Besuch der Ferienhäuser

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Am nächsten Morgen wachte ich mit Ella zusammen auf. "Schön geträumt?", fragte ich sie noch etwas verschlafen und streckte mich. "Oh ja Billy!", antwortete sie noch etwas müde und gab mir einen Guten-Morgen-Kuss. Wir standen zusammen auf und gingen in den Aufenthaltsraum. Dort warteten schon Lucas und Ben auf uns mit frisch aufgebrühtem Kaffee. "Danke euch Jungs!", bedankte ich mich und schenkte mir und Ella etwas Kaffee ein. "Was geplant Billy?", fragte mich Lucas neugierig und nahm einen Schluck Kaffee. "Natürlich! Wir werden uns mal die Ferienhäuser um Paris ansehen wo meine Familie gerne Urlaub gemacht hat. Aber keine Sorge! Die Ferienhäuser gehören mir!", erwähnte ich und zwinkerte beiden zu. Ella lag mit der Tasse Kaffee in der Hand in meinen Armen und kuschelte mit mir. "Ok. Dann sollten wir uns langsam fertig machen und das Vorhaben in die Tat umsetzen.", meinte Lucas nach einem Schluck Kaffee. Alle nickten zustimmend und wir machten uns fertig.

Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir an das erste Ferienhaus an. "Hast du die Schlüssel?", fragte mich Ben. Ich holte aus meiner Hosentasche einen ganzen Schlüsselbund heraus und sagte: "Natürlich. Einbrechen will ich nicht!" Wir gingen zur Tür und ich sperrte sie auf. "Junge! Staubwischen wäre auch mal angebracht!", meckerte gleich Lucas vor dem Betreten. "Bin ich der Putzteufel von Paris!?", fragte ich etwas mürrisch und sah ihn dabei mit verschränkten Armen genervt an. "Nicht streiten! Man muss bedenken, dass diese Häuser schon etwas länger unbewohnt sind.", erwähnte Ella und betrat das Haus. "Außerdem ist das nicht schlimm. Wenn man es putzt sieht es wieder wie früher aus." Als wir alle im Flur standen sah ich mir die Wandbilder an. "Irgendein Bild wird doch ein Geheimnis verbergen.", dachte ich mir und schaute mir eines der Landschaftsbilder genau an. "Oh man. Gut das ich keine Stauballergie habe. Du würdest mich hier drinnen umbringen vor Staub!", rief Lucas durch das Haus. Ich beachtete ihn nicht und tastete den Rahmen des Bildes ab. Tatsächlich war dort ein kleiner Schalter zu fühlen und ich betätigte ihn. Unterhalb der Treppe öffnete sich eine versteckte Luke. "Hey Leute. Seht euch das mal an.", rief ich und deutete auf die Luke. "Ich habe eine Taschenlampe dabei. Damit können wir unten alles erkunden.", meinte Ella zu mir die mir nicht von der Seite wich. Wir beide gingen die schmale Treppe hinunter und fanden ein kleines Zimmerchen mit drei Kartons. "Bringen wir die Kartons nach oben Billy. Dann können wir besser sehen was sich darin verbirgt.", meinte Ella. Ich stimmte ihr zu und trug nach und nach alle drei Kartons nach oben. "Die waren schwer.", schnaufte ich erschöpft und musste mich erstmal setzen. Ella rief die anderen beiden zu sich und öffnete als erstes einen Karton. Darin befanden sich mehrere kleine Bilder die man an die Wand hängen kann. Den zweiten Karton öffnete Lucas und holte eine kleine Skulptur heraus. Sie war Gold und präsentierte eine kleine Familie. Ich sah sie mir an und sagte wie aus der Pistole geschossen: "Mein Vater Alexander, meine Mutter Elisa und ich als Baby!" Lucas grinste und stellte die Skulptur zur Seite. "Ein Erinnerungsstück für dich Billy. Scheint deine Mutter versteckt zu haben.", meinte Lucas etwas verwirrt. "Sie hat alles was mit meinem leiblichen Vater zu tun hatte vor Hugo versteckt. Damit Hugo nichts veräußert oder vernichten konnte versteht sich. Deswegen hatte sie in jedem Ferienhaus etwas versteckt was ich jetzt suche um meine Familienstücke zu vervollständigen.", erklärte ich etwas traurig meinen Freunden. Ella setzte sich zu mir und tröstete mich ein wenig. Ben packte den dritten Karton aus und holte ein Fotoalbum heraus. Er gab das Album an Lucas weiter und holte noch ein kleines Plüschtier aus dem Karton. Es war ein brauner Teddybär der ein rotes Herz in den Pfoten hielt. Auf dem Herz war I love you draufgestickt. "Der ist ja putzig!", gab Ella von sich und nahm Ben den kleinen Teddy aus der Hand. Ich nahm mir das Album was Lucas in der Hand hielt und sah es mir an. Je mehr ich durchblätterte desto schmerzhafter wurde es für mich. Immerhin war zu diesem Zeitpunkt der Fotos meine Familie am Leben und intakt. Ella bemerkte meine traurige Haltung und wischte mir mit einem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht. "Wir werden immer für dich da sein Billy!", versprach mir Ella und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich sah sie an und umarmte sie. "Hey ihr zwei Turteltäubchen. Wollen wir hier ein Romantikhaus machen oder weiter das Haus absuchen? Schließlich hast du ja was großes geplant!", fing Lucas lachend an. Ich hörte auf Ella zu umarmen, stand auf und ging in das obere Stockwerk ohne ein Wort zu sagen. "Echt jetzt Lucas?! Du hast ihn gekränkt. Dabei hatte er noch richtig tolle Laune heute Morgen!", sagte Ella wütend und folgte mir. "Ach komm! So schlimm war es doch nicht. Und böse war es auch nicht gemeint!", verteidigte sich Lucas. Ich ignorierte ihn und suchte das Schlafzimmer wo meine Eltern immer geschlafen haben. Ich war zwar noch klein aber ich wusste noch, dass mein Vater noch gelebt hatte. Hugo durfte nie bei meiner Mutter im Schlafzimmer schlafen wenn wir ein Ferienhaus bewohnt hatten. Das hatte Hugo zwar nie gepasst aber ich fand es lustig und gerecht. "Ich glaube hier ist nichts mehr Billy.", meinte Ben und suchte mich. "Ich packe die anderen Sachen die wir gefunden haben ins Auto!", rief Lucas durch das Haus. "Ja mach das!", antwortete Ella und kam mit mir wieder runter. Wir verließen das Ferienhaus und ich schloss wieder ab.

Gemeinsam fuhren wir zum nächsten Ferienhaus. Dort angekommen stieg ich als Erster aus und ging Richtung Haustür. Ich war wegen der kleinen Auseinandersetzung mit Lucas noch immer gekränkt und wollte einfach schnell alles hinter mich bringen. "Warte auf uns!", rief Ben hinterher. Lucas blieb beim Auto vorerst stehen und sah mir nur hinterher. "Ben! Der feine Herr ist jetzt beleidigt.", deutete Lucas an. "Das war auch nicht nett von dir Lucas ihn anzumachen wenn er gerade jemanden in seiner Nähe braucht! Du weißt doch wie es bei ihm ablief in der Familie seit der Stiefvater auftauchte. Ich verstehe ihn wie sehr es ihn verletzt.", machte Ella ihm deutlich. Lucas hingegen zeigte kein Verständnis. Er verschränkte die Arme und blieb stur am Auto stehen. Ben und Ella kamen zu mir ins Haus.
"Und schon was entdeckt?", fragte mich Ben neugierig und lief an mir vorbei. Mit dem Kopf in die Hände gestützt saß ich auf der Treppe und gab keinen Ton von mir. "Habe ich einfach überreagiert? Werde ich dadurch meine Freundschaft verlieren?", dachte ich traurig nach. Zu sehr beschäftigte mich die kleine Auseinandersetzung mit Lucas. Ich bemerkte nicht das Ella mich beobachtete und wieder aus dem Hause ging. Ben hingegen blieb im Haus und suchte weiter nach versteckten Gegenständen.
Nach zehn Minuten kam Ella mit Lucas ins Haus und zeigte auf mich. Lucas holte tief Luft und setzte sich unaufgefordert zu mir auf die Treppe. Ella ging zu Ben um ihn zu unterstützen. Eine Minute verging. Lucas sah mich kurz an und schaute wieder nach vorne. Eine weitere Minute der Stille verstrich. "Ähm....können wir kurz....reden Billy?", fing Lucas an und fasste sich mit der rechten Hand an den Hinterkopf. "Hör zu.....was ich vorhin gemacht habe war falsch von mir. Ich habe deine Gefühle ins Lächerliche gezogen und als Freund hätte ich es nicht tun sollen. Ich hätte mehr Verständnis zeigen müssen gerade weil du es sehr schwer hast. Es tut mir Leid. Kannst du mir Idiot verzeihen?" Ich hob meinen Kopf und drehte mich etwas zu Lucas. Ich fing an zu lächeln und legte meine rechte Hand auf seine linke Hand. "Schon gut.", sagte ich leise und stand auf. "Komm wir helfen mit." Lucas fing an zu lächeln und stand auch auf. "Jawoll, lasst uns das Haus auf den Kopf stellen!", erwähnte er selbstbewusst und folgte mir ins Wohnzimmer. Wir kamen zu Ben und Ella die gerade ein kleines Kästchen hinter einem Bild fanden. "Wow. Deine Mutter war wohl sehr gut in Dinge verstecken!", deutete Ben an und reichte mir das Kästchen. Ich musterte das kleine Kästchen und murmelte: "Da fehlt noch ein kleiner Schlüssel." Bens gute Laune war plötzlich verschwunden als er das hörte. "Wie bitte?!", fing er wütend an und drehte sich zu mir. "Billy! Da soll ein verdammter Schlüssel fehlen? Hast du dir mal das Haus angesehen? Das ist größer als das Erste! Wo zum Henker soll hier ein kleiner Schlüssel sein! Ich suche doch nicht jeden Zentimeter des Hauses ab nur um einen kleinen, blöden Schlüssel zu suchen!" Voller Zorn stapfte er aus dem Haus und setzte sich ins Auto. Ella, Lucas und ich standen völlig überrascht im Wohnzimmer. "Was ist denn jetzt mit dem los?!", fragte Ella erstaunt und konnte seine Reaktion nicht verstehen. Lucas und ich zuckten mit den Schultern und konnten es auch nicht nachvollziehen was Ben plötzlich hatte. "Wenn er schon rumbrüllt, sollte er beim nächsten Mal besser hinschauen! Den Schlüssel sehe ich sogar von hier.", fügte Lucas hinzu und ging zum Kästchenversteck. Er holte einen kleinen, goldenen Schlüssel und drückte ihn mir in die Hand. "Jetzt kannst du es öffnen Billy!", erwähnte er und grinste uns an. Plötzlich stand Ben wieder im Wohnzimmer bei uns. "Habt ihr was gefunden?", fragte er neugierig. Vor Schreck zuckte ich zusammen und drehte mich zu Ben um. Ben stand vor uns und grinste uns an. "Ich dachte du sitzt im Auto?!", fragte Ella irritiert. "Dachte ich auch!", fügte Lucas hinzu und schaute besorgt zu mir. "Nein, ich war oben Leute! Habe dieses schöne Familienfoto von Billy gefunden und dachte ich bringe es mal runter.", erklärte Ben und schaute uns fragend an. "HÄ???????", fing Ella an und rannte zum Fenster. "LEUTE! Ben sitzt im Auto!" Hastig drehte sie sich wieder zu uns um und blieb am Fenster stehen. Lucas und ich sahen uns an und Lucas rannte zu Ella. Ich blieb bei Ben stehen und schaute ihn verängstigt an. "Wer bist du?", fragte ich vorsichtig. "Ich werde dein schlimmster Alptraum sein! Es war schon leicht deine Mutter auszulöschen! Und jetzt bist du an der Reihe!", antwortete der falsche Ben und sah mich verstört an. Seine Worte trafen mich wie scharfe Spitzen und ich konnte mich dadurch weder bewegen, noch konnte ich was dazu sagen. Meine Freunde schauten mich hilflos an. Der falsche Ben trat zu mir heran und musterte mich genau. Er schien meine Angst zu spüren und flüsterte mir zu: "Du weißt genau wer ich bin! Davon zu laufen ist zwecklos!" Nach diesen Sätzen verschwand der falsche Ben spurlos und ich brach auf der Stelle zusammen. "Billy!", schrien beide und rannten zu mir. "Sag doch was Kumpel!", sagte Lucas besorgt und rüttelte an mir. Ella fühlte nach meinem Puls und kontrollierte die Atmung. "Er lebt! Aber wer auch immer das war.....es will um jeden Preis Billys Leben auslöschen!", erwiderte Ella besorgt. Als Lucas das hörte war er sichtlich erleichtert. "Verschwinden wir von hier!", schlug Lucas vor und trug mich zum Auto. Ella nahm meine Schlüssel und das Kästchen und sperrte die Haustür ab. Gemeinsam rasten wir vom Haus und dessen Grundstück. Mehr bekam ich leider nicht mehr mit da ich mein Bewusstsein komplett verlor.


Der Schatten der KrähenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt