Kapitel 43 - Mitten in der Nacht

101 3 0
                                    

Den restlichen Abend redest du mit Lukas über alle Unannehmlichkeiten, die sich zwischen Frau Häusler, Steff und dir aufgetan haben.
Du wirkst fast etwas angeschlagen von der Tatsache, dass das mit Steff auf dieser Abschlussfahrt echt schwieriger ist, als erwartet.
Lukas hat erfahrungsgemäß immer die richtigen Worte für so etwas parat, doch dieses Mal macht er deine Laune auch nicht viel besser.
"[Dein Name], sei doch mal ganz ehrlich... was hast du erwartet? Dass du hier mit Frau Kloß in den Flitterwochen bist, oder was? Ich meine, ich kann ja verstehen, dass ihr euch liebt und nicht genug voneinander bekommen könnt, aber ihr werdet es doch mal ein paar Tage aushalten. Irgendwo muss doch auch mal die Vernunft Alarm schlagen, dass euch hier jemand sehen könnte und dass dies absolut nicht gut wäre. Ihr müsst euch beide echt zurücknehmen. Das kann noch richtig dolle schief gehen sonst."
Enttäuscht blickst du wieder auf dein Bett und merkst, wie sich in deinem Kopf ein Druck bildet.
Im nächsten Moment schießen auch schon Tränen in deine Augen, die du nur ganz knapp zurückdrängen kannst.

"Aber Lukas, kannst du dir nicht vorstellen, dass ich beziehungsweise wir beide damit übelst zu kämpfen haben?
Klar, es ist jetzt nicht so, dass ich 24 Stunden am Tag an Steff hängen möchte und sie küssen und sonst was möchte, aber ich brauche einfach am Tag wenigstens ein, zwei Mal dieses Gefühl, was sie mir gibt. Dieses Gefühl, dass ich völlig ausreichend bin, genau so, wie ich eben bin. Das Gefühl, dass ich nichts und niemandem gefallen muss, außer mir selbst... und wenn ich mir selbst nicht gefalle, dann ist da immer noch Steff. Sie liebt mich mit all meinen Ecken und Kanten. Sie braucht nichts zu sagen und ich fühle mich wohl. Ihre Umarmungen geben mir Kraft und ihre Stimme versprüht Wärme.
Es ist wie ein magisches Band zwischen uns. Ich spüre es auch jetzt gerade. Ich sehe Steff, wie sie wahrscheinlich in diesem Moment genauso angespannt und verärgert in ihrem Zimmer sitzt.
Sie wird, wie ich, darüber nachdenken, wie schön es wohl gewesen wäre, wenn Frau Häusler nicht dazwischen geplatzt wäre.
Wenn wir also einfach unsere verdiente Zärtlichkeit bekommen hätten...... Lukas?
Ich will dich hier nicht schon wieder mit meinen teilweisen zweideutigen Gedanken überfordern, aber was ich sagen möchte ist, dass du verstehen musst, dass diese ganze Fahrt hier unsere Beziehung auf eine harte Probe stellen wird. Und das ist gerade deshalb so schwierig, weil wir erst am Anfang sind.
Viel zu schön wäre es, wenn dies hier ein Urlaub nur für uns Zwei wäre. Wenn wir den ganzen Tag, ohne Sorgen, miteinander verbringen könnten und einfach gemeinsame Erlebnisse sammeln könnten.
Auch wenn ich mir sicher bin, dass ich Steff nun schon echt gut kenne und auch von einer ganz anderen Seite als ihr alle, bin ich mir auch trotzdem sicher, dass auch ich nicht alles über sie weiß.Und ich bin so neugierig. Ich will sie kennenlernen... bis auf das kleinste Detail.
Aber momentan muss ich so tun, als würde ich sie nicht weiter kennen... als wäre sie lediglich meine Lehrerin. Und das ist so verdammt schwer.
Steff ist und bleibt mehr für mich!!!
Das kannst du so pauschal nicht verstehen, aber schon gut."

Nach deiner Ansage wirkt Lukas total eingeschüchtert.
Er vermutet, dass seine vorherigen Worte irgendwie falsch waren oder falsch von dir aufgenommen wurden.
Für einen Moment ist er wie versteinert, bewegt sich nicht und starrt nur vor sich hin. Dann räuspert er sich kurz und sagt: "Ähm, wenn du kein Problem hast, dann würde ich jetzt mal zu Leon rüber gehen, weil ich habe ihm versprochen, dass ich heute noch zu ihm ins Zimmer komme."
Er steht auf und will gerade die Tür öffnen, da hältst du ihn von seiner Aktion ab und rufst: "Ne stop! Du darfst doch gar nicht mehr das Zimmer verlassen?"
Lukas zuckt lustlos mit den Schultern.
Du scheinst die Situation relativ schnell zu überblicken: "Ey man Lukas, ich will nicht, dass zwischen uns jetzt so eine komische Stimmung herrscht. Das ist doch alles scheiße sonst. Also, sag mir, was los ist. Stört dich irgendwas? Machst du dir Sorgen um mich oder was ist?"
Erneut zuckt dein Kumpel mit den Schultern. Du merkst, dass er nicht reden will.
Scheinbar ist ihm die ganze Lage unangenehm. Hat er irgendwas zu verheimlichen, was du wissen solltest?
Oder ist er vielleicht einfach nur etwas durch den Wind heute?
Hat er Stimmungsschwankungen durch Hormone?
Oder hat er vielleicht seine Tage? .... Warte, WAS? Nein!!! Falsche Spezies von Mensch.
Aber was bedrückt ihn dann so?
Jedes Mal, wenn du von Steff erzählen möchtest, blockt er fast gänzlich ab.
Er verschließt sich auf eine ganz neue Art und Weise, die dir nie zuvor aufgefallen ist.

Nach kurzer Stille und scheinbar genug Zeit für Lukas, um seine Gedanken in Worte zu fassen, stottert er langsam vor sich hin: "Ne, es ist alles gut. Ich freue mich wirklich für euch. Aber ich denke, ich hab echt einfach teilweise Angst, dass ihr auffliegt. Ich will ja nur das Beste für dich, [Dein Name], als meine beste Freundin. Aber wie dem auch sei, morgen ist ein neuer Tag, das heißt, neues Glück. Und du weißt, dass wir morgen, wenn das Wetter mitspielt, an den Strand gehen. Dann kannst du Steff ja im Bikini oder Badeanzug sehen." Du ziehst eine leichte Grimasse, die verdeutlichen soll, wie wild deine Gedanken schon wieder bezüglich dieses Anblicks kreisen.
"Ja schon Lukas... und du weißt, dass das richtig dolle gemein wird, weil die Versuchung noch größer ist und ich rein gar nichts machen kann, außer schauen.
" Lukas grinst: "Ach komm, schauen ist doch auch was Feines. Aber mach es nicht so auffällig, ...nicht dass noch jemand merkt, wie du Frau Kloß den Po abstarrst.
Und glaube mir, du wirst nicht die Einzige sein, die sich echt zusammenreißen muss. Das wird bestimmt echt spaßig. Ich freue mich schon. Aber du, ich bin langsam echt müde. Ist ja auch schon beinahe Mitternacht. Wollen wir zusammen noch Zähneputzen und dann ins Bett, oder bleibst du noch wach?"
Du guckst selber kurz auf dein Handy, um dich zu vergewissern, dass es wirklich schon so spät ist.
Man vergeht die Zeit manchmal schnell!
"Ach ne Lukas, alleine bleibe ich dann auch nicht mehr wach, also ab ins Bad!"

Gemeinsam stolziert ihr ins Bad und putzt eure Zähne.
Eigentlich hasst du Zähneputzen am Abend, aber mit Lukas macht es sogar echt Spaß.
Ihr braucht immer total lange dafür, weil ihr nebenbei so rumalbern und lachen müsst.
Für diesen kurzen Moment vergesst ihr total, dass ihr eigentlich schon 18 Jahre alt seid, und nicht mehr 8.
Aber vielleicht ist es auch gut, jemanden wie Lukas zu haben, der genau für solche Späße offen ist. Ohne sowas wäre das Leben ja auch einfach nur langweilig!
Doch so schön das alles auch ist, holt euch die Müdigkeit sehr schnell ein und ihr wandert in eure Betten.

Vor dem Schlafen stellst du noch einen Wecker auf 8 Uhr, bis deine Augen auch schon zufallen.
Doch dir scheint jemand keine lange Nacht zu gönnen.
Es ist noch komplett dunkel in eurem Zimmer, als du von einem sanftem Klopfen an der Tür geweckt wirst.
Das Klopfen wirkt erst wie Einbildung. Vielleicht ist es der Wind oder irgendwelche Bauarbeiten von draußen.
Doch das Geräusch geht nicht weg, es ist beständig und steigert sich in der Intensität immer mehr.
Schließlich schaust du kurz auf dein Handy:
3:26 Uhr. Wer zur Hölle stört deinen Schlaf um solch eine unmenschliche Uhrzeit?
Lukas wiederum schläft tief und fest und stört sich gar nicht an diesem Lärm.
Dir lässt es nun allerdings keine Ruhe mehr, du stehst auf und flüsterst gegen die Tür: "Hallo?"
Das Klopfen auf der anderen Seite hört auf und im nächsten Moment ertönt es ganz sanft: "Süße? Lass mich bitte rein."
Es ist tatsächlich Steff.
Du öffnest gerade die Tür, da fällt sie dir auch schon in die Arme. "Ey man, ich konnte nicht schlafen und dann musste ich an dich denken und dann sind meine Gedanken immer mehr abgeschweift. Und jetzt habe ich so große Sehnsucht gehabt, da dachte ich mir, es ist vielleicht eine gute Idee, sowas auf nachts zu verschieben."

Auch wenn du ihr Gesicht im Dunkeln kaum sehen kannst, spürst du ihr Lächeln.
Dann kommt sie ganz zärtlich immer näher an dich und beißt dir leicht in die Unterlippe.
Du lässt dich auf die Berührungen ein, allerdings erst unsicher: "Steff? Lukas ist noch hier. Wir können doch schlecht etwas machen, während er dabei ist."
"Ey, nicht mein Kumpel, also lass dir was einfallen, wenn du es wirklich willst!", entgegnet Steff.
Du lächelst verlegen.

Kurze Zeit später bemerkst du, dass es wahrscheinlich nur eine mögliche Lösung auf dieses Problem gibt...

forbidden trip to love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt