Ärger in Saint-Tropez

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Am nächsten Morgen war Ella schon früh auf den Beinen und las eine Zeitschrift. Ben und Lucas schliefen noch tief und fest während ich noch mit Kopfschmerzen und Schwindel wach im Bett lag. Neben mir am Bett stand ein blauer Eimer mit etwas Wasser. Ich musste mich öfters in der Nacht übergeben und weckte somit die anderen auf. Ella war das egal, denn sie kümmerte sich immer um mich wenn das passierte. Ben und Lucas hatten dafür Verständnis und versuchten immer das Licht auszublenden wenn Ella es anmachen musste. Und bei unseren Zimmernachbarn blieb das auch nicht unbemerkt. Sarah kam mal kurz zu uns rüber und fragte ob alles in Ordnung sei. Ella erklärte ihr warum und somit wurde der heutige Ausflug wegen mir auf einen Tag später verschoben. Klar passte es Julian, Joe und Leon überhaupt nicht aber das interessierte die anderen recht wenig. Die hatten Verständnis und nahmen den Tag als Ruhetag wahr.
Und wieder musste ich mich übergeben und lehnte mich über den blauen Eimer. Ella legte kurzerhand die Zeitschrift weg und kam sofort zu mir. Sie setzte sich auf die Bettkante hin, hielt meine Hand und streichelte mir über den Rücken während ich am spucken war. "Alles wird wieder gut Hasilein.", versprach sie mir und säuberte den Eimer. Mit neuem Wasser stellte sie ihn wieder neben mir am Bett ab und setzte sich wieder zu mir. "Es tut mir so Leid.", entschuldigte ich mich mit leiser und erschöpfter Stimme und musste etwas weinen. Es tat mir einfach weh wie Ella sich um mich kümmerte und die anderen wegen mir keinen schönen Tag erleben durften. Das war ein toller Start für eine Klassenfahrt den man keinem wünscht. "Du brauchst dich für nichts entschuldigen oder rechtfertigen. Wenn muss das Julian machen der dir die Vase auf den Kopf geworfen hat.", erklärte sie mit ruhiger Stimme und streichelte mir sanft über den Kopf. "Wir werden den heutigen Tag uns alle noch ausruhen und sind dann mit guter Laune und voller Energie dafür die restlichen Tage unterwegs. Mach dir keine Vorwürfe mein Hase." Mit diesen Worten gab sie mir einen Kuss auf die Stirn und sang mich in den Schlaf.

Am nächsten Morgen weckte mich Ella sanft aus dem Schlaf. Sie war noch etwas besorgt und wollte wissen wie es mir ging. "Mir geht es blendend mein Krählein.", antwortete ich ihr glücklich und streckte mich. Ich setzte mich auf und sah gut gelaunt aus dem Fenster auf das schöne türkisblaue Meer. "Ach wie schön wäre es jetzt am Strand von Saint-Tropez zu stehen, auf das weite türkisblaue Meer zu schauen und Kindheitserinnerungen zu bekommen!", sagte ich leise zu mir und träumte weiter. "Mach dich fertig Billy. Wir haben heute was Schönes geplant und wollen den kompletten Tag dafür nutzen.", forderte sie mich auf und machte unsere Betten. Ich ging gut gelaunt ins Badezimmer und kam nach zehn Minuten fertig wieder raus. "Ok, bin soweit.", sagte ich lächelnd und war schon aufgeregt. Zusammen gingen wir zum Frühstücken und anschließend trafen wir uns alle vor dem Hotel am Eingang. Sarah zählte durch und wir gingen gemeinsam die Straße entlang. Die Sonnenstrahlen und der strahlend blaue Himmel zauberte den meisten ein dickes Grinsen ins Gesicht und lachten dabei. Auch die Einheimischen waren schon unterwegs und waren meist gut gelaunt. Wir kamen in der Einkaufsmeile von Saint-Tropez in der Nähe des Meeres an und bummelten durch die Meile. Für mich war es etwas langweilig während die anderen daran Spaß fanden. Aber interessanter wurde es je näher wir dem Meer kamen. "Sieh mal Maman, der Vogelmann.", sagte plötzlich ein kleines Mädchen zu ihrer Mutter. Sie sah sich um und entdeckte mich schließlich in der Gruppe. "Komm Camille. Wir fragen ihn für ein kleines Foto.", sagte die Mutter zu ihrem Kind und kam auf mich zu. "Monsieur Krähe? Könnte ich ein Foto machen wo sie meine Tochter auf dem Arm haben?", fragte mich fröhlich die Mutter der Kleinen. Überrascht, das mich eine Mutter ansprach und ein Foto von mir haben wollte, willigte ich ein und nahm das kleine Mädchen auf den Arm. "Sag Fromage Camille!", rief die Mutter und machte von uns ein Foto. Meine Klasse sah verwundert zu und waren sprachlos. Ich setzte die Kleine wieder ab und wurde plötzlich von anderen auch angesprochen. Die Mutter bedankte sich für das tolle Foto und beide verabschiedeten sich freundlich. "Hey Krähe. Kann ich auch ein Foto mit dir haben?", fragte ein junger Mann. "Ich will auch eins mit dir!", rief eine Frau und wedelte mit ihrem Handy. "Na hoppla. Bist ja ganz schön berühmt Billy.", merkte Sarah an und musste darüber schmunzeln. Ella holte ihr Handy heraus und zeigte Sarah etwas. "OMG! Deswegen ist er so beliebt und bekannt!", sagte sie erstaunt über das was Ella ihr zeigte. "Er ist eine große Nummer in Social Media und überall auf der Welt feiern die Leute Billy. Und seine kleinen Videos auf meinem Account gehen viral.", erklärte Ella stolz. Immer mehr wollten mit mir ein Foto machen und war schon von Menschen umzingelt. Ich versuchte allen den Wunsch zu erfüllen was Gott sei Dank auch klappte. Als alle fertig waren und ein Bild mit mir hatten, konnte meine Klasse endlich wieder mit mir weiterziehen. Aber selbst in den Läden hörte es nicht auf. Selbst die Ladenbesitzer wollten ein Foto was ich ziemlich ungewöhnlich fand. Aber ich tat es einfach und machte so viele Menschen glücklich. Endlich kamen wir nach einigen Hindernissen durch Fotoshootings am Ende der Einkaufsmeile und somit am Meer an. "Wow Leute! Seht euch das tolle Meer an!", schwärmte Lucas und sah verträumt auf das Meer. Ich stellte mich an die Hafenkante und schaute über das Meer. "Sie mal Vögelchen. Das ist das schöne türkise Meer Frankreichs!", sagte plötzlich eine sehr vertraute Stimme in meinem Kopf. "Alexander! Pass auf Billy auf das er nicht ins Wasser fällt!", schimpfte eine weitere sehr vertraute Stimme. "Papa will Meer fassi!", sagte meine Kleinkindstimme im Kopf und ich bekam ein kleines Kopfkino von der schönen Erinnerung von früher. Ich bemerkte nicht wie mich die anderen voller Sorge anstarrten da ich völlig abwesend und in meine Gedanken versunken war. Das Einzige was gleich war, im Kopfkino und in der Realität, war das die Wasserschutzpolizei mit einem Boot auf mich zugefahren kam. "Ohje...jetzt gibt's Ärger!", konnte ich verschwommen wahrnehmen was irgend jemand von meinen Klassenkameraden sagte. Während ich weiter in Gedanken versunken war lief mir eine Träne übers Gesicht. Und wie zu erwarten wollte ich einen Schritt nach vorne machen und wäre beinahe ins Wasser gefallen wenn Lucas mich nicht am Umhang festgehalten hätte. "Guten Morgen die Herrschaften.", begrüßten uns freundlich die Polizisten. "Guten Morgen Officier de Police. Gibt es ein Problem?", fragte Sarah freundlich. "Mit Ihnen und ihrer Gruppe nicht. Aber der Monsieur in schwarz ist unser Ziel.", antwortete einer der Polizisten. Die Klasse sah mich verwundert an. "Typisch Verbrecher!", merkte Julian an und grinste hinterhältig. "Halt deinen Mund!", fügte Ben hinzu und gab ihm einen kleinen Stups. "Was ist denn das Problem?", fragte Ella neugierig die Polizisten. "Sie sehen doch, das er Waffen mit sich trägt. Hat er dafür eine Genehmigung sie in der Öffentlichkeit zu tragen? Wir wurden von einem Passanten alarmiert der uns sagte, hier sei ein Verrückter mit Pistolen unterwegs und er sehe einem Vogel gleich.", antwortete einer der Polizisten und deutete auf meine Waffen im Holster. "Einen Moment.", erwähnte Ella und holte mich wieder in die Realität zurück. Ich sah mich um und war der Situation nicht bewusst. "Billy. Die wollen deine Genehmigung sehen für das Tragen der Waffen in der Öffentlichkeit. Am besten zeigst du denen auch gleich den Waffenschein dazu.", klärte mich Ella auf. "Ähm...klar!", fügte ich hinzu und durchsuchte meine Taschen. Aus dem Portemonnaie holte ich den Waffenschein und die Waffenbesitzkarte heraus und reichte sie den Polizisten. "Einen Ausweis bitte auch Monsieur.", forderte der andere mich auf. Auch den Ausweis reichte ich hin. "Und...hier...ist die Genehmigung für das Tragen der Waffen!", sagte ich sicher und reichte ihnen das Schreiben hin. "Spezialausweis?", fragte mich einer der Polizisten. "Oui", antwortete ich und lächelte dabei freundlich. Sie kontrollierten alles genau und ausführlich was etwas Zeit in Anspruch nahm. Aber es soll ja alles stimmen wenn man sicher sein wollte. "Ok. Merci Monsieur. Alles in Ordnung. Schönen Tag Ihnen allen.", verabschiedeten sich die Polizisten, gaben mir noch alles zurück und fuhren wieder aufs Meer hinaus. "Das war knapp! Gut das du alles immer dabei hast!", lobte mich Sarah und atmete erleichtert aus. "Soll ja alles seine Richtigkeit haben.", fügte ich lächelnd hinzu und zeigte vollstes Verständnis. "Und was machen wir jetzt?", fragte Lilly neugierig. "Wir können unten zum Strandcafé gehen. Ich kenne ein sehr Gutes dort.", schlug ich lächelnd vor. "Gute Idee Billy. Wir werden dir folgen.", fügte Sarah fröhlich hinzu und ich führte meine Klasse zu Joel's Strandcafé wo meine Eltern mit mir früher immer waren. Vor dem Café blieb ich stehen und präsentierte das Café mit einer freundlichen Geste. "Wow! Das ist richtig schön hier.", merkte Clara an und war hin und weg. "Und diese Aussicht....einfach herrlich!", schwärmte Lucas. "Gehen wir rein.", gab ich gut gelaunt von mir und hielt allen die Tür auf. Sie bedankten sich und gingen in das Café hinein. "Noah?", rief ich an der Theke und wartete. Ein Mann kam aus dem hinteren Bereich des Cafés zur Theke und sah mich an. "Hallo alter Freund. Kennst du mich noch?", fragte ich ihn etwas verlegen und hoffte das er mich noch kennen würde von früher. Der Mann sah mich irritiert an und kratzte sich am Kopf. "Pardon?", war seine Antwort auf meine Frage. "Ist Joel da?", fragte ich ihn verlegen und hielt meine linke Hand auf dem rechten Ellbogen. "Un moment.", antwortete er und ging wieder in den hinteren Bereich. Nach fünf Minuten kam er wieder mit einem älteren Mann zurück. "Sie wünschen?", fragte mich der ältere Mann. "Bonjour Joel. Erkennst du mich noch? Ich glaube Noah war da noch viel zu klein.", versuchte ich es bei ihm. Der ältere Mann sah mich an und musterte mich genau. Die Klasse sah mich dabei irritiert an und dachte anscheinend tatsächlich ich sei verrückt. "Kennen wir uns?", fragte mich der ältere Mann und sah mich dabei weiter an. "Mein Vater nannte mich immer....Vögelchen.", gab ich hoffnungsvoll von mir und betonte es wie mein Vater es immer tat. "Alexander! Du bist Alexanders Sohn!", sagte er plötzlich wie aus der Pistole geschossen. Ich nickte ihm zu und lächelte ihn an. "Oh Billy! Wie groß du geworden bist und das wortwörtlich.", freute sich Joel und umarmte mich. "Noah mein Sohn. Das ist Billy. Mit ihm hast du immer gespielt als du noch klein warst!", erinnerte sich Joel und sah seinen Sohn dabei an. "Entdecker Noah wird mit seinem treuen Gefährten Billy die französischen Schätze bergen.", erzählte ich und holte eine alte goldene Münze aus meiner Hosentasche heraus um sie ihm zu zeigen. Als Noah sie ansah fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. "Ja natürlich. Billy! Aber ich habe dich gar nicht mehr wieder erkannt. Du hast dich äußerlich sehr verändert.", antwortete Noah erstaunt. "Äußerlich ja....aber innerlich bin ich immer noch der alte Billy den du kennst. Aber du bist auch ganz schön groß geworden Noah.", erwähnte ich und lächelte ihn an. "Warum stehen wir hier noch herum? Nehmt Platz wo ihr wollt und sucht euch etwas aus. Ich lade euch herzlich ein!", sagte Joel fröhlich und klopfte mir dabei auf den Rücken. "Ihr habt ihn gehört.", gab ich fröhlich von mir und setzte mich nach draußen. Die anderen folgten mir und leisteten mir Gesellschaft. Wir saßen zusammen, lachten und unterhielten uns mit guter Laune. Und dieses Mal war auch ich dabei und brachte gute Laune. Zusammen verbrachten wir den gesamten Nachmittag und schossen einige Erinnerungsfotos wo wir wirklich alle Spaß dabei hatten. Und zwei Fotos waren was ganz Besonderes für die Klasse: eines wo ich mit Julian herum gealbert habe und eins wo wir alle zusammen standen und im Hintergrund das schöne türkise Meer zu sehen war. Das war wenigstens einer der schönsten Momente der Klassenfahrt.

Der Schatten der KrähenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt