Der kleine Pub war nicht voll. An der Bar saßen die Stammkunden und vor der Jukebox tanzten zwei Mädchen vergnügt miteinander zu ihrer Lieblingsplatte. Dean und Josie setzten sich an einen Tisch in der Ecke und beobachteten die Situation. Der Marvel-Fan ging selbstbewusst auf die Frauen zu und tanzte unbeholfen mit, sehr zur Missgunst der Freundinnen, die etwas zurück wichen. Die Jäger sahen, dass er sich mit ihnen unterhielt und die Blondine anlächelte. Anscheinend hatte er sie für den heutigen Abend auserkoren, allerdings sprang sie nicht sonderlich auf seine Flirtversuche an. Die beiden ergriffen die Flucht auf die Toilette und der Zurückgewiesene schleppte sich an die Bar, wo er gleich eine ganze Runde bestellte, in der Hoffnung, die beiden Mädchen würden sich wenigstens für einen gratis Drink rumkriegen lassen. Es verging eine halbe Ewigkeit und so langsam wurde er ungeduldig, weshalb er sich auf den Weg zu den Toiletten machte.
"Ich geh mal nach ihnen schauen", teilte Josie mit und ließ Dean zurück.
Sie kam genau zur selben Zeit um die Ecke wie der Nerd und sah, wie sich die Blondine intensiv mit einem anderen Gast unterhielt. Abrupt blieb der korpulente Typ stehen, sodass Josie beinahe hinten auf ihn aufgelaufen wäre.
"Entschuldigung", murmelte er beiläufig, ohne den Blick abzuwenden.
Die Jägerin quetschte sich an ihm vorbei und huschte durch die Tür, auf der eine riesige Pin-Up-Schönheit zu sehen war. Auf der anderen war ein cooler Typ mit Sonnenbrille, der auf einer alten Harley saß. Dies war hier scheinbar die Definition der Geschlechter. Schnell tat Josie so, als würde sie nur ihr Make-Up kontrollieren und sich die Haare auflockern. Sie fürchtete, dass es möglicherweise gleich Tote geben würde. Aber nichts dergleichen passierte, als sie wieder auf den Flur trat. Der Mann im roten T-Shirt hatte sich wieder an die Bar gesetzt und trank nun betrübt die anderen beiden Drinks aus.
"Was war los?", erkundigte sich Dean sofort, als sich seine Freundin wieder zu ihm setzte.
"Nichts, ich denke, wir sind hier auf der falschen Spur", brummte sie und wollte gerade nach Deans Bierkrug greifen, als ein lauter Schrei alle Anwesenden zusammenzucken ließ.
Alle, bis auf einen. Der Barkeeper rannte sofort zu den Toiletten, wo die Blondine und ihre Freundin standen und geschockt auf den Boden starrten. Dort lag der Mann, der kurz zuvor noch mit den Frauen gesprochen hatte, nur dass ihm seine Gedärme nun aus dem Bauch hingen. Josie und Dean sahen sich kurz an und verstanden sich auch ohne Worte. Sie rannte dahin, wo die Action geschah und Dean ging zu dem einzigen, dem die ganze Sache nicht zu interessieren schien.
"Hey Kumpel, lass uns mal kurz miteinander reden", sagte der Winchester und legte ihm eine Hand auf die fleischige Schulter.
"Kein Bedarf", erwiderte er kühl.
"Vielleicht ist das hier ja Bedarf genug", hoffte Dean und holte seine Pistole heraus, die er, geschützt unter seiner Jacke, fest gegen die Rippen des Nerds drückte, "Also? Wollen wir jetzt reden?"
Nervös nickte der Dicke und ließ sich von Dean vor die Tür bringen.
"Welcher verdammte Spuk geht hier vor sich?", pflaumte der Jäger.
"Spuk?", wiederholte sein Gegenüber, "Ich verstehe nicht, und wie kommen Sie darauf, dass ich was damit zu tun habe?"
"Weil ich dich schon bei zwei Tatorten gesehen habe und es jetzt wieder passiert ist"
"Na und? Ich war es aber nicht"
"Lüg mich nicht an! Ich weiß, dass hier ein Geist rumspukt!", schrie Dean und sah sich kurz um, ob ihn jemand gehört hatte.
"Sie spinnen doch", wehrte sich der Mann, traute sich aber nicht, sich zu bewegen, da Dean immer noch seine Pistole auf ihn richtete.
"Ok, hör zu, letzte Chance; sag mir was hier los ist!"
"Na schön, ich habe einen Geist, der mir gehorcht", gestand er kleinlaut und Dean ließ endlich die Waffe sinken, "Aber ich weiß nicht mehr wie ich sie loswerde"
"Komm schon, ich brauche mehr Informationen", forderte der Jäger ungeduldig und deutete ihm mit der Hand fortzufahren.
"Ich hab im Darknet eine alte Flasche Sake gekauft, weil ich so eine Japanerin rumkriegen wollte, die ich von einem WoW-Discord kenne"
"Einem was?", fragte Dean unbewusst.
"Das ist ein Online- Rollenspiel, da muss man-", begann der Nerd seinen Redefluss.
"Der Sake, was ist damit?", unterbrach ihn der Winchester genervt.
"Naja, die Braut ist nicht aufgetaucht und ich hab den alleine getrunken. Da war ein Zettel dabei wo auf japanisch stand, dass darin ein Shojo ist"
"Und du dachtest dir, du trinkst den einfach mal?", sagte Dean gehässig und schüttelte fassungslos den Kopf.
"Schon klar, dass so ein Katalogmodel wie Sie, das nicht versteht von einer Frau abgewiesen zu werden", schnauzte der andere zurück.
"Wenn du wüsstest", entgegnete Dean leise und kam wieder zurück zum Thema, "Warte mal, das heißt, du konntest das lesen, was da auf japanisch stand?"
"Ja", antwortete der Brillenträger, als wäre es selbstverständlich, "Ich schaue viele Animes"
"Diese asiatischen Cartoon- Pornos?"
"Nein, ich mein, irgendwie schon, aber ich glaube was Sie meinen sind Hentai's"
"Wie auch immer", seufzte der Jäger und konnte nicht glauben, wie sehr sich dieses Gespräch in die Länge zog, "Stand da irgendwas, wie man diesen Geist stoppt?"
"Denken Sie echt, ich hätte es nicht schon versucht, wenn es so wäre?"
"Was weiß ich, vielleicht jagst du gern Shojos auf 'Katalogmodels', die dir die Frauen wegschnappen"
"Ich mag für Sie zwar verzweifelt wirken, aber ich bin kein Mörder. Zumindest hatte ich es nicht vor einer zu sein", murmelte er schuldbewusst und Dean hob fragend eine Braue, "Ich dachte mir wirklich nichts böses dabei, ich dachte sie würde den Kerlen nur einen Schrecken einjagen, damit sie verschwanden. Aber dann hat sie jeden von ihnen umgebracht. Jedesmal wenn ich jetzt ein Mädchen anspreche, tötet der Geist jeden Kerl, der mit ihr spricht. Ich will, dass das aufhört!"
"Dann musst du uns dabei helfen", befahl Dean und der Nerd nickte einverstanden.
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2 》Grund zum Leben - Zwischen Leben und Tod《
Paranormalder zweite Teil rund um das "Liebesspiel" zwischen Josie und Dean. Es erwarten die Jäger neue Fälle, neue Freunde und viel Chaos, aber es gibt immer einen Grund um weiter zu machen, nämlich den Grund zum Leben! dieses Buch knüpft an den ersten Teil...