10 | Horrorfilm-Mörder

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Am nächsten Morgen wollte das Trio in die Stadt fahren, die Halloweentown betrieb. Josie und Dean luden ihr Gepäck in den Impala und Sam gab den Schlüssel in der Rezeption ab. Jedoch erschrak er, als er neben der Theke eine Mumie sah, die dieselben grün-leuchtenden Augen hatte wie die in Halloweentown.

"Keine Sorge, die ist nicht echt", lachte die Dame hinter dem Tresen und deutete auf ihre Deko, da sie Sams geschockten Blick erkannte.

"Sind Sie sich da ganz sicher?", murmelte er, ohne das bandagierte Gesicht aus den Augen zu lassen.

"Ja ziemlich sicher, der steht hier schon, seit Halloweentown vor ein paar Jahren eröffnet hat, und hat sich noch kein einziges Mal vom Fleck bewegt, kaum zu glauben, was?"

Sie nahm ihm die Schlüssel aus der Hand und machte den Check-Out.

"Sie sollten sich die Stadt wirklich mal ansehen, schade, dass sie zurzeit geschlossen ist. Aber was da passiert ist, ist wirklich eine Tragödie, ich verstehe, dass man deshalb lieber eine Weile schließt, bis sich die Dinge geklärt haben"

"Wissen Sie etwas darüber, was da passiert ist?", bohrte Sam nach und bemühte sich, die Frau anzusehen, anstatt das Ding neben sich.

"Ich kenne eines der Opfer, Martin Bumford, er ist mit mir damals zur Schule gegangen. Wirklich schrecklich", erzählte sie kopfschüttelnd, "Seine arme Frau ist jetzt alleinerziehend, dabei ist ihre Tochter gerade erst mal drei Jahre alt!"

"Was war denn die Todesursache, wenn ich fragen darf?"

"Das ist das unheimliche daran", sagte sie und lehnte sich vor, was Sam ebenso tat, denn sie flüsterte weiter, "Man fand nur seine gelbe Regenjacke, an der ein Ärmel fehlte und ein zerkautes Bein, nur deshalb konnte man ihn identifizieren"

"War das ein Tier?", fragte Sam und sie schüttelte den Kopf.

"Das war Es!", klärte sie ihn auf und war immer noch fassungslos darüber, "Wenn Sie mich fragen lebt irgendein wahnsinniger Mörder seine Horrorfantasie aus und hat den armen Martin getötet, und die anderen beiden auch"

"Wurden die auch durch einen ...", begann Sam seine Frage und schluckte schwer, bevor er das Wort aussprach, "Clown getötet?"

"Nein, das Mädchen, die Studentin, die wurde eiskalt aufgeschlitzt. Ich weiß nicht, ob Sie jemals von Michael Myers gehört haben, aber in ihrer Brust steckte ein Küchenmesser. Schrecklich. Aber am schlimmsten hat es den alten Buck erwischt, wissen Sie, er war ein guter Kerl, er hat hier im Motel manchmal Sachen repariert und war auch in Halloweentown der Hausmeister. Er hat das wirklich nicht verdient, also nicht, dass es die anderen verdient hätten, aber Sie wissen schon-"

Ungeduldig wartete Sam, bis die Frau endlich zum Punkt kam.

"Man hat Buck die Haut vom Gesicht gezogen und sie später zusammen mit einer blutigen Kettensäge im Keller eines der Wohnhäuser in Halloweentown gefunden. Ich meine, wer tut denn so etwas? Ich will mir das gar nicht vorstellen!"

"Welches Haus war das? Wissen Sie das zufällig?", erkundigte sich der Winchester und schielte wieder zur Mumie, da er sich einbildete, dass die Augen kurz aufflackerten, als wollten sie ihm etwas mitteilen.

"Nein leider, aber ich wollte das nicht genauer wissen, ich würde nachts nämlich noch gerne schlafen können"

"Ich verstehe, trotzdem Danke. Auf Wiedersehen"

"Man, was hat denn da so lange gedauert? Sag bloß die Lady da drin, hat dir gefallen?", scherzte Dean, als Sam nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zum Auto kam.

"Ich habe von der Lady ein paar interessante Dinge über die Opfer erfahren", teilte er seinem Bruder pampig mit und stieg ein, statt weiter zu erzählen.

"Das heißt irgendein Irrer, der zu viele Horrorfilme geschaut hat, rennt rum und bringt Leute um?", fasste Dean schließlich zusammen, als sie auf dem Weg zurück zum städtischen Polizeirevier waren.

"Sieht fast so aus", gab Josie enttäuscht von sich.

Sie hatte wirklich auf Hexen gehofft und die Zusammenhänge mit bekannten Horror-Klassikern gänzlich übersehen. Zwar war ein verrückter Serienmörder genauso ein Monster wie alles andere das sie jagten, aber es war eher ein Fall für die Polizei.

"Wir sollten uns trotzdem die Polizeiberichte ansehen, wenn wir schon hier sind", schlug Sam vor, der insgeheim darauf hoffte, tatsächlich einem Serienmörder auf der Spur zu sein. Immerhin kannte er beinahe jeden bekannten Killer der letzten fünfzig Jahre.

In klassischer FBI-Manier erfragten sie sich die Akten und konnten den diensthabenden Officer sogar überzeugen, dass sie sich den Tatort ansehen durften. Ganz offiziell. Bei Tageslicht. Dank den Aufzeichnungen, wussten sie nun auch die Hausnummern, wo die einzelnen Leichen gefunden wurden.

"Also ich würde mal sagen, ich schau mir das Texas Chainsaw Massacre an, Josie geht Michael Myers auf die Spur und Sammy stellt sich seiner Angst vor dem Horrorclown, der kleine Kinder frisst", schlug Dean vor, als sie erneut die Straße entlang schlenderten und das Haus mit der Adresse 45 Lampkin Lane erreichten.

"Oder Sam kümmert sich um den Schlitzer und ich mich um Pennywise", konterte Josie mitfühlend und deutete auf das hellblau gestrichene Haus mit den hübschen Hecken drum herum.

Erleichtert nickte Sam und verschwand ins Innere, während das Paar weiter ging.

"Man, ich hätte Sam wirklich gerne gesehen, wie er mit nasser Hose vor dem Clown wegrennt", lachte Dean boshaft.

"Du bist gemein!", schimpfte Josie und suchte aus ihrer Akte noch einmal die Adresse, wo Martin Bumford gefunden wurde.

"Bist du sicher, dass du da alleine rein gehen willst?", erkundigte sich der Jäger bei Josie, die auf die Auffahrt des Hauses zuging.

Bewusst mied sie den Blick in den Kanal an der Bordsteinkante, auch wenn sie keine Angst vor Clowns hatte, wollte sie dennoch keinen Jumpscare-Moment erleben, sollte ihr plötzlich eine Fratze entgegenblicken.

"Nein, aber ich werd's zur Not schon mit 'nem albernen Clown aufnehmen können", sprach sie bemüht selbstbewusst.

Doch bevor sie einen weiteren Schritt tun konnte, hielt Dean sie auf. Irritiert drehte sie sich zu ihm um, aber bevor sie fragen konnte, küsste er sie. Lächelnd löste sie sich von ihm.

"Pass auf dich auf!", bat er sie leise und ließ sie wieder los.

"Du auch!", hauchte sie und ging auf das Haus zu.

Dean erreichte als letzter sein Haus. Der viktorianische Stil sah wirklich einladend aus, nur die gelben Absperrbänder drum herum störten den Anblick. Im Inneren wirkte es schon nicht mehr so ansprechend. Es roch modrig gepaart mit einem leichten Hauch von Verwesung. Dean bemühte sich, sein Frühstück bei sich zu behalten und sah sich um. Er lugte unter jeden Schrank, hob jedes Kissen an und tastete sich in jeden noch so kleinen Winkel, bis er schlussendlich in die Finger bekam, wonach er suchte.

"Verdammt!", fluchte er und betrachtete den Stoffbeutel, "Also doch Hexen!"

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2 》Grund zum Leben - Zwischen Leben und Tod《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt