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POV: Jessica

Lukas lag nicht neben mir, als ich meine Augen am nächsten Tag öffnete, ein Blick auf die digitale Anzeige des kleinen Weckers verriet mir, dass es bereits viertel eins war. Ich legte mir die Bettdecke über meine Schulter und hielt sie vor meiner Brust wie einen Mantel zusammen. Vom Bett aus ging ich auf die Schlafzimmertür und öffnete sie langsam. "Lukas?", rief ich durch die Wohnung, doch keiner antwortete. - Vielleicht ist er ja auf der Terrasse. - "Komisch..." Keine Nachricht auf meinem Handy, kein Zettel mit einer Notiz. Ich versuchte, Lukas auf dem Handy zu erreichen, im Arbeitszimmer ertönte sein Klingelton. - Da kauft er sich schon extra ein neues Handy, um mit mir Kontakt zu halten und lässt es dann hier liegen. - Augenrollend, mit einem leichten Lachen stand ich, noch immer in die Bettdecke gewickelt, vor dem Schreibtisch und hielt mir die Stirn. - Wo kann er denn bitte sein? - Im Schlafzimmer zog ich mich an, machte mich im Badezimmer zurecht und sah mir das finale Ergebnis in dem großen Spiegel im Flur an. Ich trug einen senfgelben feingestricken Rollkragenpullover und eine schwarze Skinny Jeans; meine Haare waren zu einem lockeren Dutt gebunden. Vom Garderobenhaken nahm ich meinen schwarzen Mantel und ich zog meine trockenen schwarzen Sneaker an. Am Schlüsselbrett neben der Tür hing noch ein Ersatzschlüssel; diesen steckte ich in die Tasche meines Mantels und setzte mir meine AirPods in meine Ohren.

"Sold my soul and singed my name in blood
Stole it back now praying in the dark
Fooled the devil begging for a fight
Count the dollars make your bet tonight..."

Als ich die Treppen herunterlief, las ich meine Nachrichten und ließ mich von den Klängen meiner liebsten Metal-Band berieseln. So fokussiert auf mein Handy, öffnete ich die Haustür und stieß mit einer größeren Person zusammen. "Oh Verzeihung, das tut mir l... Lukas!", freute ich mich und zog mir die Kopfhörer aus den Ohren. "Das ist aber eine nette Begrüßung von dir, Mäuschen.", sagte er gespielt beleidigt. Ich verdrehte meine Augen und hielt meinen Kopf hoch, um ihn zu küssen. "Wo willst du denn hin?", fragte er. "Hat sich jetzt schon erledigt.", winkte ich ab und lächelte ihn glücklich an. Wir standen immer noch im Rahmen der großen Holztür, Lukas drängelte sich mit zwei Beuteln an mir vorbei und stellte sie auf der ersten Treppe ab, bevor er den Briefkasten öffnete. "Ich hatte gedacht, dass ich dich lieber schlafen lasse... Nach der letzten Nacht.", grinste er verschmitzt und blickte mich wieder lasziv an. "Sie sind einfach unmöglich, Herr Strobel.", zwinkerte ich. "Sagst du... Ich habe gerade fast einen Herzinfarkt erlitten.", seine Hand legte er auf seinen Brustkorb. "Ich komme hier nichts ahnend vom Einkaufen, freue mich, meine Süße mit einem Mittagessen überraschen zu können, werde dann angerempelt und höre nur deine brutale und laute Musik... Pack das Teil mal lieber weit weg, bevor noch jemand ernsthaft verletzt wird.", lachte er. "Tut mir leid, Herzl. Soll ich dir beim Tragen helfen?"

~*~

Der Tag verlief ruhig, Lukas hatte für uns Mittagessen zubereitet und das erste Mal lagen wir Arm in Arm auf seinem Sofa und genossen die Zweisamkeit. In der Ruhe versank ich mehr und mehr in Gedanken. - Zweigstelle... Ena... Linda... Neue Wohnung suchen... - Auch dieser Beitrag von mir und Lukas auf der Facebook-Seite der InTouch kam mir wieder in den Sinn. Ich hob meinen Kopf und strich Lukas über den Bauch.

"Ich weiß, dass du das Thema unter den Tisch fallen lassen willst, aber was willst du wegen des Fotos von uns machen?", er atmete tief ein, seine Hand strich sanft über meinen Rücken. "Ausdrucken und Einrahmen es ist immerhin und erstes gemeinsames Bild.", lachte er mich an und zuckte mit den Schultern. "Lukas, ich meine es Ernst... Du willst doch sonst auch, dass nicht mal die kleinste Information über dein Privatleben preisgegeben wird."
"Jessie... Mäuschen... Zum ersten Mal, seit dem Beginn meiner Karriere, ist so etwas öffentlich; ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Ich habe mich mit dir, aber auch nie versteckt.", er richtete sich vom Sofa auf und stellte sich vor das Panoramafenster in seinem Wohnzimmer.
"Wie denn auch, wenn wir durch die Entfernung recht wenig Zeit miteinander verbringen können.", ein anderer Kommentar fiel mir dazu nicht ein.
"Das Problem besteht irgendwann nächstes Jahr nicht mehr.", sagte er mit einem leichten Lächeln. "Aber das ist wieder eine andere Sache. Dieser Beitrag hat mich im ersten Moment schon leicht aus der Bahn geworfen, aber ich kann das jetzt auch nicht ändern. Es ist nichts Weiteres aufgetaucht, sonst hätte Basti mich auch schon längst angerufen. Wir können nur abwarten, ob noch etwas kommt oder nicht.", Lukas kam wieder auf mich zu, beugte sich zu mir herunter und legte seine Hand an meine Wange. "Und jetzt mach dir deswegen nicht auch noch Gedanken.", mit einem zärtlichen liebevollen Kuss beendete er das Thema. 

Wie zuhause - 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt