43 | Finger weg von meinen Schweinen!

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Unter dem Sternenhimmel atmete sie tief durch. Das, was eben passiert war, war keinesfalls so geplant. Aber nichtsdestotrotz war sie jetzt frei.

„Miss?", sprach sie einer der Vampire an und mied ihren Blick, „Wie geht es jetzt weiter?"

„Keine Ahnung, ist mir ehrlich gesagt auch egal, gründet euer eigenes Nest, oder was weiß ich", schnaubte sie genervt.

„Aber..."

„Nichts 'aber', ich werde hier verschwinden, meinetwegen bist du der neue Rudelführer hier, aber sicher nicht ich!"

Ich habe den Alpha nicht getötet, dazu wäre ich niemals imstande gewesen", redete er sich raus.

„Gut, dann häng dich irgendeinem anderen Nest an, aber lass mich  um Himmelswillen in Ruhe, das waren verdammt anstrengende Tage und ich hab verdammt nochmal Hunger! Also geh mir besser aus den Augen"

„Ja, Ma'am", säuselte er und verschwand gehorsam.

Erstaunt sah sie ihm nach, damit hatte sie nicht gerechnet, es war scheinbar nicht alles schlecht daran, die neue ‚Alpha'-Vampirin zu sein. Dennoch hielt sie nichts mehr hier. Sie wollte nur nach Hause. In das einzige Nest, das sie brauchte. Ein letztes Mal Dean sehen, bevor sie den Tod willkommen hieß. Eilig holte sie ihr Tagebuch und machte sich aus dem Staub.

Es dauerte Tage, bis sie ihr Ziel erreichte, denn sie ließ schweren Herzens den Charger zurück, und das Tageslicht raubte ihr wertvolle Zeit. Nahe des Bunkers machte sie ein letztes Mal Halt. Sie wollte nicht hungrig vor Dean treten, denn sie schmeckte sein Blut immer noch in ihrem Mund. Das einzige Menschenblut, das sie jemals zu sich genommen hatte. Ansonsten wich sie auf Schweineblut von einem Schlachthof aus oder fing auf ihrer Reise ein Reh, von dem sie sich ernähren musste, um zu überleben. Von genau so einem hatte sie noch eine Plastikflasche gefüllt mit dessen Blut. Sie trank daraus und steckte die Flasche wieder in ihre Tasche. Stattdessen holte sie das Buch heraus und umklammerte es. Unsicher stapfte sie über den Laubboden bis zum Eingang, an den sie klopfte. Aber plötzlich verließ sie der Mut und sie legte das Buch einfach nur auf den Boden. Hastig rannte sie weg und versteckte sich in den Ästen auf einem der nächstbesten Bäume. Sie konnte hören, wie sich die Tür öffnete und das Buch aufgehoben wurde.

„Hallo?", rief Dean und warf einen Blick ins Innere des Tagebuchs, auf das er beinahe getreten wäre, „JOSIE?"

Knisternde Schritte kamen auf sie zu. Panisch schloss sie die Augen und hielt die Luft an.

„Josie, wenn du hier irgendwo bist, bitte komm nach Hause", flehte der Jäger verzweifelt und drehte sich im Kreis, um sich umzuschauen.

Josie biss sich auf die Lippen, um nicht zu Schluchzen.

„Bitte", hauchte er sehnsüchtig, „Es ist okay!"

Leise entließ sie die Luft aus ihren Lungen, bevor sie noch ohnmächtig werden würde. Dean gab indessen die Hoffnung auf und tröstete sich mit dem Gedanken, dass Josie gar nicht hier war. Denn er wollte nicht wahrhaben, dass sie nicht zurückkommen wollte. Aber um den Willen ging es der ehemaligen Jägerin nicht, sie konnte Dean nicht unter die Augen treten, nicht nachdem, was sie ihm angetan hatte. Als sich die Bunkertür wieder geschlossen hatte, kletterte Josie hinunter und schlich durch den Schatten der Bäume. Ziellos strich sie die ganze Nacht umher, bis sie auf eine kleine Hütte stieß. Hungrig betrachtete sie die schlafenden Schweine in deren Gehege. Ihre Finger tasteten sich dem Maschendrahtzaun entlang zu dem Gatter, durch das sie schlüpfte.

„Hey Schweinchen, ganz ruhig", begrüßte sie das Tier und berührte es sachte.

Sofort schossen ihre Fangzähne hervor, als sie das sanfte Pulsieren unter ihrer Hand spürte. Gerade wollte sie sich über das Schwein beugen, da klickte es hinter ihr und sie spürte den Lauf eines Gewehrs in ihrem Nacken.

„Aufstehen!", wies sie der Besitzer an, während Josie die Hände instinktiv hochhielt, „Wer bist du und was hast du mit meinen Schweinen vor?"

Langsam erhob sich die Brünette und drehte sich ebenso langsam um.

„Ich bin Josie und ich, ähm, ich wollte nur...", stammelte sie und suchte nach einer glaubhaften Ausrede.

„Josie? Etwa die Josie?", hakte er erstaunt nach.

„Ja, aber hör zu, ich bin nicht deine Königin oder für was auch immer die mich jetzt alle halten!", wehrte sie direkt ab, was den Mann mehr als verwirrte.

„Königin? Wovon zur Hölle redest du?"

„Oh, ähm nichts, vergiss es einfach!"

„Hat Dean dich geschickt?", wollte Benny wissen und nahm die Waffe runter.

„Du kennst Dean? Bist du kein...?"

„Vampir? So wie du? Doch, Dean hat mich sogar Vampirat getauft... naja, lange Geschichte", lächelte Benny und musterte die blasse Frau, „Du hast Hunger, hm? Komm mit, ich hab was für dich"

Zögerlich folgte sie ihm, aber da er Dean kannte und Dean ihn offenbar verschonte, vertraute sie dem Vampir. Benny holte aus seinem Kühlschrank einen Blutbeutel und warf ihn Josie entgegen.

„Woher hast du die?", fragte sie und war schier hypnotisiert von der umherschwappenden Flüssigkeit.

„Dean bringt mir manchmal welche mit, ansonsten habe ich Kontakte zu Krankenhäusern. Nur zu, trink!"

Verunsichert öffnete sie die Verschlusskappe und setzte das Schlauchstück an ihre Lippen. Erleichtert atmete sie aus und sog das Blut gierig in sich, sodass der Beutel in wenigen Sekunden leer war.

„Du hast eine ganz schöne Durststrecke hinter dir, was?", stellte Benny fest und reichte ihr noch einen weitere Konserve.

„Seit meiner Verwandlung hab ich mich nur spärlich von Tierblut ernährt, ich konnte einfach keinen Menschen beißen", erzählte sie und leerte auch die zweite Packung, diese schmeckte eigenartigerweise anders, irgendwie besser.

Heimlich las sie den Sticker für die Blutgruppe und merkte sie sich. Sie bevorzugte scheinbar Blutgruppe 0.

„Da sind wir schon zwei, ich hab dem ganzen abgeschworen, ich bleib bei Fastfood", scherzte Benny und zeigte seinen gefüllten Kühlschrank.

„Und Dean bringt dir wirklich Nachschub?"

„Ja, wir haben einen Deal, solange ich mich hiervon ernähre und keinem Menschen was tue lässt er mich am Leben"

„Ich wusste nicht, dass..."

„Was? Dass dein Lover auch Monster als Freunde hat? Du weißt scheinbar nicht alles über ihn"

„Nein. Er hat mir einiges nicht erzählt, auch nicht über Cas", murmelte Josie.

„Der schräge Engel? Über den gibt's auch nicht viel zu erzählen"

„Du kennst Cas auch? WER bist du?"

„Benny Lafitte, sehr erfreut", stellte er sich vor und nahm seine Mütze kurz ab, "Majestät?"

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