Kapitel 48 - War es das jetzt?

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Nervös blickt Steff zu dir.
Im Bruchteil einer Sekunde bleibt gefühlt dein Herz stehen und du kannst einfach keine klaren Gedanken fassen.
Die Tatsache, dass Steffs gesamter Ruf gerade auf dem Spiel steht und du weißt, wie sehr sie innerlich gerade zerbricht, zerstört auch dich. Zu gerne würdest du ihr jetzt helfen, aber das ist nicht möglich.
Wenn du jetzt in das Gespräch der beiden Lehrer fällst, ist sofort alles aufgeflogen. Warum sonst solltest du Steff so in Schutz nehmen?
Immer noch steht sie vor Frau Häusler und kriegt kein Wort heraus, fährt mit ihrem Fuß nervös im Sand herum.
Doch lange kann sie auf ihre Antwort nicht warten lassen, da Frau Häusler einfach zu sehr stichelt.
Die ganze Klasse steht mittlerweile um sie herum und vergrößert den Druck dieser ausweglosen Situation immer mehr. Schließlich stottert es aus Steff heraus: "Ich, äh, wir - wir sind nach da hinten geschwommen - und halt an das Ufer gegangen. Und Lukas hat gesehen, dass dort ein Eisladen ist und wir haben uns halt ein Eis geholt und sind etwas rumgelaufen. Mehr nicht."
Während sie das sagt, kann sie Frau Häusler nur schwer ins Gesicht schauen, zu sehr geplagt von der Angst, aufzufliegen.
Doch die Angst schwindet wieder, als die Lehrerin bekennend nickt.
Steff wirkt erleichtert, ihr Gesichtsausdruck entspannt sich allmählich.

Doch plötzlich entgeget Frau Häusler etwas, was nach dieser Reaktion ziemlich unerwartet scheint: "Gut, Frau Kloß, alles klar, das habe ich mir fast gedacht, dass sie mit Ausreden genau so gut sind, wie [Dein Name]. Der Eisladen dort hinten ist heute geschlossen. Ich erwarte Sie und die beiden Schüler, sobald wir wieder im Hotel sind, auf meinem Zimmer. Ich bin mir sicher, dass hier ein ernstes Gespräch angebracht ist. Und diskutieren Sie jetzt lieber nicht mit mir, das macht die Situation wahrscheinlich noch schlimmer.
Ich hoffe, wir haben uns da verstanden!"
Steff will gerade etwas entgegnen, als sie dich anschaut und durch deinen misstrauischen Blick davon abgehalten wird.
Deiner Meinung nach, muss sie nun echt auf jede Kleinigkeit achten, die noch so sehr ein Indiz sein konnte.

Letztendlich gibt Steff klugerweise nach, wird allerdings von Frau Häusler noch weiter runtergemacht: "So liebe Klasse, und da Frau Kloß und gewisse Schüler scheinbar nicht wissen, wie man sich auf Klassenfahrten verhält, müssen nun alle darunter leiden und wir werden jetzt sofort zum Hotel zurückkehren.
Auch wenn das Wetter heute schöner nicht sein kann, verbiete ich allen Schülern, heute das Zimmer noch einmal zu verlassen.
Ihr bleibt alle drinnen, bis es geklärt ist, selbst wenn wir die ganze Woche dafür brauchen.
So und jetzt packen bitte alle ihre Sachen zusammen und verabschieden sich schonmal vom Strand."

Die gesamte Klasse seufzt auf.
"Tja Leute, dafür kann ich nichts. Das habt ihr alles nur den dreien zu verdanken.", sagt Frau Häusler bösartig.
Steffs Blick zu urteilen, kann sie kaum fassen, was hier gerade abgeht.
Um ehrlich zu sein möchtest du im Moment nicht in ihrer Haut stecken und doch würdest du ihr so gerne helfen.
Oh, lieber Gott, bitte lass es doch alles nur ein schlechter Albtraum sein!
Das Leben kann so ungerecht sein.
Warum muss es solche Lehrer, wie Frau Häusler geben, die ihre Kollegen so gehässig ärgern und fast aus ihren Job mobben?! Keinerlei Anzeichen von Kooperation oder Drang nach Wahrheit.
Es wird einfach nur geraten oder vermutet und schon ist ein Urteil getroffen.
Solche Menschen wirst du nie verstehen.
Doch auch du musst dich dementsprechend nun verhalten.
Am besten ist, wenn du möglichst das befolgst, was Frau Häusler euch befiehlt.
Vielleicht kommt ihr so etwas glimpflicher aus der Situation.

Doch gerade brodeln auch in dir die Aggressionen.
Du kannst es kaum sehen, wie sehr Steff leidet. Sie wirkt total eingeschüchtert und hat permanent Tränen in den Augen, die sie nun durch ihre Sonnenbrille versucht, zu verstecken.
Schließlich geht es zurück zum Hotel, wobei Frau Häusler auf der ganzen Fahrt darauf achtet, dass ihr drei keinen Kontakt zueinander habt.

Dort angekommen, bekommt ihr noch ganz kurz Zeit, um auf eure Zimmer zu gehen.
Du schließt gerade die Tür hinter euch, da brodelt es in dir über: "Ey Lukas, super. Was machen wir denn jetzt? Du hast gesagt, jo, kommt mal mit, da hinten ist voll schön. Scheißdreck! Wegen deiner dummen Idee sitzen wir jetzt mehr als tief in der Klemme." Auch bei Lukas kocht nun alles über: "Sag mal, geht's noch? Was gehst du mich jetzt so an? Ich hab euch zu nichts gezwungen und außerdem ist es wohl nicht mein Problem, dass ihr beide zu blöd seid, euch einfach gute Ausreden einfallen zu lassen.
Frau Häusler ist auch nicht von gestern. Zudem hattet ihr doch wieder genug Zeit zum rummachen dort. Bei euch geht es doch nur um das eine, immer und immer wieder. Liebt ihr euch überhaupt?
Ihr nutzt euch richtig gegenseitig aus, nur um auf eure Kosten zu kommen!"

Nach dieser Aussage bleibt dir der Mund offen stehen und du kannst nicht anders, als Lukas voller Kraft deine Handfläche ins Gesicht zu schlagen.
Du hättest diese Tat jetzt wahrscheinlich gerne bereut, doch diesmal hat er es wohl nicht anders verdient.
"Bist du komplett bescheuert, Lukas?!
Sonst hast du uns doch auch immer unterstützt... Außerdem habe ich dir schon tausend Mal erklärt, dass wir solche Momente eben für Zartlichkeiten nutzen müssen oder denkst du wir glotzen uns dann einfach nur an, wie zwei bekloppte Affen?!
Ich erkenne dich gar nicht wieder. So wie du das sagst, wirkt es fast als wenn du komplett eifersüchtig bist auf das, was wir haben und du eben nicht. Gönn mir das doch einfach, verdammt!! Ist das so schwer?"
Lukas schüttelt den Kopf und schaut nach unten.
Für einen Moment scheint er wirklich über deine Worte nachzudenken.
Doch schließlich gewinnt sein Ego wieder: "Wenn das alles ist, was du und Frau Kloß wollt, dann werde ich das ab sofort nicht mehr unterstützen. Und das hat nichts mit Eifersucht zu tun, aber eine Schüler-Lehrer-Beziehung ist verboten. Und jetzt Basta! Wir müssen zu Frau Häusler."

Noch bevor Lukas die Tür öffnet, packst du ihn am Arm und sagst fast drohend zu ihm: "Wehe du verrätst uns beide jetzt! Halt bloß deine Klappe!"
Er zeigt allerdings keinerlei Bereitschaft für eine Meinungsänderung und befreit sich aus deinem Griff: "Was passiert denn dann, [Dein Name], mhh? Willst du mir drohen oder was?
Weißt du, ich dachte wirklich, das zwischen uns könnte was werden, aber scheinbar habe ich mich getäuscht.
Seitdem diese Frau Kloß da ist, drehst du komplett durch.
Ich mache da nicht mehr mit!"

Mit diesen Worten lässt er dich nun zurück und stürmt davon.
Du musst jetzt erstmal alles ordnen und verstehen. Zu viel ist gerade auf deinen Kopf eingeprasselt.
Was meint Lukas damit, dass er dachte aus euch würde etwas werden? Hää?
Hast du irgendwas verpasst?
An welcher Ecke eurer jahrelangen Freundschaft ist er denn bitte falsch abgebogen?

Ach egal! Nun ist erstmal keine Zeit, um darüber Gedanken zu verlieren.
Viel wichtiger ist es nun, dass Gespräch mit Frau Häusler sauber über die Bühne zu bringen und dann seht ihr weiter.

Als dir die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet wird, sitzen Steff und Lukas bereits an dem kleinen Tisch.
"Komm rein.", lächelt sie dir entgegen.
Schön, dass sie sich darüber freuen kann...
Dir ist gerade alles andere, als zum Lachen zumute.
Als du dich dann hinsetzt, beginnt sie das Gespräch: "So, wer von euch Dreien möchte als erstes das Wort ergreifen? Frau Kloß, Sie vielleicht?
Schämen Sie sich nicht? Sollten Sie den Kindern nicht ein gutes Vorbild sein?"

Das lässt sich Steff natürlich keine Sekunde gefallen.
Ihre Schlagfertigkeit kommt ziemlich zügig zum Einsatz: "Eine Frage, Frau Häusler: Von welchen Kindern reden Sie die ganze Zeit?
Falls Sie es nicht mitbekommen haben, sind wir hier auf Abschlussfahrt mit einer 12. Klasse und nicht mit dem Kindergarten, das heißt, dass hier alle Schüler schon ziemlich erwachsen sind."
Frau Häusler scheint fast fassungslos: "So eine Frechheit, Frau Kloß! Wo ist ihr Anstand? Stehen Sie doch wenigstens dazu, dass Sie mit unserem lieben Lukas eine Affäre haben. Möchte er das überhaupt oder zwingen Sie ihn dazu?"

Steff kann jetzt nicht mehr still auf ihrem Stuhl sitzen und rafft sich auf: "Wie bitte?! Woher nehmen Sie sich das Recht, mir solche Taten zu unterstellen? Das ist doch total verwerflich, merken Sie das nicht selber?!"

Noch bevor die beiden sich weiter angehen können, schaust du Lukas verzweifelt an und gehst kurz in dich.
Letztendlich erkennst du die einzigst mögliche Lösung nun, eine Zwangslösung.
Also stehst du einfach auf und rufst: "Frau Häusler, Sie müssen etwas falsch verstanden haben. Lukas und ich sind doch ein Paar!"

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