18 | die Wahrheit

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"...Ich bin froh, dass ich das Baby verloren hab, scheiße es war noch nicht einmal ein Baby es war nur ein Irgendwas, das in mir wuchs und mir verdammte Angst einjagte. Je länger ich es in mir hatte, desto schlimmer wurde alles. Ich hab gesehen wie du von Tag zu Tag mehr in diese Rolle gewachsen bist, du bist mir teilweise richtig auf den Sack gegangen mit deiner Fürsorge, aber ich wollte dir die Freude einfach nicht nehmen, aber ich hab für mich festgestellt, dass es einfach noch viel zu früh ist, ich will noch keine Mutter sein. Verdammt Dean, wir leben in einem gottverlassenen Bunker von irgendeiner Geisterjäger-Sekte und an deiner Schlafzimmerwand hängen unzählige Waffen. Unser Leben ist ein reines Chaos, was sollte ich denn bitte eines Tages dem Kind sagen, wenn du während einer Jagd getötet wirst und als Dämon zurückkehrst. Was sollte ich sagen, wenn du uns wieder alle töten willst? Was, wenn du mich und Sam tötest? Wirst du dann auch dein eigenes Kind töten? Oder noch schlimmer, lässt du es am Leben und lässt es zusehen wie du Leute ermordest, hältst du es vielleicht auch gefangen wie Tony?"

Wütend trat er auf die Bremse und der Wagen kam schlitternd zum Stehen. Ohne ein weiteres Wort stieg er aus und knallte die Tür zu. Die Vorwürfe die sie ihm machte waren zu viel für ihn, denn genau das waren auch seine Sorgen, aber dank Josie schob er sie beiseite. Er glaubte ihr, dass sie ihn für einen guten Vater hielt, aber scheinbar war es nur eine Lüge aus Angst alleine dazustehen. Unbewusst stampfte er regelrecht die Straße entlang Richtung Heimat, während Josie durch die Windschutzscheibe sah wie seine Silhouette immer kleiner wurde. Sie rutschte hinüber auf die Fahrerseite und fuhr ihm nach, schon kurz darauf holte sie ihn ein und fuhr neben ihm her.

"Steig wieder ein, Dean bitte"

Stur ging er einfach weiter und ignorierte sie, denn er wollte sie spüren lassen, wie verletzt er war.

"Es sind noch mindestens vier Kilometer, willst du wirklich die ganze Strecke laufen?"

"Ja", brummte er kalt.

"Dean..."

"Ich sagte, ich laufe, was verstehst du daran nicht?"

"Wie du meinst"

Sie trat ins Pedal und der Motor beschleunigte lautstark. Dean sah gerade noch wie der Impala um eine Kurve verschwand, dann gaben seine Beine nach und er sank mitten auf der Straße auf die Knie.

"CAS!", schrie er in den Himmel, aber mehr brachte er nicht heraus.

"Hallo Dean", ertönte eine Sekunde später Castiels Stimme.

Er stand vor dem Winchester, der hilfesuchend zu ihm aufsah.

"Ich weiß nicht, was ich tun soll. Josie hat das Baby verloren und-"

"Und du gibst dir die Schuld dafür?"

"Nein, sie gibt mir die Schuld dafür"

"Hat sie das wirklich so gesagt?", hakte Cas ungläubig nach und streckte seine Hand nach Dean aus.

Er musste den Jäger von der Straße bekommen, bevor ein Auto kam.

"Nicht direkt, aber es hörte sich so an. Sie hatte sich sorgen gemacht, dass ich eines Tages als Dämon zurückkehre und ihr und dem Kind etwas antun könnte"

"Sind diese Sorgen nicht möglicherweise berechtigt? Du hast immer noch das Mal, die Chance würde also bestehen"

"Ich glaube nicht, dass das ihre einzige Sorge war"

"Was wäre denn da noch?"

"Ich glaube, sie will einfach nicht mehr dieses Leben führen. Solange ich die Jagd nicht hinschmeiße, hat keine Familie Platz. Sie kennt die Geschichten, die ich ihr von Dad erzählt habe. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass ich wie er werde und unser Kind wie ich. Ein verdorbenes Stück Dreck"

"Aber eines unterscheidet dich grundlegend von deinem Vater", begann Cas und Dean sah neugierig zu dem Engel, "Du würdest deine Familie an erste Stelle setzen. Wenn es notwendig wäre, würdest du alles für sie opfern. Auch die Jagd, du weißt genauso gut wie ich, dass dir die Jagd nicht mehr alles bedeutet. Du hast es aus Liebe zu deinem Vater getan, weil du dachtest, dass du sein Vermächtnis fortführen müsstest. Aber nun hast du gesehen, was es heißt, eine eigene Familie zu haben, selbst ein Vater zu sein, und du hast auch gesehen, wie schnell man alles verlieren kann. Du kannst nicht beides haben, du musst dich endgültig entscheiden, so wie es deine Mutter getan hat. Sie hat ihr altes Leben hinter sich gelassen, um eine Familie zu gründen. Solange du diesen Schritt nicht gehst wird es nie funktionieren"

"Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mir hilfst, und nicht auch noch Vorwürfe machst!"

"Es sollte kein Vorwurf sein, denn das gleiche gilt für Josie. Sie hat gerade ihr altes Leben hinter sich gelassen, das hier mit dir ist ihr neues. Ihr müsst beide dazu bereit sein diese Verantwortung zu übernehmen ein kleines Lebewesen groß zu ziehen"

"Aber ich war dazu bereit und ich dachte sie ist es auch"

"Dean, bist du dir da wirklich sicher? Wärst du tatsächlich bereit dazu gewesen?"

Nachdenklich senkte Dean den Blick und ließ sich Castiels Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Unbemerkt berührte Cas den Jäger an der Schulter und nur einen Wimpernschlag später standen sie vor dem Eingang des Bunkers.

"Ihr habt alle Zeit der Welt, eine Familie zu gründen, aber wie gesagt, ihr müsst beide dafür bereit sein", riet Cas, bevor er verschwand und Dean mit seinen Gedanken alleine zurückließ.

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