Ein neues Leben?

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Mein Vater lag im Krankenhaus. Er wurde schwer krank und eine Heilung war nicht mehr möglich. Die Ärzte gaben ihm nicht mehr viel Zeit. Der Abschied von ihm rückte immer näher.

Meine Mutter ist mit mir ins Krankenhaus gegangen. Sie hatte vorher einen Anruf bekommen von den Ärzten. Sie sagten das mein Vater nicht mehr lange zu leben hatte. Ich verstand am Anfang nichts und wusste nicht warum meine Mutter etwas weinte. Dort wurde ich erstmal von einer Krankenschwester in Empfang genommen die mit mir spielte. Doch es wurde mir schnell langweilig. Nach einem Ablenkungsmanöver bin ich durchs Krankenhaus gelaufen auf der Suche nach meinen Eltern. Für mich war das wie ein Abenteuerspiel. Die Ärzte waren die Feinde die mich nicht sehen durften und die Krankenschwestern durften mich nicht erwischen. Sie würden mich sonst zu den Ärzten bringen und mich in einem Tiefschlaf versetzen. Es machte allerdings nur solange Spaß bis....meine Mutter mich abfing. Sie hatte viel geweint und nahm mich auf dem Arm. Mein Gedanke war das Vater wieder nach Hause kann und sie vor Freude weinte. Sie trug mich ins Krankenzimmer wo mein Vater lag. Sein letzter Wunsch war es mich zu sehen. Meine Mutter erfüllte ihm den letzten Wunsch obwohl die Ärzte und Schwestern davon abrieten. Ich wurde in diesem Moment mit dem Verlust eines Familienmitgliedes konfrontiert. Er streichelte mir über die Wangen und nahm meine Hand. "Mein Vögelchen, wo du auch immer stehen wirst, ich bin so stolz auf dich! Ich werde dich auf all deinen Wegen begleiten und dir in den dunkelsten Momenten Licht spenden. Vergiss nicht, ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben!", sagte er mit letzter Kraft zu mir. Meine Mutter nahm mich vom Krankenbett, sagte zu ihm: "Ich liebe dich mein Schatz!", gab ihm einen letzten Kuss und verließ weinend mit mir das Krankenzimmer. Sie sah den Arzt an, nickte kurz und drückte mich an sich. "Kommt Vater nicht?", fragte ich meine Mutter. "Nein mein Engel. Dein Vater wird dir vom Himmel aus zusehen wie du aufwächst. Im Herzen wirst du immer seine Liebe und Nähe spüren. Er ist für immer eingeschlafen.", antwortete sie mir unter Tränen. Tja, da brauchte ich als zweijähriges Kind nicht mehr überlegen was es heißt für immer eingeschlafen. Mein Vater ist an der schweren Krankheit gestorben.

Zwei Monate nach dem Tod meines Vaters hatte sich meine Mutter neu verliebt. Sie heiratete ihn nach kurzer Zeit und wurde schwanger. Sie bekam ein zweites Kind und Hugo Pine wurde mein Stiefvater.

Am Anfang war es schön. Hugo spielte viel mit mir und kümmerte sich um mich wenn meine Mutter sich ausruhen musste. Es hat viel Spaß gemacht wo Hugo mit mir im Garten Verstecken spielte. Ich war ein Meister im Verstecken spielen und gewann jede Runde. Wenn es schlechtes Wetter war, hat er mich geschnappt und sah sich mit mir lustige Kindercartoons an. Was habe ich da gelacht als wir es sogar nachgemacht haben um Mutter zum Lachen zu bringen. Das war eine schöne Zeit! Doch als mein Halbbruder Buddy zur Welt kam wurde für mich alles anders. Hugo veränderte sich und fing an Alkohol zu trinken. Es kam sogar so weit das er meine Mutter eines Tages anfing zu schlagen. Auch ich habe es zu spüren bekommen. Meinen Stiefvater habe ich nie als Vater anerkannt. Ich nannte ihn immer nur Hugo.

Als ich fünf Jahre alt war, war Buddy zwei Jahre alt. Buddy und ich spielten friedlich auf dem Teppich im Wohnzimmer als plötzlich Buddy an der Tischdecke zog wo die teure Vase stand. Natürlich zerbrach die Vase und die Scherben lagen auf dem Teppich. Hugo kam brüllend und wütend ins Wohnzimmer, packte mich an den Armen und zerrte mich in mein Kinderzimmer. Dort schrie er mich an, gab mir links und rechts eine Ohrfeige und warf mich voller Wut aufs Bett. Unter Schock und mit Tränen blieb ich ruhig im Bett liegen. Ich hatte große Angst das er nochmal kommt und mich schlägt. Er sah mich nur wütend an, griff nach der Türklinke und knallte die Zimmertür zu. Nach einer Weile kam dann meine Mutter ins Zimmer, setzte sich auf mein Bett und tröstete mich. Sie hatte es mitbekommen und konnte sich nicht erklären warum er so ausflippte. So hatte sie Hugo noch nie erlebt. Aber es ging immer so weiter. Immer war ICH der Schuldige in Hugos Augen wenn was kaputt ging obwohl das meiste Buddy kaputt machte. Klar, er war ja auch klein und erkundete die ganze Welt mit seinen Sinnen was ja ganz normal war. Habe ich auch gemacht in seinem Alter. Aber leichter wurde es mir nicht gemacht.

Der Schatten der KrähenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt