen genötigt wurde, hatten wir zu Abend gegessen und noch einen Aperitif getrunken. Kerstin war ganz angetan von ihm, so begeistert habe ich sie lange nicht erleben dürfen.

Hand in Hand liefen wir durch das von Laternen beleuchtete Viertel zu Lukas' Wohnung.
"Also die Schlimmsten hast du jetzt schon kennengelernt.", lachte ich ihn an.
"Ach alles gut, sie sind vollkommen in Ordnung, aber auch sehr neugierig, oder täuscht das?"
"Leider nicht, wir hätten von dir am besten gleich einen Lebenslauf ausdrucken sollen, dann wären nicht so viele Fragen gestellt worden. Führungszeugnis und Kontodaten natürlich auch.", lachte ich wieder.
"Jetzt übertreibst du aber, Mäuschen.", Lukas blieb stehen und zog mich an sich heran. "Jetzt weiß ich aber, woher diese mitreisende Charaktereigenschaft kommt.", sein Griff an meinen Hüften wurde fester und er zog mich näher an sich heran. Ein fordernder Kuss entwickelte sich.

Der leichte Nieselregen wurde stärker "Shit, der Schirm steht noch bei meiner Tante.", ich griff mir an die Stirn. "Wir sind in nicht mal fünf Minuten bei mir, das werden wir schon überleben.", lachte Lukas, er zog mich wieder in einen Kuss und es begann, wie aus Eimern zu schütten. Wir lösten uns voneinander und begannen zu rennen.

Im Treppenhaus sah er mich an, legte seine Hand an meine Wange und sah mir mit seinen blauen Augen direkt in meine. "Du bist so wunderschön, habe ich dir das schon gesagt?" Ein wohles Gefühl umgab mich; er strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht und küsste meine Stirn. Wir gingen die Treppen hinauf in die zweite Etage des Altbaus; Lukas schloss die weiße Flügeltür auf. Meine nassen Sneaker stellte ich vor seiner Wohnungstür ab, zog mir die Socken aus und trat ein. Er schloss hinter mir die Tür. "Ich muss unbedingt aus diesen Klamotten raus, bevor ich mich noch erkälte.", sagte ich und begann meinen Mantel auszuziehen. Lukas lief um mich herum, blieb vor mir stehen und blickte mich lasziv an. "Lass mich dir dabei helfen.", raunte er in mein Ohr. Er packte mich an meinen Hüften, zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich. Seine Küsse wurden fordernder, ich ging ein paar Schritte zurück, ohne mich von ihm zu lösen und spürte die Wand an meinem Rücken. Ich streifte Lukas seinen nassen Mantel ab und begann die Knöpfe an seinem Hemd zu öffnen...

Wie zuhause - 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt