"Was gibts?", fragte Dean, während er unter den Laken nach seiner Unterhose suchte.
"Ich habe vorhin einen Anruf bekommen, du errätst nie von wem", antwortete Sam.
"Vom Weihnachtsmann?", scherzte Dean und zog sich an.
"Nein, Garth"
"Wow, das ist wirklich lange her, dass wir von ihm was gehört haben", wunderte sich der ältere, "Was will er?"
"Er hat gefragt ob wir eventuell in Ohio unterwegs sind", begann Sam und sah sich den Notizzettel in seiner Hand an, "Er ist da an etwas dran. Hör zu; die Opfer wurden vorwiegend zu Hause ermordet und die Täter waren meist nahestehende Personen, die sich im Anschluss gestellt haben. Es gibt keinerlei Motive für den Mord und die Täter erinnern sich nur schwach an das was sie getan haben"
"Vielleicht waren sie von einem Dämon oder einem Geist besessen", spekulierte Dean nachdenklich.
"Das hab ich auch gesagt, aber Garth ist sich sicher, dass es kein Dämon ist", erklärte Sam, der nebenbei für Garth recherchierte.
"Und was ist es dann?", wollte sein Bruder wissen.
"Naja, das lässt sich wohl am besten herausfinden, wenn ihr nach Elisabethville fährt"
"Elisabethville? Du meinst aber nicht nach Sin City oder? Was sind das, acht oder neun Stunden Fahrt bis dahin?", seufzte Dean und schielte in Richtung Badezimmer.
"Wieso freust du dich denn nicht, dir hat es da doch damals so gut gefallen", spottete der Langhaarige leicht schmunzelnd.
"Junge, ich war damals Ende zwanzig und überzeugter Single", verteidigte sich Dean, "Klar hab ich mich da wie im Paradies gefühlt"
Vor ein paar Wochen hätte sich der Winchester noch gefreut, in die Stadt der Sünde zu fahren und sich all den Verlockungen dort hinzugeben. Aber nun, da er Josie endlich hatte, hieß es standhalten und so ganz traute er sich selbst nicht. Was, wenn er nicht stark genug war und Josie dadurch verlieren würde?
"Also, was ist jetzt? Fährt ihr jetzt ins Paradies, oder soll ich Garth sagen, dass er sich alleine darum kümmern soll?"
"Na schön, sag ihm, wir kommen", seufzte Dean und rieb sich gedankenverloren die Stirn.
"Wohin kommen wir denn?", erkundigte sich Josie, die nur den letzten Satz mitbekommen hatte.
Erschrocken sah er auf und begann zu lächeln. Sie hatte sich heimlich Deans Hemd geschnappt, welches sie nun stolz trug, während ihre nassen Haare den dünnen Stoff durchsichtig werden ließ.
"Sagt dir Sin City was?", fragte er vorsichtig, aber Josie schüttelte nur den Kopf.
"Gibt es dort einen Fall?", kombinierte sie sofort und setzte sich interessiert an die Bettkante.
"Ein alter Freund ist da an etwas dran und so wie Sam das ganze erzählt hat, könnte es sogar dasselbe Ding sein, das wir hier jagen"
"Wie weit ist denn dieses Sin City entfernt?"
"Es ist liegt Ohio", teilte er ihr zögerlich mit, denn er wusste, dass sie eigentlich wieder nach Hause wollte und sich nicht noch weiter davon entfernte.
Aber Josie war es im Moment egal wo sie war, Hauptsache sie war mit Dean zusammen und konnte jagen.
"Na dann, am besten, gehen wir dann ins Bett und fahren gleich morgen Früh los", sagte sie zu seiner Verwunderung.
"Du willst wirklich nach Sin City fahren?", staunte er.
"Warum denn nicht? Hört sich doch nach Spaß und Sünde an", grinste sie und zwinkerte.
Je weiter sie nach Elisabethville kamen, desto mulmiger wurde Dean. Er hoffte, dass sie mit dem Fall so beschäftigt wären, dass er keine Zeit hätte, auch nur in die Nähe der Versuchungen zu kommen.
"Stimmt irgendwas nicht?", erkundigte sich Josie skeptisch.
"Nein, wie kommst du drauf?", konterte Dean reflexartig.
"Weil du dich komisch verhältst!", stellte sie klar.
Mittlerweile kannte sie den Winchester gut genug, um zu wissen, wenn ihn etwas bedrückte. Er klammerte sich dann so fest ans Lenkrad, dass seine Fingerknöchel deutlich hervortraten und sich weiß verfärbten. Außerdem biss er die Zähne so fest zusammen, dass sich seine Kiefermuskeln sichtbar anspannten.
"Ich bin nur gespannt, was uns erwarten wird", erwiderte er, was nicht einmal gelogen war.
"Warst du schon mal in Sin City?"
"Ja", gestand Dean ohne Umschweife, "Aber das ist schon Jahre her"
"Sin City", sagte Josie und betonte jede Silbe, "Das hört sich ganz so an, als wäre es ein Paradies für dich"
Geschockt wandte er seinen Kopf in ihre Richtung. Für einen Moment fragte er sich, ob sie ihn immer noch für einen morallosen Rumtreiber hielt.
"Was denn? Dean, ich kenne dich nicht erst seit gestern, ich weiß, dass du dein Leben genossen hast so oft es ging", meinte sie ernst, aber sie klang keineswegs vorwurfsvoll, "Es ist okay für mich, dass du Vergangenheit hast, die habe ich doch auch. Wir sind schließlich keine Teenager mehr"
"Merk dir das", murmelte er und ahnte schon was wenig später passierte, als sie das Zentrum der Stadt erreicht hatten.
Sie waren gerade ausgestiegen und wollten sich auf den Weg in ein kleines Restaurant machen, als jemand Deans Namen rief. Verwundert schaute sich das Paar um und erblickte eine schwarzhaarige, die auf den Winchester zulief. Euphorisch packte sie ihn und ehe er sich versah, fand er sich in einem innigen Kuss mit ihr wieder. Sein Herz blieb stehen, als er daran dachte, dass Josie direkt neben ihm stand und das mitansehen musste. Die Brünette wirkte tatsächlich mehr als überrascht und sie wusste wirklich nicht, was sie tun sollte. Einerseits wollte sie der Frau die Augen auskratzen, aber andererseits war sie zu geschockt, um sich überhaupt bewegen zu können. Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, bis sich die Schwarzhaarige von Dean löste und sein Gesicht noch in ihren Händen hielt.
"Hi Dean", säuselte die Fremde und grinste ihn an, ehe sie sich zu Josie drehte, "Bist du seine Freundin?"
"Ja!", zischte Josie, "Ja, das bin ich!"
"Freut mich, ich bin Casey", stellte sie sich knapp vor und ähnlich wie Dean erging es nun der Jägerin.
Ohne Vorwarnung wurde sie geküsst. Unfähig sich zu wehren, blieb ihr nichts anderes übrig als es zu zulassen. Dean stand erstaunt daneben und zog die Augenbrauen hoch. Kurz sah er sich um, ob andere dasselbe sahen wie er, aber niemand beachtete die beiden Frauen. Es war nichts Ungewöhnliches in der Stadt der Sünde. Er legte den Kopf leicht schief, als ihm auffiel, dass Josie den Kuss erwiderte. Dieser Besuch hier, hatte eine Richtung eingeschlagen, mit der er definitiv nicht gerechnet hatte. Gerade als er sich dachte, dass dieser Anblick durchaus etwas voyeuristisches hatte, was ihm irgendwie gefiel, trennten sich die Frauen. Und Josie sah ihr gegenüber leicht verdattert an.
"Was macht ihr hier?", fragte Casey indessen.
"Wir sind auf der Jagd nach etwas", erklärte Dean gerade heraus und Josie schüttelte den Kopf.
Sie traute ihren Ohren nicht, dass Dean einfach so einer Fremden von ihrer Jagd erzählte.
"Oh, ihr habt also von den schrecklichen Morden gehört?", stellte die Einheimische bestürzt fest, "Ich mein, hier passiert ja wirklich viel, aber sowas ist selbst für unsere Stadt unheilig"
"Kanntest du eines der Opfer?", wollte Dean wissen und linste zu Josie, die schweigend an Caseys Lippen hing.
"Ja, Hayley, sie war meine Kollegin", teilte sie traurig mit und sah hoffnungsvoll zu dem Jäger auf, "Ich hoffe du findest das Biest, dass ihr das angetan hat!"
"Wir geben unser Bestes, nicht wahr Babe?"
Aus den Gedanken gerissen nickte Josie und Dean stutzte leicht, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Lächelnd nickte Casey und musste wieder weiter, ihre Arbeit rief.
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2 》Grund zum Leben - Zwischen Leben und Tod《
Мистикаder zweite Teil rund um das "Liebesspiel" zwischen Josie und Dean. Es erwarten die Jäger neue Fälle, neue Freunde und viel Chaos, aber es gibt immer einen Grund um weiter zu machen, nämlich den Grund zum Leben! dieses Buch knüpft an den ersten Teil...