Kapitel 56 - Leider kein Albtraum

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Ihr hättet jetzt wahrscheinlich mit allem gerechnet, außer damit, dass die gesamte Klasse vor euch steht und den Saal festlich geschmückt hat.
Steff schaut dich mit tränengefüllten Augen an und die Klasse beginnt, zu applaudieren.
Frau Häusler kommt euch mit einem großen Blumenstrauß entgegen.
Etwas unsicher, was sie machen soll, überreicht sie Steff den Strauß und gibt ihr eine kurze Umarmung.
Du bekommst eine Pralinenschachtel und einen Schulterklopfer von deiner Lehrerin. Nette Geste.... hätte sie sich aber auch sparen können, denkst du dir und bist dir sicher, dass Steff gerade dasselbe dachte.
"Ihr beiden..... wir sind so froh, dass ihr wieder zurück seid und dass alles einigermaßen gut verlaufen ist.
Frau Kloß, Sie sind eine unglaublich tolle Lehrerin. Es ist so schön zu sehen, wie Sie sich für die Schüler engagieren und mit ihnen Spaß haben möchten.
Als ich von dem Unfall erfahren habe, bin ich erstmal aus allen Wolken gefallen und wollte es einfach nicht wahrhaben. Umso froher bin ich nun, dass ihr beide fast unversehrt vor mir steht.", berichtet Frau Häusler beinahe unter Tränen.
"Wir haben uns gemeinsam überlegt, dass wir euch gerne herzlich empfangen möchten, mit einem schönen Buffet und toller Musik. Eine kleine Geste, die hoffentlich auch gut bei euch ankommt. Somit sage ich nun, schön, dass ihr wieder da seid!"
Die Klasse verfällt erneut in tobenden Applaus und ihr beide grinst in die Ferne.

Schließlich nimmt Frau Häusler dich unerwartet an die Hand und zieht dich hinter sich her: "Komm, wir gehen mal zu deinem Schatz Lukas.... der wartet bestimmt schon ganz sehnsüchtig auf dich."
Deine Augen werden so groß, dass sie beinahe rauszufallen drohen.
Frau Häusler denkt wegen eurer Notlüge immer noch, dass ihr ein Paar seid. Das kann jetzt ja nur total in die Hose gehen.
Schließlich erreicht ihr den Tisch, an dem Lukas sitzt und dich unsicher anlächelt.
"Lukas, schau! Hier hast du sie endlich wieder."
Frau Häusler schiebt dich in seine Richtung und er nimmt dich vorsichtig, aber doch liebevoll in den Arm.
Eure Lehrerin steht gruselig grinsend daneben und scheint ihre Erwartungen noch nicht erfüllt bekommen haben.
Kennt ihr diese Grinsekatze aus Alice im Wunderland?
Ungefähr so sieht die Alte gerade aus..... unglaublich, wie aufdringlich man sein kann, denkst du dir.
Und dann fängt sie auch noch an mit reden: "Nu los, ihr beiden. Ihr müsst doch nicht so schüchtern sein. Es ist doch schön, so etwas zu sehen. Ich freue mich für euch. Schämt euch für nichts!"
Innerlich bist du komplett überfordert und denkst dir, dass das einzige, wofür man sich gerade schämen muss, wohl ihre Aktion hier ist.

Du bist seither erneut viel zu sehr in Gedanken vertieft und merkst gar nicht, dass Lukas plötzlich näher gekommen ist.
Ohne auf deine Reaktion zu warten, zieht er dich rasch ganz nah an sich und umschließt sanft deine Lippen.
Es fühlt sich so vertraut an, dass du gar nicht so schnell realisieren kannst, was hier gerade passiert.
Als dein Gehirn dann endlich umschaltet, drückst du ihn mit viel Tempo von dir.
Du blickst dich unsicher im Raum um und siehst als erstes Lukas, der dich mit einem neutralen Blick anschaut, dann Frau Häusler, die freudestrahlend neben euch steht, als wäre sie mit euch auf Wolke 7 gewandert.
Schlussendlich fällt dein Blick auf Steff, die ihren Augen kaum trauen kann.
Du versuchst, ihr irgendwie zu signalisieren, dass dieser Kuss nichts weiter bedeutet und nur eine Notlösung war, doch da stürmt sie schon aus dem Saal und hält sich ihre Hände vor dem Gesicht.
Du beißt dir auf die Lippe, weil du einfach nicht verstehen kannst, wie du das gerade zulassen konntest.
Am liebsten würdest du dir jetzt selbst einen Tritt in den Po geben und dich dazu bewegen, ihr hinterherzulaufen, ....doch das wäre zu auffällig.
Also musst du deinen Fehler jetzt wohl selber ausbaden und die ganze Situation noch schlimmer werden lassen, als sie ohnehin ist.

Frau Häusler sieht sich im Saal um: "Nanu!
Wo ist denn Frau Kloß hin? Ich wollte gerade vorschlagen, dass wir nun ein bisschen Stimmung machen können, da ja jetzt alles wieder gut ist. Aber wir können ja noch kurz warten, bis Frau Kloß wieder zurück ist."

Nun sitzt du dort am Tisch mit einem total schlechten Gewissen und grübelst darüber, wie du das wieder gut machen kannst, was gerade passiert ist.
Auf jeden Fall musst du ein ernstes Wort mit Lukas reden, aber nicht jetzt und hier. Innerlich hoffst du, dass sich die ganze Sache bis heute Abend wieder gelegt hat.

Nach ungefähr zehn Minuten öffnet sich wieder die Tür und du siehst, wie Steff den Saal betritt.
Sie widmet dir keinen Blick, sieht aber auch nicht unbedingt so aus, als hätte sie durchgehend geweint.
Frau Häusler geht zu ihr und fragt, ob alles okay sei.
Steff setzt ein gespieltes Lächeln auf: "Ja, alles gut, ich hatte nur gerade etwas Kopfweh von meiner Gehirnerschütterung und habe deshalb eine Tablette genommen und mich kurz für fünf Minuten hingelegt...., aber jetzt geht es wieder und wir können ordentlich Party machen!"
Für einen Moment bist du dir nicht sicher, ob du richtig hingehört hast.
Steff will Party machen?
Die Steff, die gestern noch nicht mal reden oder sich bewegen konnte und heute erst mit einer Gehirnerschütterung aus dem Krankenhaus entlassen wurde?
Das klingt viel zu leichtsinnig und irgendwie nicht nach der Steff, die du kennst.
Hoffentlich macht sie jetzt keinen Mist wegen deiner Aktion...
Natürlich ist sie frustriert und deshalb musst du die nächstmögliche Gelegenheit nutzen, um ihr alles verständlich zu machen.

Im nächsten Moment werden deine Gedanken schnell gelockert, als die Musik endlich aufgedreht wird.
Die ersten Schüler wandern bereits in die Mitte des Saales und rocken zu dem Lied
"Country Roads" ab.
Du beobachtest in der Zeit weiterhin Steff, bis du von einem Mädchen aus deiner Klasse mit auf die Tanzfläche gerissen wirst.
"Ey, [Dein Name], komm, tanz doch auch mal!", ruft sie dir entgegen.
Du lächelst ihr unsicher und unehrlich zu und bist dir sicher, dass sie irgendetwas von dir möchte, als sie auch schon weiter redet: "Sag mal.... du und Lukas, mhhh? Das wusste ich ja gar nicht, dass du mit so einem Typen....., also nee warte, versteh mich nicht falsch... Ich meine, ich hätte nicht gedacht, dass ihr ein Paar seid, ...aber finde es echt süß!"
Du wirfst ihr nach dieser Aussage einen ungläubigen Blick zu: "Ahhh, danke, aber nein! Wir sind nicht zusammen und ich möchte auch nicht, dass du oder sonst wer sich da einmischt!"
Daraufhin schaut sie dich erschrocken an, weil sie mit so einer abweisenden Reaktion nicht gerechnet hätte: "Wow, chill, ist ja alles gut! Also ist das nur so ein Freundschaft-Plus-Ding? Krass... ich wusste gar nicht, dass du so etwas machst... Wie lange geht das denn schon so zwischen euch? Das würde ja auch erklären, warum ihr zusammen auf einem Zimmer seid."
Nach diesen Worten leckst du dir nervös über die Lippen, um dich irgendwie zu beruhigen. Du bist in diesem Augenblick so überfordert, wie lange nicht.
Einerseits möchtest du ihr am liebsten jetzt sofort eine verpassen, aber andererseits merkst du, wie sich deine Augen schon mit Tränen füllen.
Schließlich entscheidest du dich dazu, einfach nicht weiter auf ihre dummen Fragen zu reagieren und läufst trotzend zurück zu deinem Tisch.
Dein Ziel ist es jetzt, möglichst unauffällig allen am heutigen Abend aus dem Weg zu gehen, um jegliche unangenehme Frage zu vermeiden.

Als du dich jetzt ruhig im Saal umblickst, siehst du Steff zuerst gar nicht.... jedenfalls sitzt sie nicht mehr an ihrem Tisch.
Kurz darauf erkennst du sie mit einem Cocktail auf der Tanzfläche.
Soweit du dich erinnern kannst, soll Steff sowohl Alkohol, als auch übermäßige Anstrengung meiden.
Und trotzdem tanzt sie so, als wäre nie irgendwas passiert.
Doch ehrlich gesagt, könntest du einfach nur sabbern, wenn sie sich so heiß bewegt und ihre Hüften perfekt zum Takt schwingt.
Viel zu gerne würdest du jetzt dort bei ihr stehen und mit ihr tanzen.
Vor allem bei dem nächsten Song "Single Ladies" kannst du kaum die Augen von ihr lassen.
Du bist so fixiert auf alles, dass du fast die beste Stelle des Liedes verpasst: "All the single ladies, now put your hands up!"
Und im nächsten Moment bekommst du wohl den größten Herzstillstand deines Lebens, als du siehst, wie selbstverständlich Steff ihre Hand jetzt gerade in die Luft reißt und sich darüber mit allen anderen abfeiert.
Autsch! Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder?! Bitte, lass es nicht ihr Ernst sein!

Kurz vor Ende des Liedes stellt sie ihr Glas wieder auf dem Tisch ab und verlässt den Saal, um wahrscheinlich auf Toilette zu gehen.
Nun musst du diese Chance einfach nutzen. Du stürmst hinter ihr her, siehst sie gerade noch am Ende des Ganges und rufst: "Steff, warte.....!"

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