14 | Hoffnungen und Träume

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Nachdem er die leere Kühlbox mit dem Hochdruckreiniger abgespült hatte und auch den Impala gründlich gewaschen hatte, sah er sich den Schaden genauer an.

"Es tut mir so leid, Baby", sprach er zu seinem Auto und rüttelte an dem verbogenen Grill, aber das einzige, das einfach abfiel, war das Chevrolet Emblem, das er traurig betrachtete.

"Sie kann einem wirklich leid tun", pflichtete ihm Josie bei, die sich in ihre Arbeitsmontur geworfen hatte.

Für sie stand es außer Frage, dass sie den Chevy reparieren würde, das war schließlich ihr Fachgebiet. Dean schmunzelte, als er ihr Outfit sah. Auch wenn es nur ein lumpiges Shirt und eine dreckige alte Jeans war, fand er sie unheimlich sexy. Jedes Mal, wenn sie an ihrem Charger schraubte, beobachtete er sie unbemerkt aus der Ferne und hatte dabei schon das ein oder andere Mal etwas Nützliches gelernt.

"Ich glaub aber, dass der Rahmen nicht verzogen wurde", sagte sie und suchte verzweifelt zwischen den Sprossen des Kühlergrills nach dem Hebel für die Motorhaube.

Aber der war nicht mehr erreichbar und die Haube würde wahrscheinlich sowieso nicht aufgehen, so verbogen wie sie war. Plötzlich kreischte sie und zog abrupt ihre Finger aus dem Schlitz.

"Was ist?", erkundigte sich Dean mit großen Augen und schaute auf ihre schmierig roten Finger, "Hast du dich geschnitten?"

"Nein", antwortete sie und suchte nach etwas, woran sie ihre Hand abwischen konnte, "Ich glaube da hängt noch ein Stück Hexe im Gitter"

Unweigerlich musste der Winchester lachen und reichte ihr einen Putzlappen.

"Hör auf zu lachen!", schimpfte sie ihn, aber er kam auf sie zu und nahm sie in den Arm.

Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen küsste er tröstlich ihre Schläfe.

Unabhängig davon, dass sie immer wieder auf Hexenblut stießen, machte es beiden Spaß am Auto zu schrauben. Es war neben der Jagd ein Hobby, das sie von Beginn an teilten.

"Weißt du was total cool wäre?", fragte Josie und blickte auf Deans Beine hinab, die unter dem Impala hervorlugten.

"Was denn?", nuschelte er angestrengt und versuchte die eingerosteten Schrauben für die Frontschürze loszulösen.

"Wenn wir eines Tages mal eine Werkstatt hätten, also ich meine Hauptberuflich", sagte sie und ließ sich rittlings auf seinen Schoß fallen.

Ein dumpfer Knall ertönte, gefolgt von einem schmerzlichen Stöhnen. Leise kichernd rutschte Josie zurück und zog Dean samt dem Rollbrett unter dem Auto vor. Er hielt sich die Stelle an der Stirn, wo er sich angehauen hatte. Schuldbewusst beugte sie sich zu ihm hinunter und gab ihm einen heilenden Kuss.

"Ja, das wäre wirklich schön", pflichtete er ihr dann bei und setzte sich auf.

"Ich könnte mir das richtig gut vorstellen", schwärmte sie und sah ihn verträumt an, "Wie unsere Kinder ihrer Mommy und ihrem Daddy in der Garage helfen. So wie ich damals bei meinem Dad"

"Du träumst jetzt schon von Kindern?", fragte er und lächelte.

Trotz allem verlor Josie nicht ihre Hoffnung auf ein normales Leben und das bewunderte er an ihr so sehr.

"Weißt du, ich frage mich manchmal, ob es irgendwo da draußen einen Knirps gibt, der von mir ist", gestand Dean kleinlaut.

"Die Konsequenz eines unbedachten One Night Stands?", überlegte Josie und betrachtete Dean.

Sie konnte sich gut vorstellen, dass er während seinen Jagden nicht immer in einem Motel übernachtet hatte. Er hatte Charm, ein hübsches Gesicht und wusste definitiv, wie er die Frauenwelt beglücken konnte. Es war also tatsächlich gut möglich, dass es irgendwo einen oder vielleicht sogar mehrere Mini-Deans gab.

"Was überlegst du?", holte er die Brünette wieder in die Realität zurück.

"Ob ich damit leben könnte, dass du ein Kind mit einer anderen hättest", gab sie zu.

"Es wäre ja nicht wirklich mein Kind, also doch, rein biologisch gesehen, aber ich kenne es nicht und-", versuchte er sich zu verteidigen, aber Josie kicherte nur.


"Ganz ruhig, ich hab glaub ich kein Problem damit, solange deine Ex nicht versucht dich mir auszuspannen oder dir dein hart ergaunertes Geld aus der Tasche ziehen will", beruhigte sie ihn und zeichnete liebevoll seine Gesichtskontur nach, "Ich fände es sogar eigentlich ganz niedlich mal ein Mini-Me von dir zu sehen"

"Ich habe kein Problem damit, eins mit dir zu machen", schmunzelte Dean und zog sie spielerisch näher.

"Wow, wow, easy Tiger", lachte sie und drückte ihn leicht von sich, "So schnell muss es dann auch nicht mit uns gehen!"

"Wir können ja auch nur so tun als ob", meinte er und biss sich frech auf die Zungenspitze.

"Wenn du das so formulierst, ist das irgendwie nicht gerade antörnend", klagte sie.

"Wie soll ich es dann formulieren?", erkundigte er sich und küsste sich von ihrer Wange den Hals abwärts.

"Am besten gar nicht, tu es einfach, das liegt dir mehr", triezte sie ihn, wobei er kurz stockte und sie betroffen ansah.

Schnell drückte sie ihre Lippen auf seine und schon hatte er ihren kleinen Seitenhieb vergessen. Sie saßen mitten in den zerlegten Autoteilen und genossen die Zweisamkeit, auch wenn Josie Deans Versuche sie auszuziehen immer wieder abblockte.

Etwas später sortierte Dean die Schrauben, die er noch brauchte und versank dabei erneut in seinen Gedanken.

"Was wäre dir lieber, ein Mädchen oder ein Junge?", fragte er aus heiterem Himmel und Josie runzelte kurz die Stirn.

Sie hatte nicht erwartet, dass er tatsächlich so ausgiebig darüber nachdachte, eine Familie zu gründen. Aber es war noch nie wirklich zur Sprache gekommen, wie ernst es ihnen mit ihrer Beziehung war. Oder was sie sich überhaupt für ihre Zukunft vorgestellt hatten. Dean hatte zwar einmal angemerkt, dass er sich vorstellen könnte, die Jagd sein zu lassen und sich irgendwo niederzulassen. Aber für Josie war das noch in weiter Ferne, sie hatte gerade erst ihre Liebe zur Jagd entdeckt und wollte dies nicht so schnell aufgeben. Dennoch fand sie den Gedanken daran, eines Tages ein kleines Händchen an ihren Fingern zu halten, schön.

"Ich fänd' glaube ich einen Jungen süß, vor allem wenn er nach dir käme", gestand sie verträumt, "Und er sollte deine Augen bekommen!"

Geschmeichelt lächelte Dean und überlegte noch.

"Irgendwie würde ich gerne ein Mädchen haben", meinte er nachdenklich, "Ja ein Junge wär cool, mit dem könnte ich am Auto schrauben und so, aber wenn ich mir dich so anschaue dann lässt sich das auch ganz prima mit einer Tochter machen. Plus, sie wäre wunderschön, so wie ihre Mama"

"Und würde dich mit ein bisschen Wimpernklimpern um den kleinen Finger wickeln", fügte Josie amüsiert hinzu.

"Oh ja", pflichtete Dean lachend bei.

"Dann müssen wir also mindestens zwei Kinder machen", seufzte Josie.

"Also damit habe ich kein Problem", scherzte Dean und erntete einen abschätzigen Blick von der Jägerin.

"Das dachte ich mir schon", meckerte sie augenrollend und konnte ihr Schmunzeln nicht mehr zurückhalten.

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