Kapitel 49 - Lehrerin mit Nebenwirkungen

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Nach dieser Aussage steht allen Beteiligten im Raum ausnahmelos der Mund offen:
Dir selbst, weil du nicht glauben kannst, dass du das gerade wirklich gesagt hast.
Lukas, weil er nicht glauben kann, dass du ihn jetzt wirklich für so etwas ausnutzt.
Steff, weil sie einfach generell überfordert ist und Frau Häusler, weil sie denkt, sie hätte das Geheimnis der Woche gelüftet.
Tja, auf ihr Preisgeld kann sie wohl trotzdem jahrelang warten.
Bis zu diesem Moment hast du wirklich nicht mehr damit gerechnet, dass es in diesem Gespräch auch nur eine andere Möglichkeit gäbe, außer die Wahrheit.
Trotzdem gekennzeichnet von Skepsis, muss Frau Häusler die Situation wieder ausnutzen: "Wie? Ihr beide seid ein Paar?! Seit wann das denn? Ich habe euch noch nie küssen sehen oder sonst etwas."

Lukas schaut dich komplett perplex an.
Zu deinem Glück ist er gerade so verwirrt, dass er nichts entgegnen kann, was die Situation wieder zerstören würde.
Er könnte diesen Moment gerade so schön nutzen, um euch vor Frau Häusler absolut in die Pfanne zu hauen, doch warum tut er es nicht?
All seine Ankündigungen haben sich scheinbar plötzlich in Luft aufgelöst.
Macht er das gerade nur aus Liebe zu dir? Nein, halt! Hör auf dir sowas einzureden!
Lukas hat keine Gefühle für dich....hoffentlich! Wenn du das gerade so bedenkst, merkst du, dass es die ganze Situation noch einmal deutlich schwieriger machen könnte, als sie es ohnehin ist.
Aber egal erstmal...

Ihr sitzt immer noch bei Frau Häusler im Zimmer.
Keiner von euch weiß so richtig, was er tun soll. Jeder scheint fehl am Platz, und doch hat es einen ganz bestimmten Grund, warum ihr hier seid: Die Beziehung zwischen dir und Steff.
Natürlich darf davon keiner wissen.
Und plötzlich stockt dir der Atem, als du siehst, dass Lukas sich nun äußern will.
Er atmet einmal tief durch und dann platzt es einfach so aus ihm heraus: "Okay, Frau Häusler, was wollen sie jetzt hören? [Dein Name] und ich sind zusammen, ja, aber warum müssen wir das denn in der Öffentlichkeit so zeigen? Wir mögen halt einfach die Blicke von anderen nicht so.
Und deshalb ziehen wir uns lieber zurück und machen unser eigenes Ding, auch wenn ich merke, dass es nicht sehr solidarisch ist, so etwas auf unserer Abschlussfahrt zu tun. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn wir die letzte gemeinsame Zeit mit unseren Klassenkameraden noch nutzen, bevor sich unsere Wege trennen.
Aber sie wissen doch, wie es ist, wenn man verliebt ist.
Und es ist jetzt auch äußerst blöd gelaufen für Frau Kloß und das tut mir auch wirklich leid für sie.
Ich wollte nicht, dass sie in die ganze Geschichte mit reingezogen wird und erst recht nicht, dass sie jetzt sogar so in ihrem Ruf geschädigt scheint.
Sie hat mit der ganzen Sache gar nichts zu tun. Klar, wusste sie von uns, aber sie wollte uns bloß helfen, dass es vielleicht nicht so auffällig ist, wenn wir alleine weg sind.
Dass die ganze Sache jetzt in eine komplett falsche Richtung gelenkt wurde, ist mehr als ärgerlich, aber wir können es jetzt auch nicht ändern.
Trotzdem spreche ich sicherlich für alle, wenn ich sage, dass wir daraus gelernt haben!"

Alle starren Lukas nur verblüfft an nach diesen Worten.
Wohl niemand hat jetzt damit gerechnet, dass er euch wirklich weiterhin verteidigt, vor allem nach eurem Streit.
Du bist total erstaunt, von seiner Standhaftigkeit und seiner vertrauensvollen Stimme.
Die Worte, die gerade aus seinem Mund kommen, wirken, als hätte er sie schon tausend Mal durchgesprochen, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet, um sie endlich zu gebrauchen.
Du hättest nie gedacht, dass Lukas großartig gut in Ausreden oder im Lügen ist, aber diesmal kannst du ihm nur deine ganze Anerkennung und Dankbarkeit aussprechen.
Vor allem eine Lehrerin, wie Frau Häusler, mit solchen Worten auf die falsche Fährte zu locken, ist ein hohes Talent.
Schließlich fühlt sie sich auch gekränkt und schämt sich für das, was sie in den letzten Stunden getan hat: "Oje.... wirklich? Das ist mir jetzt äußerst unangenehm. Um Himmels Willen! Frau Kloß, wie kann ich das jemals wieder gut machen? Sowas ist mir ja noch nie vorgekommen.
Ich bereue mein Verhalten sehr.
Dass ich sie vor den Schülern so zur Schnecke gemacht habe. Bitte verzeihen Sie mir."
Steff blickt ihr misstrauisch entgegen.

Du kennst Steff.
Ihrem Blick nach zu urteilen, würde sie Frau Häusler jetzt am liebsten kurz und klein schlagen.
Aber sie hat natürlich Respekt und im Endeffekt habt ihr sie ja wirklich nur angelogen in der Hoffnung, dass sie niemals die Wahrheit erfährt.
Hoffentlich dauert es nicht nur eine geraume Zeit, bis einer von euch einbricht und die Wahrheit tatsächlich ans Licht kommt.
Schließlich wären die Ausmaße dann wahrscheinlich noch schlimmer, als ohnehin.
Und nun liegt es an Steff, der Sache wieder Glanz zu verleihen oder die restlichen 9 Tage in Feindschaft mit Frau Häusler auszukommen.
Aber Steff ist nicht nachtragend.
Und Bock auf Stress hat sie erst recht nicht.

"Mh, nagut, Frau Häusler, ich nehme ihre Entschuldigung an, aber ich möchte, dass sie es nochmal in Anwesenheit aller Schüler erwähnen, denn ich lasse mich nicht bloßstellen.", sagt sie vernünftig.
Frau Häusler zeigt direkt Einsicht und wirkt echt betroffen: "Ja, das wollte ich sowieso machen. Das ist wohl das Mindeste, was Sie nun noch verdient haben. Und gut, ich war wirklich etwas voreilig und viel zu streng, habe gesagt, dass die Schüler ihren ganzen restlichen Tag auf dem Zimmer verbringen müssen. Was halten Sie davon, wenn wir die ganze Sache kippen und doch noch etwas Spontanes unternehmen?"
Steff zuckt mit den Schultern: "Ja klar, also Sie müssen nicht mir den Gefallen damit tun, sondern den Schülern. Die wollen hier eine schöne Fahrt haben und nicht permanent auf dem Zimmer hocken. Das können die sonst auch Zuhause."
"Ja, das stimmt. Aber Frau Kloß, ich möchte, dass Sie heute das Zepter in die Hand nehmen und entscheiden, was wir noch machen. Ich würde sagen, wir ruhen uns erstmal alle eine Stunde aus und dann können wir ja alle zusammentrommeln.
Es tut mir ernsthaft nochmal leid, aber das sage ich später auch nochmal. Bis dann."

Gemeinsam verlasst ihr Drei das Zimmer und verweilt kurz auf dem Flur, um die ganze Situation erstmal sacken zu lassen, zumindest du und Steff.
Lukas eilt direkt aufs Zimmer und schmeißt die Tür recht unsanft ins Schloss.
"Verdammt! Lukas hat uns so den Arsch gerettet. Ich bin fast gestorben da drinne.", blubbert es aus dir.
Steff ist allerdings immer noch auf 180: "Ja, ganz ehrlich, in mir ist irgendwas gestorben! Ich saß da die ganze Zeit und wollte sie am liebsten zerhacken. Ist die Alte eigentlich komplett bescheuert?! Als die angefangen hat zu reden, dachte ich mir direkt: Jetzt wäre es geil, wenn du einfach die Fresse halten könntest! Ey sorry, dass ich das jetzt so sage. Du weißt, ich habe eigentlich ungerne Probleme mit Menschen, aber wie kann man sich mit ihr bitte nicht in die Haare kriegen?! Keine Worte für sowas!"
Du legst beruhigend deine Hand auf Steffs Schulter und musst innerlich leicht grinsen, weil du sie noch nie so aufgebracht erlebt hast und trotzdem findest du es total süß.
Auch wenn du in solchen Situationen keine große Hilfe bist, versuchst du es mit Humor zu nehmen: "Ey, nimm's nicht so hart. Du darfst doch dafür entscheiden, was heute noch ansteht. Also ich wäre ja für Reeperbahn, hahahaha."
Und an diesem Punkt hast du Steff dann auch wieder gekriegt und sie kann nicht anders, als mitzulachen.
"Hör auf zu spinnen, Süße. Ach man, was würde ich nur ohne dich machen?"
Du überlegst kurz und die Antwort fällt dir gar nicht schwer: "Naja, ohne mich würde Frau Häusler jetzt wahrscheinlich nicht mehr leben.
Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist Ansichtssache."
Steff lächelt verlegen.
Scheinbar ist ihr gerade alles egal, außer dass sie dich hat.

Auch wenn ihr euch gerade mitten auf dem Flur befindet, setzt sie alles aufs Spiel und küsst dich vollen Herzens.
Sie schaut dir tief in die Augen und streichelt dabei sanft deine Wange: "Ich liebe dich. Danke, dass es dich gibt."
Du hast es nicht anders erwartet und doch hättest du dir gewünscht, dass du nicht schon wieder rot anläufst: "Och man. Ich wollte nicht schon wieder zur Tomate werden, aber ich denke, das ist ja auch ein Liebesbeweis... Steff? Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich liebe dich so sehr!"
Für den Bruchteil einer Sekunde, siehst du, wie Steffs Augen glitzern.
Dann haucht sie dir noch ein leises "Bis später" entgegen und verschwindet in ihrem Zimmer.

Apropos Zimmer.... es wäre jetzt wahrscheinlich echt angebracht mit Lukas über das Geschehene zu reden...

forbidden trip to love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt