Kapitel 57 - Jede Chance nutzen

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"Lass uns bitte reden!", rufst du erneut, doch keine Reaktion.
Steff scheint ihren Gang noch etwas verschnellert zu haben, denn als du um die Ecke gehst, ist sie bereits in den Toiletten verschwunden.
Du gehst in den Raum und stellst dich nun direkt vor ihre Kabine.
"Steff, bitte!!!", flehst du.
Eigentlich wolltest du dabei nur ein wenig an ihre Tür hämmern, doch so wie es aussieht und wie es sich anfühlt, schlägst du Steff die Tür gleich entgegen.
"Man, Steff, lass es mich bitte erklären! Es ist wirklich nicht so, wie es aussah."

Du gibst ihr einige Sekunden, bis du schließlich ein Stöhnen von drinnen vernehmen kannst.
Es scheint so, als wollte Steff wirklich nichts sagen und dich ignorieren, doch nun bricht es in ihr durch: "Willst du mich komplett verarschen?!" schreit sie.
Ihre Stimme ist durch den Schall im Toilettenraum nochmal um einiges lauter, fast erschreckend: "Ich weiß doch, was ich gesehen habe. Du brauchst mir gar nichts erzählen.
Das kannst du einfach nicht mehr gut machen! Und hör verdammt nochmal auf, mich zu verfolgen! Kann man nicht mal in Ruhe auf die Toilette gehen, oder was?"
Nach dieser Aussage bist du ruhig, kannst kaum glauben, dass ihre Worte gerade an dich gerichtet waren.
Deine Augen füllen sich so sehr mit Tränen, dass du fast gar nichts mehr sehen kannst.
Du bleibst nun für die nächsten Sekunden vor ihrer Tür stehen, in der Hoffnung, dass es vielleicht etwas bewirkt, wenn sie dich so niedergeschlagen sieht.

Als Steff wieder herauskommt, würdigt sie dir allerdings keines Blickes.
Sie wandert geradewegs durch zum Waschbecken, ohne auch nur ein Wort von sich zu geben.
Noch bevor sie ihre Hand auf die Türklinke legt, greifst du nach ihrem Arm.
Für einen Bruchteil von Sekunden dreht sie ihren Kopf in deine Richtung und schaut dir in die Augen.
Bei diesem Blick erkennst du ihre Enttäuschung, pure Enttäuschung.
Du bist so gefesselt, dass du einfach kein Wort herausbekommst.
Letztendlich schüttelt Steff nur den Kopf, streift deine Hand sanft von sich und verlässt den Raum.
Du bleibst noch geraume Zeit wie angewurzelt stehen, weil dir einfach nicht die Zeit blieb, um zu realisieren, dass es das wirklich gewesen sein könnte.
Du fühlst dich noch nicht dazu bereit, zurück in den Partysaal zu gehen.
Stattdessen schließt du dich in die Kabine ein, in der Steff gerade noch auf Toilette war.
Du lehnst dich von innen gegen die Tür und lasst dich einfach heruntersenken.
Tränen kommen dir diesmal nicht.
Du fühlst dich momentan einfach zu leer und bist dir auch noch nicht sicher, ob es die Tränen wert wären.
Mit viel Hoffnung handelt Steff nur so wegen ihrer Gehirnerschütterung... wer weiß.
Am besten, du lässt ihr erstmal ein bisschen Zeit und lässt dir bis dahin etwas einfallen, wie du ihr Herz zurückerobern kannst...

Schließlich verlässt du die Toiletten und biegst gerade um die erste Ecke im Gang, da siehst du Steff, wie sie sich ein paar Meter vor dir erschöpft an die Wand stützt.
Du eilst sofort hastig zu ihr: "Steff! Was ist los? Ist alles gut?"
Als sie sich zu dir dreht, blickst du in ein total blasses Gesicht.
"Ey, setz dich erstmal hin!"
Du versuchst ihr Halt zu geben, doch sie scheint diesen Kontakt zu vermeiden.
"Nein! Fass mich nicht an, verdammt! Ich komme schon klar! Ich brauche deine Hilfe nicht!.fuck!"
Steff fässt sich an den Kopf und sackt beinahe zusammen, doch dank deines Haltes fällt sie nicht zu Boden.
"Man, Steff, auch wenn du mich hasst und mich jetzt nicht sehen willst... es geht dir gerade nicht gut und ich lasse dich hier bestimmt nicht mitten im Gang verrecken. Deine Gesundheit geht jetzt vor!"
Und auch wenn Steff gerade echt wichtigere Probleme hat, scheint es trotzdem nicht daran zu scheitern, jedem deiner Worte perfekt zu "Ach komm...lass mich doch einfach hier liegen und geh zu deinem Lukas!
Es wird schon irgendwer vorbeikommen, der mir hilft, weil er sich Sorgen macht und nicht weil er wieder etwas gut machen muss. Merkste selber oder?"

Nach diesen Worten wird wie automatisch ein Schalter in deinem Gehirn umgelegt.
Es ist der Schalter, der dir sagt, bis hier hin und nicht weiter.
Es wäre jetzt wohl am sinnvollsten, wenn du Steff einfach aus Trotz loslässt und ihr wirklich nicht weiter hilfst.
Worte können so verdammt ehrlich sein und auch so verdammt weh tun.
Doch du bist ein gutmütiger Mensch, wahrscheinlich zu gutmütig.
Doch du bist dir sicher, wenn du Steff wirklich behalten möchtest, dann ist es wohl kaum hilfreich, sie einfach fallen zu lassen.
Schließlich versuchst du, ihr bewusst zu machen, dass ihr Verhalten momentan echt nicht das angebrachtetste ist.
"Du musst echt mehr auf dich achten.
Du solltest dich mehr ausruhen und Alkohol und krasse Bewegungen meiden.
Und dann sehe ich dich da wild auf der Tanzfläche Party machen mit einem Cocktailglas in der Hand. Steff, du gefährdest deine Gesundheit, ...das scheint dir wohl gar nicht bewusst zu sein?! Und jetzt komm....., ich bringe dich auf dein Zimmer."

Während sie sich immer noch auf deiner Schulter abstützt, stoppt sie ruckartig jene Handlung und schaut dich ungläubig an: "Bitte was?! Du willst mir jetzt auch noch Vorwürfe machen, dass ich ja selber Schuld bin, wenn ich das alles tue?! Hallo?! Hast du dich mal gefragt, warum ich das mache? Das würde ich bestimmt nicht machen, wenn du deinem ach so tollen "Nur-Kumpel" Lukas nicht die Zunge in den Hals gesteckt hättest. Maaaaan, du hast einfach verkackt, okay?"
Steff strengen ihre Worte so an, dass sie sich wieder vor Druckschmerzen an den Kopf fassen muss.
Nun ist es besser, wenn du einfach nichts mehr entgegnest und die Sache einfach so stehen lässt.
Nicht, weil es so richtig ist, aber einfach, um jeglichen weiteren Ärger zu ersparen.
Im Endeffekt scheint es ihr wirklich nicht gut zu gehen, denn normalerweise würde sie jetzt nicht so selbstverständlich mit dir zum Zimmer gehen.
Kurz vor der Tür streckst du die Hand aus und verlangst den Schlüssel.
Steff wirkt plötzlich nachdenklich.
Sie versucht, ihre Schmerzen irgendwie zu vertuschen, denn sie zeigt nicht gerne ihre verletzliche Seite, weil sie damit nicht gerne im Mittelpunkt steht.
"Ich möchte nicht auf mein Zimmer... mir geht es schon wieder besser."
Misstrauisch blickst du sie nun an: "Äh ne, Steff, das kannst du vergessen! Du bist total weiß im Gesicht und kannst nicht mal richtig stehen... Gib mir jetzt bitte den Schlüssel."

Zögerlich und mit zittriger Hand reicht sie dir nun tatsächlich den Schlüsselbund.
Du öffnest die Tür und guckst die auf dich starrende Steff an: "Komm.... rein mit dir! Ich meine es doch bloß gut mit dir. Mir ist es gerade echt nicht wichtig, was du von mir hältst, aber ich will, dass es dir gut geht."
In Steffs Augen scheint nach diesen Worten sogar ein klitzekleines Strahlen erkennbar zu sein.
Schwermütig bringst du sie noch zu ihrem Bett und verlässt auch schon wieder das Zimmer mit den Worten: "Wenn was ist, dann meld dich bei mir. Ich bin für dich iederzeit erreichbar".

Tür zu und nun zurück zum Partyraum.... denkst du jedenfalls.
Als du gerade auf dem Weg zurück bist, kommt dir allerdings schon Lukas entgegen: "Ey man, wo bist du denn? Ich hab mir schon Sorgen gemacht und dich überall gesucht, weil wir definitiv mal reden müssen."
Du überlegst, ob du abblocken sollst, doch ehrlich gesagt, würde es nichts besser, sondern nur schlechter machen. Irgendwann musst du eh mit ihm reden und besser ietzt als später. Sei jetzt einmal erwachsen!
"Okay... wo sind die anderen?", fragst du.
"Die sind noch bei der Party. Die haben sich auch schon gewundert, wo ihr seid und ich hab einfach gesagt, dass ihr aufs Zimmer seid, weil es erstmal noch zu viel Trubel für euch ist." Darauf entgegnest du noch ein kurzes "Mh okay" , dann geht ihr bereits aufs Zimmer.
Du schaffst es noch, leise die Tür zu schließen, anschließend reißen bei dir jedoch alle Stränge.
"Was zur Hölle sollte das, Lukas!? Geht's noch? Was fällt dir ein, mich einfach zu küssen, ohne meine Einstimmung und vor allem vor der Klasse und Steff?!
Maaan, ich weiß, dass du es nicht mit Absicht machst..... aber ich hasse dich einfach gerade!!! Du versaust mir die Beziehung mit Steff total!"

Deine Worte schallen klar und verständlich durch den Raum und es würde dich echt nicht wundern, wenn selbst Steff sie über den Flur hört.
Schließlich holt Lukas tief Luft: "Jetzt mach das Problem doch nicht größer, als es ist. Es war verdammt nochmal nur ein Kuss, der absolut nichts bedeutet hat! Was die anderen denken, ist nicht mein Problem.
Und wenn du irgendwie zu unfähig bist, eine vernünftige Beziehung mit Frau Kloß zu führen, dann hast du halt einfach Pech!
Ich kann nicht ständig alles gerade bügeln, was du verbockst.... immerhin war es deine tolle Idee mit der Notlüge, dass wir ein Paar sind. Ich habe auch nur aus Not gehandelt.
Ich wusste, dass es so und so scheiß Konsequenzen hätte, aber für eins musste ich mich ja entscheiden. Also habe ich gedacht, dann lieber die erneute Konfrontation mit Frau Häusler umgehen und dafür kurz bisschen Trubel mit dir und scheinbar auch Steff auslösen.... aber mein Gott, dass wird sich schon wieder alles legen."

Lukas sagt das Ganze so, als wäre es selbstverständlich.... doch das ist es nicht.
"Ey Lukas? Hast du mir zugehört? Du denkst auch, dass sich die Probleme irgendwann in Luft auflösen, oder was? Wegen dir bin ich Steff sozusagen vor ihren Augen fremdgegangen. Das kann sie mir nicht so einfach verzeihen. Und alles nur weg-----." Plötzlich unterbrichst du deinen Satz, denn dein Handy empfängt eine Nachricht.
Du schaust auf das Display.
Es ist Steff: » Kannst du bitte kommen? «
Du schaust zu Lukas: "Wir klären das später, ich muss jetzt erstmal los..."

forbidden trip to love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt