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POV: Steven // Sudden

Eine Woche war bereits vergangen, seitdem ich bei Jessica in Göttingen war. Auf dem Stuhl in meinem Arbeitszimmer lag mein Pikachu-Pullover, den ich Jessica nach dem Konzert geliehen hatte, noch immer hing der Geruch ihres Parfüms in dem Baumwollstoff. Auch wenn sie mir sagte, dass ich mir nichts auf die geschehene Nacht einbilden sollte, wollte ich diese Frau an meiner Seite haben. Ich dachte immer wieder zurück, nicht nur an den Sex, einfach an den Abend, den wir verbracht hatten. Die paar Stunden, in denen mir gezeigt wurde, dass es doch noch Frauen gibt, die so einfach gestrickt sind und sich einfach zufriedengeben können. Mir würde bald der Kopf platzen, wenn ich nicht mit jemandem darüber sprechen könnte. Ich ging die Kontakte in meinem Handy durch und wählte die erstbeste Nummer, die ich las.

"Sudden, mein liebster Ficker, na was gibt's Neues?", grölte Basti in das Telefon.
"Hey men... Ähm... Wie soll ich sagen."
"Dir brennt was auf der Seele, hab ich recht? Ist Timi nicht eigentlich unser Kummerkasten?", lachte er.
"Mit Timi will ich da nicht drüber reden...", sagte ich.
"Ja gut... Dann geb' ich mein Bestes, dir helfen zu können. Du hast aber kein' Groupie geschwängert, oder?"
"Pff... Wann verlasse ich mal ohne Kondome das Haus?", sagte ich und begann leicht zu lachen.
"Ja ja...", lachte Basti, "Schieß los jetzt..."
"Kannst du dich noch an Jessica erinnern?"
"Prinzessin Motoröl?"
"Genau... Ähm... Ich weiß nicht, ob du das mitgeschnitten hast, aber ich hab' wohl irgendwie mein Herz verloren..."
"Entweder fragst du, ob sie es dir zurückgeben kann oder ich besorge dir ein Spenderorgan, Alter.", lachte Basti, "Und sie hat aber jemanden oder warum macht dich das so fertig? Bist doch nicht das erste Mal verliebt."
"Basti... Wir hatten letzte Woche Sex und am nächsten Tag hat sie mir gesagt, dass ich ihr als Freund wichtig bin und sie nie solche Absichten hatte, als sie mit uns in Kontakt kam. Weißt du, wie scheiße das ist, neben einer Frau aufzuwachen, die dich komplett gepackt hat, du sie anlächelst und sie dich erschrocken ansieht? Danach noch solche Worte zu hören, das killt einfach...", ich atmete tief durch, "Aber ich will sie trotzdem.", ich stand von meinem Sofa auf und blickte aus dem Fenster.
"Fuck Alter... Ey, warn' mich doch das nächste Mal vor, wie die folgende Story wird, dann spar' ich mir auch meine Kommentare..." Basti atmete laut aus. "Shit... Shit... Shit... Ey, du weißt ich bin echt nicht gut in sowas... Entweder versuchst du am Ball zu bleiben, oder du lässt das Mädel weiterziehen. Könntest du denn damit leben, wenn ihr nur befreundet wärt oder kommt das für dich nicht in Frage?"
"Ich kann sie ja schließlich nicht zu irgendwas zwingen. Ob ich damit klarkäme, wüsste ich nicht, aber sie ist mir so sympathisch, ich denke, ich könnte, einfach um sie weiterhin in meinem Leben zu haben.", sagte ich und merkte, wie sich ein zufriedenes Lachen über meinem Gesicht ausgebreitet hatte.
"Das klingt ja schon mal... JA MAN, ICH KOMM' DOCH GLEI'... Sorry Sud, aber das klingt doch schon mal gut. Konnte ich dir trotzdem 'n bisschen helfen?"
"Ich denke doch, mach jetzt erstmal dein Ding. Man sieht sich, danke Diggah."
"Danke. Tschau, Alter!", Basti beendete unser Telefonat. Mit dem Pikachu-Pullover in der Hand stand ich am Fenster, lächelte ihn an und bemerkte, dass mir eine einzelne Träne über meine Wange lief. Keine Frau hatte mich seit langem so sehr berührt, wie Jessica, aber ob das überhaupt zu etwas führen würde? Ich öffnete unseren Chat bei WhatsApp und begann eine Nachricht an sie zu verfassen.

"Hey Misty, in erster Linie
möchte ich mich nochmal bedanken,
dass du dich so ins Zeug gelegt hast,
dass mein Wagen schnell
wieder fahrtauglich ist..."

Ich atmete tief durch und starrte das Display an, die Nachricht war weder fertig noch abgeschickt. - Hmm... und jetzt? Wie soll ich jetzt... - Mein Mund öffnete sich und ich blickte gespannt auf den Bildschirm, als ich unter dem Namen von Jessica *schreibt...* las.

"Hey Steven, ich hoffe, dir geht es soweit gut.
Schau mal, was sich noch bei mir noch
auf der Ablage der Garderobe befindet... "

Jessica sendete mir ein Bild meiner Cap, mit der Stickerei des Zelda-Logos, dazu.

"Hey, joa es passt schon soweit
und wie geht es dir?
Ich hab die schon gesucht,
pass bitte erstmal auf sie auf."

"Klingt aber auch nicht so gut,
ist bei mir auch gerade etwas durchwachsen.
Ist es unseretwegen oder ist etwas anderes vorgefallen?
Sie wird gut verwahrt."

"Die normalen Ups and Downs...
Was bedrückt dich denn, Misty?
Nächsten Freitag bin ich unterwegs,
ich fahre an Göttingen vorbei.
Wenn es dich nicht stört,
würde ich sie da abholen."

"Willst du darüber reden?
Nächste Woche habe ich Spätschicht,
da müsstest du sie in der Werkstatt abholen."

Eine ganze Weile schrieben wir noch, bis Jessie mir mitteilte, dass sie losfahren müsste, zu ihren Eltern. Sie willigte ein, dass ich meine Cap am folgenden Freitag bei ihr in der Werkstatt abholen könnte.

Wie zuhause - 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt