Exakt einen Monat später herrschte bereits früh morgens reges Treiben im Bunker, als Dean aufwachte. Müde schlurfte er im Bademantel durch die Flure und rieb sich gähnend die Augen, während er die Küche betrat.
"Was soll dieser Lärm, kann man nicht wenigstens an seinem Geburtstag mal ausschlafen?", murrte er mit grimmigem Blick.
"Nein, nicht solang ich hier was zu sagen hab", grinste Josie und drückte dem Geburtstagskind eine Tasse frischen Kaffee in die Hand, "Happy Birthday, Baby"
"Danke", lächelte er und spitzte mit geschlossenen Augen die Lippen.
"Ich dachte, wir machen heute mal einen Dean-Tag, ganz nach deinem Geschmack", plapperte Josie vorfreudig und huschte davon, bevor sie Deans Intention für einen Kuss bemerkte.
Vorsichtig öffnete er ein Auge, aber Josie war bereits am anderen Ende der Küche und holte das Tablett mit Frühstück für ihn.
"Eigentlich wollte ich dir das ans Bett bringen, aber das hat ja irgendwie nicht geklappt, also setz dich bitte"
Hektisch breitete sie alles auf dem Tisch aus, bis Dean ihre Aufregung stoppte. Mit großen Augen blickte der Wirbelwind ihn an, in der Sorge, etwas falsch gemacht zu haben.
"Ganz ruhig Kleine", schmunzelte er erfreut und zog sie an sich, "Als erstes möchte ich mal einen Kuss und danach kommst du zu mir zurück ins Bett. Wenn es schon ein Dean-Tag wird, dann lass ihn uns langsam angehen und nicht um diese unchristliche Zeit"
"Eigentlich wollte ich dich ja noch schlafen lassen, bis ich deinen Lieblingskuchen fertig hab, du bist selbst schuld, wenn du so einen leichten Schlaf hast", verteidigte sie sich und gab ihm endlich seinen ersehnten Kuss.
"Ich hab Verantwortung zu tragen, schließlich sind wir nicht nur zu zweit"
"Stimmt, eigentlich könntest du das beibehalten, dann kann ich nachts wenigstens durchschlafen", lachte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, "Ich hab morgen übrigens einen Termin beim Arzt. Du könntest mitkommen"
Liebevoll gab er ihr einen Kuss auf den Scheitel, es war ihm eine Freude, dass sie ihn dabei haben wollte.
***
"Darf er mit rein kommen?", fragte Josie am nächsten Tag unsicher, "Er ist der Vater"
"Natürlich, das ist Ihre Entscheidung", meinte die Ärztin gelassen und bat beide in das Behandlungszimmer.
Während Josie sich unbeirrt auf die Liege legte, schaute Dean sich fasziniert um und begutachtete die Modelle, die einen Uterus darstellten.
"Setzen Sie sich doch bitte", wies die ältere Frau Dean an, der ertappt zusammen zuckte und sich artig auf den Stuhl setzte.
Schmunzelnd beobachtete Josie ihren Geliebten und war froh, ihn bei sich zu haben, denn er lenkte sie etwas von ihrer steigenden Aufregung ab.
"Also, wie geht es Ihnen? Haben Sie irgendwelche Beschwerden?", fragte die Ärztin und bereitete das Ultraschallgerät vor.
"Nein eigentlich nicht, nicht mal Übelkeit", erzählte Josie und zog ihr Shirt hoch.
"Das ist von Frau zu Frau unterschiedlich, viele Frauen verspüren die ganzen neun Monate keine Übelkeit oder haben Heißhungerattacken", lächelte sie und sah zu Dean, "Vielleicht bleibt es Ihnen also erspart, dass Sie mitten in der Nacht zur Tankstelle fahren müssen"
"Heißhungerattacken wären mir aber lieber als Stimmungsschwankungen", erwiderte er scherzhaft.
"Hey", protestierte Josie beleidigt, "Arschloch..."
Beide mussten lachen und auch die Ärztin schmunzelte verhalten.
"Also würden Sie sich bitte frei machen?", bat sie und griff nach dem Kontaktgel, welches sie auf Josies freien Bauch drückte.
Nun stieg auch in Dean die Anspannung. Gebannt starrte er auf den Monitor, doch erkannte in dem flimmernden Haufen grauer Punkte rein gar nichts. Die Ärztin fuhr mit dem Ultraschallgerät immer energischer über Josies Bauch und drückte immer wieder Knöpfe.
"Stimmt etwas nicht?", hakte Josie unsicher nach.
"Hatten Sie in den letzten Tagen starke Schmerzen? Oder vielleicht sogar Blutungen?"
"Ja", murmelte Josie und sah hinüber zu Dean, der überrascht war.
"Und das gab Ihnen keinen Grund zur Sorge? Es tut mir leid Miss, aber Sie hatten eine frühzeitige Fehlgeburt, das ist nicht ungewöhnlich in diesem Stadium der Schwangerschaft, aber Sie hätten sofort anrufen müssen, es besteht hierbei ein großes Risiko einer Infektion und möglicherweise führt das dazu, dass Sie keine Kinder mehr bekommen können", ermahnte die Ärztin und packte ihre Instrumente weg.
"Für Sie mag das ja Alltag sein, aber Sie sind nicht gerade sehr einfühlsam", schimpfte Dean und half der aufgelösten Josie das Gel abzuwischen.
Josie hingegen war es egal, selbst wenn die Frau es nett gesagt hätte, sie fühlte sich wegen diesem einen Wort gänzlich taub. Dean nahm sie mitfühlend in den Arm, aber sie stieß ihn von sich und blickte zur Ärztin.
"Und was ist jetzt?"
"Ich werde Sie für eine Kürettage zur Gynäkologie ins Krankenhaus verweisen", teilte sie mit und gab etwas in ihren Computer ein.
***
"Wie geht's dir?", fragte Dean, als sie im Auto saßen.
"Ich will einfach nur nach Hause", entgegnete sie monoton.
"Josie...", hauchte er besorgt und griff nach ihrer Hand.
"Fass mich nicht an", entkam es ihr schroffer als gewollt, "Bitte... Ich kann das im Moment nicht ertragen"
Enttäuscht schloss er die Augen für einen Moment und fuhr schweigend nach Hause. In diesem Moment wünschte er sich nichts lieber, als wieder ein Dämon zu sein, denn dann müsste er diesen Schmerz nicht ertragen. Er hatte sich gerade erst an den Gedanken gewöhnt, Vater zu werden und nun war der Traum auch schon wieder vorbei. Immer wieder schielte er zu Josie, die gedankenversunken aus dem Beifahrerfenster schaute.
"Wieso hast du mir nichts von deinen Schmerzen erzählt?", wollte er wissen, da diese beklemmende Stille nicht mehr auszuhalten war.
"Weil du dir dann Sorgen gemacht hättest", sprach sie, ohne ihn anzusehen.
"Berechtigterweise würde ich sagen!"
Mit grimmigem Blick wandte sie sich nun doch zu ihm.
"Willst du mir jetzt Vorwürfe machen, dass ich unser Kind verloren habe?"
"Nein Josie, ich mache dir nur Vorwürfe, dass du mir nicht die Wahrheit gesagt hast"
"Du willst also die Wahrheit wissen? Gut, ich erzähle dir die ganze Wahrheit..."
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2 》Grund zum Leben - Zwischen Leben und Tod《
Paranormalder zweite Teil rund um das "Liebesspiel" zwischen Josie und Dean. Es erwarten die Jäger neue Fälle, neue Freunde und viel Chaos, aber es gibt immer einen Grund um weiter zu machen, nämlich den Grund zum Leben! dieses Buch knüpft an den ersten Teil...