Kapitel 25 - Chaos ohne Ende

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Sicht von Steff:

Ich hätte mir wahrscheinlich noch weiter den Kopf zerbrochen, aber glücklicherweise bin ich gestern Abend relativ schnell eingeschlafen. Als ich aufwache, bin ich ein bisschen überfordert.
Heute ist das Treffen mit Sven.
Ich habe mir bislang noch gar keine richtigen Gedanken darüber gemacht.
Was soll ich denn anziehen? Trage ich Makeup auf? Wie soll ich mich in bestimmten Situationen verhalten?
Eigentlich bin ich ein Mensch, der gerne unterschiedliche Szenarien durchspielt, um im Ernstfall schlagfertig zu sein.
Allerdings fehlt mir dazu jetzt die Zeit und die Motivation.
Egal was also letztendlich passiert, ich habe genug Zeit, um alles Revue passieren zu lassen, da ich eh die restliche Woche frei habe.
Sven muss heute nochmal in die Schule, aber nur bis Mittag, dann holt er mich mit dem Auto ab und bis dahin sollte ich dann auch fertig sein mit allem.

Mh, leicht gesagt.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Es ist mittlerweile 10 Uhr, das heißt, ich habe noch genau 2 Stunden, um alles in den Griff zu bekommen.
Das könnte kritisch und sehr hektisch werden.
Bevor ich nun irgendetwas starte, beschließe ich, mir erst einmal einen groben Plan zu machen:
Das Frühstück lasse ich lieber aus, denn es ist schon zu spät.
Ich werde jetzt als erstes in die Dusche springen und mir passende Klamotten raussuchen.
Dann muss ich mich dezent schminken und mein Schmuck darf natürlich auch nicht fehlen.

Während des Duschens spiele ich immer wieder mit dem Gedanken, mich zu rasieren. Wozu, Steff?
Ich will doch eh nicht, dass etwas Voreiliges passiert....
Trotzdem kann ich es nicht lassen.
Nur für den Fall aller Fälle, man kennt es. Besser wäre es für mich, wenn ich das nicht wegen ihm täte, sondern für jemand anderes. Für die Person, die mein Herz von Anfang an sehr schnell erobert hat, weil sie so offen und ehrlich ist und in ihrer Art so ähnlich zu meinem Auftreten erscheint.
Die Person, wo ich mir auch blind sicher bin, dass wir auf einer Wellenlänge sind.
Die Person, die mir einfach Sicherheit gibt, wo ich weiß, ich kann auf die Person zählen.
Und egal wie viel Mist ich baue, sie wird mir immer verzeihen, weil ich weiß, dass ich ihr viel bedeute und dass sie mich nicht einfach nur als normaler Mensch sieht, sondern als ehrliches Geschenk.
Die Person, gegen die nicht einmal ein Sven eine Chance hat.
Maaaan, Steff.... wie konntest du so dumm sein?! Was hast du getan?

Am liebsten würde ich auf der Stelle zu [Dein Name] fahren, ihr um den Hals fallen und das Treffen mit Sven absagen.
Würde ich wahrscheinlich auch machen, aber das wäre nicht wirklich erwachsen. Beide würden sich zu 100% verarscht fühlen. Das kann ich nicht bringen.
Es ist eh schon unangenehm, dass die beiden auf mich warten, nur weil ich so ein Theater veranstalte.
Warum kann ich nicht einfach wie jeder normale Mensch handeln?
Nein! Ich denke zu viel über alles nach, stehe mir selber oft im Weg und dabei will ich doch so erwachsen und reif sein.
Manchmal denke ich, dass selbst [Dein Name] sich mehr zu helfen weiß als ich. Es ist alles zu viel für mich. Ich weiß auch gar nicht, wo mir der Kopf gerade steht.
Aber um ehrlich zu sein, ist jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt dafür, um mir selbst Vorwürfe zu machen. Im Endeffekt ist es jetzt nicht mehr zu ändern... das Treffen mit Sven ist jetzt nur noch eine Stunde hin und ich merke, wie mich immer mehr die Motivation verlässt.
Viel lieber würde ich jetzt meine Zeit mit [Dein Name] verbringen... und sie mit mir... da bin ich mir sicher.
Aber bevor ich mich da jetzt wieder reinsteigere, sollte ich mich weiter fertig machen...

Die Zeit vergeht wie im Flug, dennoch schaffe ich es gerade rechtzeitig, bevor Sven kommt. Ich gehe aus der Haustür und sehe einen silbernen Mercedes vor meinem Haus stehen. Ich gehe ein paar Schritte in Richtung des Autos, als von der Fahrerseite plötzlich Sven aussteigt.
Er ist total schick angezogen: Er trägt einen schwarzen Anzug und darunter ein weißes Hemd.
Insgeheim frage ich mich, woher er die Zeit dafür genommen hat, sich so aufzubrezeln, während ich den ganzen Tag frei hatte und aussehe wie eine Kartoffel.
Sven läuft um das Auto herum und kommt mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf mich zu. Ich muss kurz schlucken.

Im nächsten Moment scanne ich ihn unbemerkt von oben bis unten ab, werde dann allerdings von seiner Stimme abgelenkt: "Hey, Stefanie, alles klar bei dir? Wooooow, du siehst toll aus. Ich dachte ja, dass ich schon die schönsten Klamotten an dir gesehen habe, aber bei diesem rosafarbenden Anzug bleibt mir ja fast der Atem stehen."
Während diesen Worten begrüßt er mich mit einer sanften Unarmung, die recht lange anhält.
Ehrlich gesagt bin ich darüber auch froh, denn so konnte er immerhin nicht sehen, dass ich rot angelaufen bin.
Ich habe ich anschließend ziemlich erwartungsvoll angeschaut und wusste nicht recht, worauf wir jetzt warten. "Äh, wollen wir dann los, oder?", frage ich verunsichert.
Sven nickt lachend, entgegnet allerdings noch etwas, womit ich definitiv nicht gerechnet hätte: "Ja, wir können gleich los, aber vorher habe ich noch etwas für dich. Warte...."
Ich lege meinen Kopf in eine leichte Schräglage und ziehe die Augenbrauen hoch. Sven öffnet die hintere Tür und holt etwas von dem Sitz: einen Rosenstrauß.
Meine Augen werden groß und mein Herz explodiert gleich.
Ich merke, wie meine Augen sich leicht mit Tränen füllen, einfach weil ich überrascht und überfordert zugleich bin.
Es ist mir echt unangenehm, dass er der erste Mann ist, der mir Blumen schenkt.
Ich bin sowas einfach nicht gewohnt.

Nun hält er mir den Strauß hin:
"Hier, den habe ich gerade noch frisch vom Blumenladen abgeholt. Ist nichts Besonderes, aber eine kleine Aufmerksamkeit. Ich hoffe dir gefällt er."
Ich nehme die Blumen mit verschwitzten und zittrigen Händen entgegen: "Wow, wie schön, danke! Aber ey Sven, das wäre echt nicht nötig gewesen."
Sven schüttelt daraufhin nur bescheiden den Kopf und hält mir die Autotür auf.
Ich steige ein und sehe mich in der Zwischenzeit kurz um, bis er auf der Fahrerseite einsteigt.

Nun fahren wir los zu einem Restaurant, das ungefähr 30 Minuten entfernt liegt.
Die Fahrt an sich beginnt sehr ruhig, weil keiner von uns so wirklich weiß, worüber man reden könnte.
Als Sven an der nächsten Ampel in den höheren Gang schalten will, streift er ausversehen mit seinem Finger an meinem Oberschenkel entlang. "Oh sorry, das wollte ich nicht".
Daraufhin beginne ich zu lachen und versichere ihm, dass das kein Problem ist. "Gut, da bin ich ja beruhigt... du weißt schon.... sowas ähnliches hatten wir ja schonmal."
Nach dieser Aussage vergeht mir leicht das Lachen und ich nicke nur freundlich, während ich mein Kopf zum Fenster drehe.
Man, ich wollte nicht, dass er diese Sache noch einmal anspricht.
Ich hatte die unangenehme Situation endlich vergessen, aber jetzt sind auch die Bilder von [Dein Name] mit diesem Jungen wieder da. Ich merke, wie mir übel wird.
Sven scheint das ebenfalls zu bemerken: "Hey, ist alles gut? Hab ich was Falsches gesagt? Du siehst plötzlich so blass aus."
Ich schlucke kurz und frage ihn dann, ob er eventuell kurz am Straßenrand anhalten kann, damit ich frische Luft schnappen kann.
Selbstverständlich wartet Sven nicht lange und sucht eine geeignete Bucht, in der er hält.

Ich reiße sofort die Tür auf und springe aus dem Auto.
Ohne auf Sven zu warten, laufe ich einige Meter in den Wald und atme einige Male tief durch.
"Fuck", sage ich leise vor mir hin.
Sven kommt nach etwa zwei Minuten von hinten auf mich zugerannt: "Stefanie!!! Ist alles gut? Geht es dir nicht gut? Ich mache mir Sorgen!"
"Alles gut, es geht mir wieder besser, aber ich dachte wirklich für einen Moment, dass ich mich übergeben muss. Ist wahrscheinlich nur die Aufregung, mach dir also keine Sorgen. Bei mir schlägt sowas immer schnell auf den Magen.", antworte ich, um ihn nicht komplett in Panik zu versetzen.
"Oh, ja das kenne ich. Ich bin da auch immer sehr sensibel, aber alles wird gut." sagt er, während wir wieder langsam zum Auto schreiten.

Wenn ich ehrlich bin, denke ich nicht, dass die Sache wegen des "Dates" ist, sondern vielmehr wegen des ganzen Chaos, was ich allgemein momentan verursache.
Ich setze mich so sehr unter Druck, irgendwann wird mir das alles zu viel..., aber davon kann ich Sven nicht erzählen... das würde er sicher extrem falsch auffassen...

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