26 | Lady Morrison und die No-No-Zonen

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Am nächsten Morgen besuchten sie die Witwen und begannen wie besprochen bei der ersten.

"Erzählen Sie uns doch bitte alles, was Sie wissen. Gab es irgendwelche Besonderheiten oder etwas, das ihnen ungewöhnlich vorkam", bat Josie.

"Ich habe es doch schon den Deputies erzählt", erklärte sie verwundert und schniefte.

"Wir möchten nur sichergehen, dass Ihre Aussage übereinstimmt", meinte Dean und setzte ein professionelles Lächeln auf.

Einen Moment lang starrte sie den Winchester an und schüttelte kaum merklich den Kopf, bevor sie einen tiefen Atemzug nahm und zu erzählen begann.

"Mein Mann hatte immer über Rückenschmerzen geklagt, also ist er zu einer Masseurin gegangen, sie heißt Miss Morrison und wohnt am Ende der Straße. Sie praktiziert von zu Hause aus und scheinbar nahm sie es nicht ganz genau mit der Dauer einer Sitzung, manchmal kam Cohen erst spät abends nach Hause und roch meistens nach Alkohol und dem billigen Parfüm der Morrison"

"Denken Sie, er hatte eine Affäre mit ihr?", fragte Josie frei heraus, was Dean kurz zusammen zucken ließ, denn eine Witwe auf eine mögliche Affäre anzusprechen, war eine heikle Angelegenheit.

"Am Anfang nicht, aber kurz bevor Cohen, bevor, bevor er... starb, schon", stammelte sie und brach in Tränen aus.

"Wie steht es um Mister Morrison?", erkundigte sich Dean.

"Soweit ich weiß hat sie schon seit zwanzig Jahren keinen Mann mehr", klärte die Witwe die Jäger auf, die sich nur stumm einen Blick zuwarfen.

Es stellte sich heraus, dass alle Kunden bei derselben Masseurin waren. Aber sie wussten immer noch nicht, worum es sich handelte, geschweige denn, wo die Männer waren, sofern noch etwas von ihnen übrig war.

"Wir sollten dieser Miss Morrison mal einen Besuch abstatten, findest du nicht?", schlug Josie vor.

"Ich werde alleine gehen", bestimmte Dean und erntete einen erbosten Blick von Josie.

Aber das Beuteschema war klar, es waren ausschließlich Männer und die Jägerin würde nur Verdacht erregen. Vielmehr würde sie verhindern, dass das Monster ihr wahres Gesicht zeigte.

"Schau mich nicht so an!", verteidigte er sich unschuldig.

"Wehe wenn sie dich da anfasst, wo nur du und ich hinfassen dürfen", drohte Josie mit grimmiger Miene.

"Tötest du sie dann?", wollte Dean grinsend wissen.

"Qualvoll", knurrte die Jägerin mit boshaftem Gesichtsausdruck.

Lachend streckte Dean seine Hände nach ihr aus und zog sie an sich. Verliebt blickte er auf sie hinab und streichelte mit dem Daumen über ihre Wange.

"Ich verspreche dir, ich werde nicht zulassen, dass sie meine 'no-no Zonen' anfasst", versicherte er und gab ihr einen liebevollen Kuss.

"Das will ich auch hoffen, sonst pack ich nächstes Mal fester bei deiner no-no Zone zu", warnte sie ihn mit spielerisch funkelnden Augen.

Die beiden zogen sich um und machten sich auf den Weg zur Masseurin. Dean gab sich als einen Kunden aus und Josie würde sich um das Haus herum umsehen. Möglicherweise würde sie frische Gräber oder ein paar Arme oder Beine im Müll finden. Die Jägerin wartete geduckt im Auto, während Dean am Haus klingelte. Zu seiner Überraschung öffnete eine betagte Dame mit gräulichen Haaren die Tür.

"Miss Morrison?", fragte er vorsichtig und sie nickte zustimmend, "Ähm, Sie wurden mir wärmstens empfohlen für eine Massage, und ich wollte fragen, ob Sie zufällig gerade Zeit hätten"

Ebenso verwundert wie Dean, lugte Josie zur Veranda des Hauses und fragte sich, ob diese unscheinbare ältere Frau tatsächlich ein Monster sein könnte, dass beinahe jeden Tag jemanden verschwinden und höchstwahrscheinlich töten könnte.

"Mal sehen, kommen Sie erstmal rein", bat die Frau und mit einem letzten kurzen Blick zu Josie betrat Dean das Haus.

Hastig sprang die Brünette aus dem Impala und schlich durch den Garten. Er wirkte ein wenig verwahrlost, aber nirgends war die Spur von umgegrabener Erde oder sonstigen Anzeichen, dass hier irgendwo Leichen versteckt wurden. Indessen folgte Dean der grauhaarigen in ihr Wohnzimmer.

"Also, ich verlange einhundert Dollar die Stunde und Happy End kostet extra", klärte sie ihn auf und holte aus einer Schublade eine Schreibunterlage mit einem Formular heraus.

Dean wirkte etwas überrascht, dass sie ihm direkt eine Happy End Option anbot, aber diese würde er dankend ablehnen, schließlich hatte er Josie versprochen, dass seine Intimzone unberührt bleiben würde.

"Füll das aus und unterschreib unten, ich hole mal die Utensilien", sprach sie und verschwand kurz.

Das Formular begann mit Fragen über irgendwelche Gebrechen, auf die sie acht geben soll, doch plötzlich wirken die Fragen alles andere als seriös für eine Masseurin

"Besondere Vorlieben der Erniedrigung?", murmelte er zu sich selbst und runzelte die Stirn.

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