Die erste Spur

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Die letzten Tage waren ohne besondere Vorkommnisse und unsere Klassenfahrt neigte sich dem Ende zu. Am Morgen der Abreise trafen wir uns vor dem Hoteleingang und warteten auf den Bus der uns zurück nach Paris bringen sollte. Sarah zählte nochmal alle durch ob wir vollzählig sind und hakte jeden Namen ab. "So wir sind alle da. Jetzt muss nur noch der Reisebus kommen.", fügte sie stolz hinzu und packte die Namensliste in ihren Rucksack. "Wie hat es dir denn gefallen Billy?", fragte mich Ella neugierig. "Es hat wirklich sehr Spaß gemacht aber ich bin ehrlich gesagt wieder froh daheim zu sein. Aber wenn wieder sowas anstehen sollte wäre ich gerne wieder dabei. Allerdings habe ich jetzt in Paris etwas zu tun. Ich muss meinen Halbbruder finden der ja noch leben soll.", antwortete ich gut gelaunt. "Woher willst du wissen ob dein Halbbruder noch lebt?", fragte mich Lucas verwirrt. "Das klingt irgendwie verrückt Billy, sei mir dabei nicht böse.", fügte Ben hinzu und sah mich skeptisch an. "Ich hatte mich doch mal im Bad eingesperrt richtig? Da ist mir meine Mutter erschienen und sie sagte mir mein Bruder würde noch leben. Und ich will ihn unbedingt finden. Das ist aktuell mein Hauptziel!", beantwortete ich die Frage von Lucas. "Aber...bist du dir sicher er will dich auch sehen? Sonst hätte er sich doch mal bei dir gemeldet oder nicht?", merkte Lucas nachdenklich an. "Ich gebe nicht auf bis ich ihn gefunden habe! Außerdem kann er es mir mitten ins Gesicht sagen wenn er von mir nichts wissen will!", gab ich etwas genervt von mir. "Endlich, der Bus ist da.", informierte uns Sarah und wir stiegen ein. Ich saß wieder vorne und legte meinen Zylinder auf der Ablage ab. Ella saß auch wieder neben mir und las eine Zeitschrift. Ben und Lucas spielten wieder Karten und die Fahrt war vorerst relativ ruhig. Aber Julian meinte wieder mich ärgern zu müssen und trat wie ein kleines Kind ständig gegen meinen Sitz. Mir wurde es irgendwann zu bunt und ich drehte mich zu ihm um. "Hör endlich auf du Kindergartenkind!", forderte ich ihn auf dies zu unterlassen. Aber wie zu erwarten lachte er mich nur aus und trat immer wieder gegen den Sitz. Irgendwann drehte sich auch Ella um und schimpfte ihn. Daraufhin hörte er endlich auf sich wie ein Kindergartenkind zu benehmen und die restliche Fahrt blieb ohne Vorkommnisse.

Zurück in Paris wurde ich persönlich noch nach Hause gefahren und vor meinem Zuhause abgesetzt. Ich bedankte mich für die Klassenfahrt und die Heimreise vor die Haustür und stieg gut gelaunt aus dem Bus aus. Ich sperrte meine Tür auf und ging hinauf zum Aufenthaltsraum wo ich mich die meiste Zeit aufhielt. Als ich den Raum betrat war komischerweise alles blitzeblank sauber obwohl an meiner Abreise von meinen Lieblingen eine Hausparty veranstaltet wurde. "Raven?", fragte ich in den Raum und wartete auf eine Reaktion. Ich ließ meine Reisetasche auf den Boden fallen und ließ meinen Kopf traurig hängen. Gekränkt setzte ich mich hin und legte meinen Kopf in meine Hände. Nach kurzer Zeit hörte ich ein Klopfen an der Fensterscheibe und ich sah zum Fenster. Es war Raven der gegen die Scheibe klopfte und unbedingt hinein wollte. Ich ging zum Fenster und ließ ihn herein. Fröhlich stolzierte er meinen Arm entlang und setzte sich auf meine rechte Schulter. "Hast du mir nichts zu sagen?", fragte ich ihn erwartungsvoll. Raven schüttelte seinen Kopf und bettelte mich um Butterkekse an. "Nein du bekommst keine! Entschuldige dich erstmal für das Verhalten am Tag meiner Abreise! Dann können wir gerne darüber reden!", gab ich enttäuscht von mir und setzte ihn auf der Theke ab. "Das hast du falsch verstanden Billy. Es war keine Party wo wir uns freuten dich loszuwerden sondern eine Geburtstagsparty einer unserer Freunde. Das hatte rein gar nichts mit dir zu tun.", antwortete er plötzlich wie ein Mensch. "Was?", fragte ich verwirrt und sah ihn komisch an. "Ja. Du kennst doch sicher den alten Fritzi. Der hatte an diesem Tag Geburtstag und wir haben ihm zuliebe eine Party veranstaltet. Du bist doch unser Herr und dich würden wir niemals ausladen. Es war nur ein Zufall das es genau an diesem Tag war wo du die Klassenfahrt angetreten bist.", erklärte mir Raven und setzte sich wieder auf meine rechte Schulter. "Dann...hat Papa das falsch verstanden. Tut mir Leid Raven. Aber...was meinst du mit Herr?", fragte ich ihn irritiert. "Für mich bist du mein Papa und da wird sich nichts ändern. Aber für die restlichen Krähen bist du der Herr. Ist zu vergleichen als König oder...naja....auszudrücken als Gottheit. Sie verehren dich wo sie nur können und bewachen mittlerweile dein Denkmal.", erklärte mir Raven auf meine Frage. "Äh....echt?", fragte ich skeptisch. "Ohne Witz Papa! Aber wir haben etwas gefunden was dich interessieren könnte.", gab er sicher von sich und holte einen Briefumschlag. Ich nahm ihm den Briefumschlag aus dem Schnabel und holte den Inhalt heraus. "Der ist ja richtig alt. Woher hast du ihn?", fragte ich ihn und sah mir den Brief an. "Den haben meine Freunde in der Nähe eines Ferienhauses gefunden. Ich habe es mir selber angesehen und ich denke das wird dir gefallen.", antwortete er stolz. Ich klappte den Brief auf und fing an ihn zu lesen:

Der Schatten der KrähenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt