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POV: Lukas//Alligatoah

Jessica parkte ihren Wagen am Bürgersteig vor dem Mehrfamilienhaus, in dem ich lebte.
"Danke... Mir wurde lange nicht mehr das Gefühl von Geborgenheit vermittelt."
"Nochmal, dafür musst du mir nicht danken, ich bin froh, dass du dich mir anvertraust. Magst du vielleicht noch auf ein Bier mit hinaufkommen?", ich hoffte auf ein Ja.
"Wenn es keine Umstände macht."

In meiner Wohnung nahm ich Jessica ihre Jacke ab und zeigte ihr das Wohnzimmer.
"Setz dich, ich hole das Bier.", sagte ich und zeigte auf das Big-Sofa. Ich lief in die Küche und öffnete meinen Kühlschrank. "Ähm... Ich würde nochmal in den Keller verschwinden, ich habe hier oben kein Bier mehr.", rief ich vom Flur aus. "Fühl dich wie zu Hause, aber räum' nicht um, weil es dir gerade nicht gefällt.", lachte ich und ging aus der Tür.

- Toll Lukas, wirklich toll... Das kann ja nur gut werden. - Ich lief die drei Etagen runter in das Kellergeschoss und stellte mich selber infrage, aber im Endeffekt bin ich auch nur ein Mensch und so etwas kann passieren. Mit diesem Gedanken ließ ich den Rest des Abends auf mich zukommen. Ich öffnete die Kellertür, nahm den Beutel vom Haken und sechs Flaschen aus dem Bierkasten. - Besser zu viel als zu wenig. -

Als ich wieder vor meiner Wohnung stand, hörte ich Musik durch die Tür, aber sie spielte nicht über meine Anlage. Ich schloss meine Wohnung auf, trat in den Flur und stellte mich in den Türrahmen zum Wohnzimmer. Jessica saß mit meiner Gitarre auf dem Bein an dem Panoramafenster zur Terrasse und war vertieft in den Song, den sie spielte.

POV: Jessica

"A hero of war
Is that what they see
Just medals and scars
So damn proud of me
And I brought home that flag
Now it gathers dust
But it's a flag that I love
It's the only flag I trust

He said, "Son, have you seen the world?
Well what would you say, if I said that you could?"

Ich ließ die Gitarre von Lukas verstummen, blickte aus dem Panoramafenster seiner Wohnung über Berlin und atmete tief durch.

"Das war wirklich schön. Du hattest noch gar nicht erwähnt, dass du Gitarre spielst.", vernahm ich. Ich hatte gar nicht wahrgenommen, dass Lukas schon wieder in der Wohnung war.
"Es bedeutet mir viel, von dir dieses Kompliment bekommen zu haben. Tut mir leid, dass ich mir einfach deine Gitarre genommen habe, aber ich hatte gerade dieses Lied im Kopf und konnte nicht anders.", sagte ich zu ihm, noch immer mit der Gitarre auf dem Schoß.
Lukas machte das Licht im Wohnzimmer an, setzte sich auf das Sofa und öffnete zwei Flaschen Bier aus dem Beutel, den er neben dem Couchtisch abgestellt hatte.
"Tu dir keinen Zwang an, ich höre dir auch gern weiter beim Singen zu, das ist mal eine Abwechslung.", er klopfte auf den Platz neben sich und hielt eine Bierflasche in meine Richtung. Mit der Gitarre in der Hand ging ich auf ihn zu, nahm ihm die Flasche ab und drückte ihm die Gitarre in die nun freie Hand.
"Weißt du, ich war lange nicht mehr auf einem Konzert von Alligatoah und bis zur Retour ist es noch sehr lange hin.", lachend prostete ich ihm zu.
"Na du bist mir ja eine.", er nahm einen Schluck vom Bier und stellte die Flasche auf dem Tisch vor uns ab. "Dann singst du aber mit, junge Dame, so einfach mache ich es dir nicht.", lachte er auf. "Welchen Song willst du denn hören?"
"Da du die Gitarre in den Händen hältst, kommt mir gerade eine schöne Akustik-Version in den Kopf, ich würde gern 'Silver Medal' mit dir singen."
"Ich nehme das jetzt nicht persönlich, da ich das von meinem Gegenüber nicht behaupten würde.", er zog einen Mundwinkel zu einem Lächeln hoch. Ich merkte, wie mir die Röte in mein Gesicht stieg.
"Um Gottes Willen... Das wollte ich damit nicht sagen."
"Alles gut, wollen wir anfangen?", ich nickte ihm zu.

Lukas oder in diesem Moment Alligatoah fing an zu spielen und begann seinen Part zu singen.

"Darling, du hast aus mei'm Leben eine Pony-Ranch geschaffen
Deshalb möchte ich dir heute ein paar Komplimente machen
Schließ die Augen und ich geb' dir 'ne Million Handküsse
Du siehst gut aus, ich hab' auch nich' so hohe Ansprüche..."

Kurz bevor der Refrain begann, nickte er mir zu und wir sangen zusammen.

"Girl, you are my cute pie
Until I get a new try
I'm singing in the moonlight
You're my silver medal

I'm calling you my cute pie
Until I get a new try
I'm singing in the moonlight
You're my silver medal

Lalalalala
Oh

Jessie, jetzt sag doch auch mal was, du bist doch da immer ein bisschen direkter..."

Ich übernahm den Part von Timi, nach dem Song folgten noch weitere meiner Favoriten, wie Stay in Touch, Nicht wecken oder Klüger. Die Zeit war schnell vergessen und die Stunden zogen ins Land.

~*~

Als ich am Montagmorgen die Augen aufschlug, trafen mich die warmen Sonnenstrahlen durch das Fensterglas im Gesicht. Ich lag auf der Recamiere des Big-Sofas von Lukas, mein Blick ging aus dem Panoramafenster, an dem ich am Abend zuvor noch mit seiner Gitarre saß und für mich sang. Ich richtete mich auf und drehte mich um, Lukas lag ebenfalls auf dem Big-Sofa und schlief, seine Gitarre lehnte neben ihm. Da ich ihn nicht wecken wollte, holte ich meine Tasche und meine Strickjacke aus dem Flur. Ich öffnete vorsichtig die Tür zur Terrasse, setzte mich im Schneidersitz auf das dunkle Rattanmöbel und kramte in der Tasche nach meinen AirPods. 

Wie zuhause - 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt