Kapitel 24 - Versuch und Kuss

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Sicht von Steff:

Sven schaut sich kurz im Flur um und macht anschließend einen großen Schritt auf mich zu. Seine Hände hat er innerhalb eines Bruchteils von Sekunden an meine Hüften gelegt und zieht mich nun zu sich ran.
Im ersten Moment kann ich gar nicht so schnell reagieren. Ich weiß gar nicht, wie mir gerade geschieht. Doch zum Glück realisiere ich noch rechtzeitig, dass er mich versucht zu küssen.
Das kann ich jetzt einfach nicht zulassen. Ich lege meine Hand auf seinen Brustkorb und schiebe ihn mit etwas Druck von mir weg.
Er schaut mich fragend an.
"Ey sorry, aber das geht mir hier ein bisschen zu schnell. Ich möchte dich erstmal kennenlernen, bevor etwas zwischen uns passiert.", sage ich standhaft.
Er nickt verständnisvoll: "Stefanie, sorry, ich weiß auch nicht, was mich gerade hier überkommen hat. Ich dachte, es würde sich gerade anbieten, aber ne ne, alles gut. Ich darf auch nicht so voreilig sein. Tut mir wirklich leid.... das ist mir jetzt echt unangenehm..." Sven hat sichtlich mit sich zu kämpfen.
Ich kann ihn in seiner Lage auch vollkommen verstehen, immerhin habe ich ihm gerade voll den Korb gegeben.
Aber naja, mit so etwas muss er rechnen.
Wir dürfen hier nichts überstürzen.
"Ne, ach jetzt mach dir keine Gedanken... es ist alles gut. Ich bin nur gerade etwas überrascht und überfordert. Aber egal, das wird schon wieder.", entgegne ich schließlich, um die unangenehme Stille zu beseitigen.
"Mh okay, wenn du das sagst.... Ich muss jetzt auch in die Klasse, ähhh, hier... ich gebe dir mal meine Handynummer. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir heute schreibst."
Er hält mir einen Zettel hin, den ich nickend mit einem Lächeln entgegennehme.
Dann verschwindet er in seinen Raum und auch ich gehe nun in die Klasse.

Trotz des Unterrichts, den ich gebe, lassen mich meine Gedanken nicht in Ruhe: Wieso kommt Sven auf die Idee, mich bereits nach einem Tag zu küssen?
Also ich meine okay, bei [Dein Name] verlief das fast ähnlich, aber das ist für mich etwas anderes. Ich habe nicht den Drang danach, ihm direkt um den Hals zu fallen..... dafür kenne ich ihn zu wenig.
Allerdings kannte ich [Dein Name] auch kaum... und trotzdem ging da alles viel schneller.
Ich kann mir nicht so ganz erklären, was an ihr so anders ist als an ihm.
Sven ist schon ein richtiger erwachsener Mann, der eigentlich durch und durch von seiner geistigen Reife geprägt sein sollte.
Und trotzdem widert mich der Gedanke daran, dass er mich gerade auf dem Schulflur küssen wollte, fast schon an.
Es wirkt auf mich beinahe, als wolle er nur mich als Objekt, aber hätte kein Interesse daran, mich wirklich kennenzulernen und hinter die Fassade zu blicken.
Wie peinlich wäre es mir gewesen, wenn uns irgendwelche Schüler dabei gesehen hätten. Oje, zum Glück ist das nicht passiert.
Aber jetzt mal ehrlich: die Aktion hätte sich Sven wirklich sparen können. Ich meine okay, vielleicht war das wirklich unüberlegt und er bereut es jetzt im Nachhinein, aber einen guten Eindruck hat das bei mir definitiv nicht hinterlassen.
Ich bin echt enttäuscht von ihm und habe da echt mehr Professionalität erwartet, gerade auch, weil er Lehrer ist. Aber egal.
Das Treffen morgen wird wohl sein wahres Ich präsentieren. Ich bin gespannt.....

Die Gedanken in meinem Kopf können kaum aufhören zu kreisen, bis ich merke, dass die ganze Klasse bereits auf mich starrt.
"Frau Kloß, wir sind fertig mit der Aufgabe." Ich schüttele mein Chaos weg und antworte leicht verwirrt: "Ahh, schon fertig? Oh okay. Tut mir leid, dass ich gerade so abwesend war. Vielleicht sollte ich meine Träumereien auf die Nacht verlegen...
Gut, was soll ich noch sagen.
Wir haben nur noch 5 Minuten vom Unterricht, aber da werden wir jetzt auch nichts mehr machen, also könnt ihr schon gehen. Ihr bekommt keine Hausaufgaben heute."
Die Klasse tobt vor Freude und alle Schüler rennen schnell aus dem Raum. Auch ich bewege mich ziemlich schnell in Richtung Ausgang, in der Hoffnung, Sven heute nicht noch einmal zu begegnen.
Er scheint nämlich immer noch Unterricht zu machen.
Eilig renne ich die Treppen hinauf zum Lehrerzimmer, hole die nächsten Materialien und wechsele zum nächsten Raum, der eine Etage höher liegt.

Nach diesem Unterricht kann ich endlich Nachhause und bin wirklich froh, dass ich eine weitere Begegnung mit Sven umgehen konnte. Als ich gerade in mein Auto steige, beobachte ich im Rückspiegel [Dein Name], wie sie mit einem Jungen redet.
Als die beiden sich plötzlich näher kommen und sich sogar vor meinen Augen küssen, spüre ich, wie sich mein Bauch verkrampft.
Fuck! Was macht sie da?
Bitte sag mir, dass das nicht echt ist.
Bei Gott, das darf nicht sein.
Diesen Anblick halte ich nicht länger aus, also fahre ich einfach los.
Wieso muss ich immer dann Auto fahren, wenn mein Kopf komplett durcheinander ist? Ich glaube, das ist echt nicht gut auf Dauer....

Ich fahre eine ganze Weile konzentriert, doch auch Zuhause gehen mir diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf.
Hat sie es vielleicht sogar absichtlich gemacht, weil sie mich eifersüchtig machen möchte? Oder läuft da wirklich etwas und ich habe sie für immer verloren?
Egal wie, ich muss zugeben, dass sie echt schnell jemanden gefunden hat.
Und es scheint bei den beiden auch echt schnell zu gehen.
Andererseits ist es auch verständlich für mich, da [Dein Name] einfach ne Granate pur ist... da kann man nichts gegen sagen.
Verstehe ich schon, warum dieser Junge so schnell weich geworden ist bei ihr.
Würde ich auch, ... immer wieder aufs Neue.....

Es ist wirklich schlimm zu bemerken, wie sich meine Gedanken nur permanent um sie und Sven drehen.
Auch mein Gehirn fühlt sich wie hin und her gerissen zwischen den beiden.
Im nächsten Moment fällt mir ein, dass ich Sven ja schreiben sollte, sobald ich Zeit habe. Also tippe ich seine Nummer ein und schreibe:
<Hey, Stefanie hier. Ich hoffe bei dir ist alles gut? Das mit morgen geht klar?">
Es dauert nicht lange, da ploppt seine Antwort bereits auf: <Hey, ich habe schon auf deine Nachricht gewartet. Ja, bei mir ist alles gut und ich hoffe bei dir auch. Sorry nochmal wegen vorhin... das wollte ich eigentlich gar nicht. Ich hoffe, du bist mir nicht böse.
Dem Treffen morgen steht nichts mehr im Wege. Ich freue mich schon!>

Nach dieser Nachricht weiß ich irgendwie nicht mehr so richtig, was ich antworten soll.
Verständlich wäre so etwas wie "Okay, ich freue mich auch schon und alles gut, mach dir keine Sorgen. Bis morgen.", aber nach so einer Nachricht ist mir absolut gar nicht zumute, also antworte ich gar nichts.
Ich weiß nicht, warum ich ihn plötzlich mit so einer Distanz begegne.
Gestern habe ich mich noch über jede unabsichtliche Berührung gefreut, aber jetzt fühle ich das einfach nicht mehr so.
Ich hoffe, dass ich ihn nicht einfach so abgestempelt habe. Das will ich auch gar nicht...
Ich muss definitiv auf das Treffen morgen warten, bevor ich mir ein weiteres Urteil erlaube. Ich muss das alles völlig unvoreingenommen betrachten.

Kurz vor dem Schlafen gehen holen mich wieder die Bilder von [Dein Name] mit diesem Jungen ein.
Wie vertraut sie miteinander waren.
Wie glücklich sie aussahen.
Wie sie sich geküsst haben.
Was wäre eigentlich passiert, wenn ich den Kuss von Sven einfach erwidert hätte.
Zu verlieren hätte ich nichts gehabt, aber tierische Angst davor, dass dieser Kuss zu mehr wird als ich will.
Was will ich eigentlich?
[Dein Name] oder Sven?
Ach man, Steff, warte einfach ab.
Das wird sich alles mit der Zeit zeigen.

Hoffentlich!

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