Kapitel 21 - Klärendes Gespräch?

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Du verbringst noch eine geraume Zeit in der Toilettenkabine. Dein Kopf tut mittlerweile weh von den tobenden Gedanken.
Eigentlich musst du längst im Unterricht sitzen, aber in deinem Zustand ist das gerade unmöglich.
Hast du einfach zu viele Hoffnungen in Steff gehabt?
Du machst dir nun selber Vorwürfe... Eigentlich hätte es doch klar sein müssen, dass so eine Sache zwischen Lehrerin und Schülerin nicht lange anhält! Vor allem wegen des Alterunterschiedes.
Aber es hatte doch eine Woche geklappt?! Diese Woche war mit Abstand die allerschönste seit langem. Deine Gefühle waren unbeschreiblich und in Steffs Nähe fühlst du dich einfach wohl.
Sie hatte dir genau dasselbe erzählt, doch am Wahrheitsgehalt dieser Aussage kannst du nun nur noch zweifeln.
Wieder kommen dir die Tränen, die du nur versuchst zu unterdrücken, weil deine Augen nicht noch roter werden sollen, als sie es ohnehin schon sind.
Schließlich gehst du aus der Kabine und wanderst doch etwas wackelig zu den Waschbecken.
Immer wenn du weinst, ist dir leicht schwindelig. Du stützt dich auf den Rand des Beckens und schaust dir selbst durch den Spiegel tief in die Augen.
Du atmest tief durch und merkst, wie die Last von dir abfällt.
Ist es das wirklich wert, sich jetzt so fertig zu machen? Hast du es wirklich verdient, so traurig zu sein?
Eigentlich nicht, aber du scheinst für Steff einfach extrem viel zu empfinden.
Noch keiner von euch beiden hat bis jetzt "Ich liebe dich" gesagt.
Wahrscheinlich einfach, weil es alles so schnell ging und keiner etwas überstürzen wollte... aber vielleicht war es für Steff auch einfach keine Liebe? Vielleicht wollte sie nur Abwechslung und Spaß?
Neinnnnnnnn!!!!
Lass diese Gedanken aus deinem Kopf verschwinden!!!
Steff würde so etwas nie tun!
Zudem hat sie dir gestern im Auto so rührende Worte übermittelt und sogar deswegen geweint... so etwas kann schlecht gespielt sein.

Deine Gedanken setzen sich wie von selbst immer weiter fort, doch plötzlich öffnet sich die Tür zum Vorraum der Toiletten, wo sich auch die Waschbecken befinden. Du blickst nur in den Spiegel und siehst Steff, wie sie dich total erschrocken anblickt.
Ohne sich zu nähern, spürst du ihre Anspannung.
"Ähm [Dein Name]... ist alles okay bei dir?", fragt sie distanziert.
Du weißt in diesem Moment nicht, ob du nett zu ihr sein sollst oder total energisch, weil sie dich verletzt hat.
Am liebsten würdest du jetzt einfach ohne ein Wort den Raum verlassen, aber es ist vielleicht besser jetzt den Mund aufzumachen, um Klarheit zu erlangen.

"Steff? Ist das dein scheiß Ernst? Wieso fragst du das noch? Nein! Nein, es ist nicht alles okay, wie du siehst!"
Der Ton deiner Stimme erklingt lauter und durchaus wütender, als er sollte.
Deine Emotionen scheinen überzukochen. "Hä, sorry, aber ich verstehe jetzt nicht genau, was dein Problem ist."
Steff versucht die Unsicherheit in ihrer Stimme zu verbergen, doch es gelingt ihr nicht vollständig. Durch ihre Reaktion wirst du letztendlich noch aufgebrachter: "Du fragst wirklich, was los ist?! Geht's noch? Ey, du ignorierst mich seit gestern Abend und vorhin bin ich extra in den Flur gegangen, um dich zu fragen, ob alles okay ist. Nein, Steff, es ist nicht alles okay. Ich habe mir die ganze Nacht den Kopf zerbrochen und mir Sorgen über dich gemacht."
Du hältst kurz inne, weil du dir unsicher bist, ob du das Gespräch, was du vorhin belauscht hast, wirklich zur Sprache bringen solltest. Letztendlich hast du aber nichts zu verlieren... "Und noch eine Sache: Möchtest du mir vielleicht irgendwas sagen? Ich meine, das mit dem Ignorieren muss ja einen Grund haben..."

Steff senkt ihren Kopf, damit sie dich nicht ansehen muss. Sie zögert sehr in ihrer Antwort, wodurch du dir sicher bist, dass sie dir etwas verheimlicht.
"Steff?! Red mit mir!!!"
"Ja, sorry, aber es gibt keinen Grund für mein Verhalten heute. Es tut mir leid.... Ich war einfach blöd, vielleicht bin ich einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden..."
Nachdem sie dies ausspricht, schaut sie wieder zu dir herauf und kommt dir ein Stück näher. Doch du kannst dich nun einfach nicht mehr zurückhalten und so platzt es einfach aus dir raus: "Lüg mich doch nicht an!!! Erzähl mir doch lieber, was heute früh im Lehrerzimmer passiert ist...
Freut mich ja, wenn du einfach mal schnell jemanden Neues gefunden hast, weil ich dir scheinbar nicht mehr genug bin. Weißt du was, Steff? Ich hätte dich wirklich anders eingeschätzt und auch anders kennengelernt, aber vielleicht hätten wir es noch langsamer angehen sollen, damit das jetzt nicht so endet. Aber mach dir keine Sorgen um mich!"

Ohne dass Steff noch etwas erwidern kann, verlässt du stürmisch die Toiletten. Für dich war es das.
Wie konntest du nur auf sowas reinfallen?
Du eilst wieder zum Unterricht, in der Hoffnung etwas Ablenkung zu finden.
Zum Glück hat der Lehrer nicht weiter nachgefragt, wo du solange warst, aber Lukas wollte es nach der Stunde auf jeden Fall wissen.
Du berichtest ihm unter Tränen von den Ereignissen: "Ich bin wirklich so enttäuscht von ihr und von mir selbst...".
"Ich kann dich verstehen, aber mach dich bitte nicht fertig, okay? Hat Steff eigentlich irgendwas zu den Vorwürfen gesagt?", fragt Lukas vorsichtig.
"Nö, ich bin einfach gegangen, als sie reden wollte, aber ganz ehrlich... ich will es auch gar nicht hören." entgegnest du mürrisch.
Lukas legt seine Hand auf deine Schulter: "Aber [Dein Name], sie ist dir doch wichtig... ich weiß für dich ist das gerade alles ziemlich mies, aber vielleicht solltest du ihr wirklich eine Chance geben, das zu erklären. Vielleicht ist es ja ganz anders als du denkst.... Immerhin weiß ich, wie sehr du sie brauchst... Und willst du das jetzt wirklich alles hinschmeißen? Ich glaube nicht, dass du das möchtest."
Du nickst. Lukas findet einfach immer die richtigen Worte. "Ich überlege es mir...", antwortest du, bevor du dich auf den Weg nach Hause machst.

Sicherlich wünscht sich Steff, dass du den ersten Schritt machst und auf sie zugehst, doch du hast dich dazu entschieden, zu warten bis sie sich selbst meldet, um zu sehen, dass du ihr wirklich wichtig bist.
Zuhause angekommen, räumst du erstmal dein Zimmer auf und hörst dabei lautstark Musik. Nach ungefähr einer Stunde bist du fertig und wirfst dich mit deinem Handy in der Hand aufs Bett.
Oh!!! Eine Nachricht von Steff! "Kann ich bitte vorbeikommen? Lass mich das erklären... es ist nicht so, wie du denkst. Bitte gib mir eine Chance. Ich brauche dich doch!"
Wooow... sie hat sich wirklich gemeldet.
Doch was sollst du jetzt antworten?
Du bist immer noch sauer auf sie. Eigentlich hat sie gar keine Chance gerade verdient, aber du kannst sie nicht einfach abweisen.

Du liegst noch mindestens fünf Minuten so da und überlegst, was du schreibst.
Steff ist die ganze Zeit online und scheint auf deine Antwort zu warten.
Doch letztendlich schreibst du ihr nicht zurück.
Du schaltest dein Handy einfach aus und legst es zur Seite. Nun kannst du dich auf deine Hausaufgaben konzentrieren.
Es vergeht fast der ganze Nachmittag ohne einen weiteren Gedanken an die Turbulenzen mit Steff. Deine Eltern sind immer noch auf Arbeit, als es gegen 17 Uhr plötzlich an der Tür klingelt.
Wie wahrscheinlich ist es, dass Steff jetzt wirklich extra hergefahren ist, um mit dir zu reden?
Um ehrlich zu sein, hast du es für nicht sehr wahrscheinlich gehalten und warst doch umso erstaunter, als sie wirklich vor dir steht, als du die Tür öffnest.
Du blickst Steff an. Ihre Augen sind total geschwollen und rot, sie scheint viel geweint zu haben und tut es immer noch.
"Kann ich reinkommen?", fragt sie mit zittriger Stimme.
Innerlich bist du extrem froh darüber, dass sie hier ist, auch wenn du gleichzeitig nicht unbedingt mit ihr reden möchtest.
Aber du kannst sie jetzt nicht noch einmal einfach so stehen lassen. Also bittest du sie rein.
Ihr geht hoch in dein Zimmer. Sie lässt sich auf dein Bett sacken, während du lediglich mit verschränkten Armen vor der Tür stehst.

Gnadenlos setzt du an: "So, Steff, dann erklär doch mal. Ich bin gespannt. Hattest ja genug Zeit, dir ein paar Ausreden einfallen zu lassen..."

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