Kapitel 63 - Gedanken, die bleiben

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Ob es zur Show gehört oder nicht, ist jetzt erstmal egal.
Ihr alle erleidet gerade den Schreck eures Lebens.
Die Geisterfrau baumt sich gegenüber Steff auf und schreit ihr mitten ins Gesicht: "Duuuuuuuuuuuuu!"
Ihre spitzen Finger sind nun direkt auf sie gerichtet.
Widerwillig hast du Steffs Hand bereits losgelassen, weil du selber zu viel Angst in diesem Moment hast.
"Du bist eine Mörderin!!! Du hast meine Mutter getötet! Sie hätte noch so schön leben können... warum hast du das getan?!"
Steff reißt ihre Augen auf... so weit, dass sie ihr doch beinahe rausfallen.
In deiner Vorstellung wäre es tatsächlich sogar lustig, wenn das passieren wurde..., wenn Steffs Augen so ganz vorsichtig auf dem Boden herumkullern.
Warte... die Gedanken sind extrem merkwürdig!
Und im nächsten Augenblick kommt dir wieder in den Kopf, dass Steff ja total dringend auf Toilette muss.
Mittlerweile kannst du es absolut verstehen, weshalb sie sich ärgert, dass sie es nicht vorher getan hat.
Die Situationen, die ihr hier gemeinsam erlebt, werden wohl für ihre Blase immer grenzwertiger.
Schließlich kann sie sich relativ schnell wieder beruhigen.
Steff setzt sich neben dich auf eine der Holzkisten und auch im weiteren Verlauf der Vorstellung kannst du ihren schweren Atem wahrnehmen.
Unbemerkt von den Anderen, legst du deine Hand auf ihre und streichelst sie.

Als ihr endlich diesen Raum überlebt habt, entschuldigt sich Steff tatsächlich nochmal bei der Darstellerin, weil sie sie ja sozusagen bei ihrer Arbeit behindert hat.
Die Frau nimmt es zum Glück mit Humor und meint, dass sie es immer cool findet, wenn mal wieder etwas Unvorhergesehenes passiert, worauf sie spontan weiter schauspielern muss. Du bist dir wirklich sicher, dass sie das echt gut gehandhabt hat.
Erneut bist du froh, dass ihr es wohl bald geschafft habt... doch der Spaß ist noch lange nicht vorbei.
Nun gibt es endlich eine Fahrattraktion, scheinbar eine Art Indoor-Wasserbahn.
Du kannst deine Adrenalinschübe immer wieder spüren, als ihr durch die Dunkelheit gleitet.
Dein Gefühl sagt dir, dass ihr euch scheinbar gerade nach oben bewegt.
Steff greift verzweifelt nach deiner Hand: "Ey, nach dem, was gerade passiert ist, habe ich nun echt Schiss vor allem, was noch folgt."
Du streichelst ihr beruhigend die Hand und gibst ihr im Dunkeln einen Kuss auf den Handrücken.
Schließlich fahrt ihr genau auf eine Zielscheibe zu.
Na ganz toll!
Eigentlich möchtest du gar nicht hinschauen, deine Augen lieber geschlossen halten und an irgendwas Schönes denken, doch der Nervenkitzel ist einfach zu groß.
Plötzlich kommt aus dieser Scheibe eine Kanone heraus und kurz darauf verspürt ihr einen heftigen Luftschuss.
Dadurch werdet ihr unverzüglich nach hinten katapultiert und rollt die gesamte Strecke bergab, bis ihr unten wieder im Wasser aufschlagt.
Und nun seid ihr allesamt komplett nass.
"Das hab ich mir jetzt echt anders vorgestellt.", sagt Steff, als sie an ihrer blauen Jeans herunterschaut.
Du versuchst dir lediglich dein Lachen sowie einen weiteren Kommentar zu unterdrücken.
Und um ehrlich zu sein, ist das auch das letzte, woran du dich so wirklich erinnern kannst.

Die restliche Vorstellung hast du nur noch vor dir hingeträumt und dir Gedanken über Steffs Wunsch gemacht.
Zugegebenermaßen möchtest du dich wahrscheinlich auch nicht an dieses Gruselkabinett erinnern.
Deine Träume werden wohl noch in 30 Jahren von diesem Erlebnis geprägt sein.
Naja, immerhin hast du es überlebt und ganz blöd war es natürlich auch nicht.

Gerade als ihr nun das Dungeon verlasst, entfernt sich Steff schon ziemlich zügig von der Gruppe mit den Worten: "Ihr habt jetzt noch zwei Stunden Freizeit. Wir treffen uns dann am Bahnhof wieder. Viel Spaß!"
Du wartest einen Moment, bis sich die Schüler in der Menge verlieren und eilst dann zu Steff. "Du weißt, was der Plan ist!", sagt sie verzweifelt.
"Ja, aber hast du eine Ahnung, wo die nächste Toilette ist?"
Steff schüttelt mit angespanntem Gesichtsausdruck den Kopf.
Du seufzt: "Ach man... warte, wir sind doch vorhin an diesem einen Einkaufszentrum vorbeigelaufen. Da gibt es doch bestimmt Toiletten.", schlägst du vor.
"Ja, stimmt! Na dann, los!", befiehlt sie mürrisch und zieht dich einfach mit.

Gemeinsam rennt ihr nun durch die Gassen von Hamburg.
Dass man sich auch als Lehrer nicht immer an die Verkehrsregeln hält, wird hierbei klar.
Eventuell habt ihr die roten Ampeln einfach nicht gesehen oder seid vielleicht auch farbenblind.
Doch nun habt ihr auf schnellstem Wege das Center erreicht.
Mit der Rolltreppe geht es in die 2. Etage und mithilfe der Wegweiser findet ihr die Toiletten dann ziemlich schnell.
"Boar, neeee, warum diese lange Schlange..", sagt Steff gequält.
Du schaust dich um: "Hä, geh doch einfach bei den Männern... da steht gar keiner an."
Gesagt, getan!
Steff schnellt auf den Automaten zu: "Was für 50 Cent?! Die können mich mal! Ich bezahle doch nicht dafür, um aufs Klo zu gehen!"
Und so kraucht Steff einfach unter die Drehstangen durch und dreht sich nochmal zu dir: "Was ist? Kommst du mit?"
Für einen Moment stehst du wie verankert da und bist unangenehm betroffen von den Blicken der wartenden Frauen.
Das einzige, was dich nun dazu beflügelt, ihr zu folgen, ist wohl der Gedanke daran, dass euch hier eh niemand kennt.

Und schließlich stehst du nun inmitten von Männern.
Du grinst nur peinlich berührt und erkennst dann auch schon Steff.
"Kommst du mit rein oder willst du draußen warten?"
Du entscheidest dich dafür, mit in die Kabine zu gehen. Immerhin hättest du sonst auch gleich außerhalb der Männertoilette warten können.
Was soll's!
Schließlich dauert es keine zwei Minuten, bis ihr wieder aus dem gesamten Toilettenbereich raus seid.
"Das war wild!", gibst du von dir.
Steff verdreht grinsend ihre Augen: "Hör auf! Das war ganz knapp. Und ja gut, du hast recht... es ist schon echt ne witzige Aktion gewesen."

Nun schlendert ihr durch das Einkaufszentrum. Es gibt hier unzählige Läden... manche davon kennst du nicht mal. "Wasn, Lust auf bisschen Shopping?", fragst du Steff.
Sie zuckt mit den Schultern: "Dazu sage ich nie nein."
Gemeinsam geht ihr also in H&M und hofft, dass hier nicht schon die Mädels von eurer Klasse sind.
Du schaust dir die neuen Klamotten an und bist immer wieder erstaunt, was es heutzutage so für Trends gibt. Unglaublich....

Als du dich umdrehst, um mit Steff deine Gedanken zu teilen, musst du feststellen, dass diese gar nicht mehr in deiner Nähe ist.
Du guckst dich um und kannst sie kurze Zeit später im Bereich der Unterwäsche erkennen. Du trottest zu ihr hin: "Was machst du?", fragst du verwirrt.
In ihren Händen hält sie bereits einen Spitzenslip und einen weinroten BH.
Nun bewegt sie ihre Hände blitzschnell hinter ihren Rücken: "Äh, was?! Nichts! Alles gut!" Du nimmst ihr die Sachen aus der Hand: "Das nennst du nichts, Schatz? Ich würde es wahrscheinlich eher heiß nennen! Aber gut, wir haben vielleicht eine andere Meinung diesbezüglich."
Im nächsten Moment siehst du, wie rot Steff wieder anläuft: "Ich hab mir gerade vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn wir beide Dessous im Partnerlook tragen würden. Und irgendwie gefällt mir diese Vorstellung sehr." Sie grinst schelmisch und dein Gedanken-karusell wird wieder angetrieben: "Verdammt, Steff... du weißt, womit du mich kriegst!" "Supi! Wollen wir es mal anprobieren?"
Du kannst gerade noch nicken, da schleift sie dich schon in die Kabine.
"Ähm, nehmen wir sicherheitshalber beide eine eigene?", fragst du unsicher.
Steff zieht einen Schmollmund: "Das ist nicht Sinn der Sache... dann kann ich dich ja gar nicht betrachten."
Jetzt schnallt auch dein Gehirn, dass diese Idee nicht zum erwünschten Resultat führen würde. Also, ab in eine Umkleide!
Eigentlich liebst du die H&M-Umkleiden mit diesem großen Spiegel, doch nun zieht sich Steff neben dir extra langsam aus und egal, in welche Richtung du schaust, du musst einfach zugucken.
"Ist was? Willst du dich vielleicht auch mal ausziehen oder trägst du Unterwäsche über den Sachen?"
Du wirfst Steff einen gespielt bösen Blick zu und kneifst ihr in die Hüfte, wodurch sie leicht aufschreit.
Schließlich hilft sie dir sogar beim Ausziehen und auch beim Anziehen der Dessous.

Nun betrachtet ihr euch beide im Spiegel.
"Mh, also ich finde, dass es dir besser steht.", spricht Steff ruhig.
"Stop! Hast du dich mal angeguckt? Du siehst so heiß aus! Am liebsten würde ich dich sofort vernaschen!", sagst du überzeugt.
"MACH DOCH!", entgegnet Steff nun.

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