Kapitel 31:

461 21 4
                                    

Aurelia 

Während wir den Kaffee tranken wurde Smalltalk geführt. Luiz und Kaden berichteten sich gegenseitig was alles so in letzter Zeit passiert war. Leo wurde zwischenzeitlich von seinen Freunden zum Fußballspielen abgeholt. Rose und ich führten etwas Smalltalk über die Arbeit, Freizeit etc.

"Sollen wir zwei mal ins Wohnzimmer gehen, dann können wir etwas reden?", fragte mich Rose und ich wusste, dass sie das Gespräch auf Grund unserer beider Vergangenheit meinte. Luiz und  Kaden hatten ihr Gespräch unterbrochen und sahen zu uns. 

Mein unsicherer Blick flog zu Luiz. 

"Ist.. ist das ok für dich?", fragte ich ihn und er sah mich ganz verwirrt und verwundert an. 
"Natürlich, unteranderem deswegen sind wir doch hier. Warum sollte es nicht in Ordnung sein für mich?", fragte er mich, doch ich schwieg. Ich zuckte nur mit den Schultern und stand auf, ebenfalls wie Rose. 

"Na Komm", meinte sie und hakte sich bei mir ein. So brachte sie mich ins Wohnzimmer und wir setzten uns auf die Couch. Ich sah sie an, schwieg aber erstmal. Bis auf den einen Moment in der Küche vorher, merkte man ihr die Vergangenheit nicht an. Und für ausenstehende war vermutlich nicht mal das zu erkennen gewesen.
Gut, ich wusste nicht, was ihr passiert war, aber ich fand es überraschend wie selbstsicher und mutig sie war. Sie schien nicht damit zu rechnen, dass jeden Moment jemand über sie herfiel. 

"Mein Ex-Freund hat mich jahrelang misshandelt", fing sie plötzlich zu erzählen an. Ich nickte um ihr zu zeigen, dass ich ihr zuhörte. Sie begann mit ihren Fingern zu spielen und ihre Augen hatten den Glanz verloren. Sie schloss kurz die Augen, bevor sie weitersprach:
"Misshandelt ist vermutlich kein Ausdruck mehr dafür. Er hatte ein Unternehmen und in Meetings musste ich die Kunden immer ablenken, ich wurde ihnen auch zum.. Spaß angeboten. Er hat mich mehrfach beinahe umgebracht, indem er mich unter Wasser drückte, von Klippen hängen ließ, etc. Auch er vergriff sich an mir und prügelte mich grün und blau. Gleichzeitig spielte ich sein Dienstmädchen. Ich hatte es nach 4 Jahren geschafft zu fliehen und ihn anzuzeigen. Ein Jahr habe ich später Kaden kennengelernt" sie machte eine Pause und musste lächeln.
"Die Angst saß tief, wobei das kein Ausdruck mehr dafür ist. Jordan erwischte mich jedoch wieder, nachdem er aus dem Knast kam. Er hielt mich wie ein Tier im Keller, er... er ließ Stimmen in meinen Kopf projizieren. Ich bekam weder zu essen noch zu trinken, oder so wenig dass ich ihm nicht krepierte. Er schlug mich, ließ mich in den Glauben, er würde auf Grund von mir anderen Mädchen weh tun. Er tattoowierte und brandmarkte mich...", dabei fuhr sie sich einmal über ihr Dekolleté, "Kaden hatte mich das zweite Mal vor ihm gerettet..", endete sie. Sie hatte Tränen in den Augen und sah auf den Boden. Ohne lange nachzudenken griff ich nach ihrer Hand und drückte sie fest, zeigte ihr mein Mitgefühl. Überrascht, aber dankbar sah sie mich an. 

"Mein Ex-Freund war meine erste große Liebe.. dachte ich", fing ich an und spürte jetzt ihren Blick auf mir, "Sobald er jedoch dass erste mal mit mir schlief, bzw. währenddessen zeigte er mir sein wahres Gesicht. Er war dominant und er liebte es mich zu unterwerfen, mich klein zu halten", meine Stimme zitterte so sehr. Und ich sah Erinnerungsfetzen an meinen Augen vorbeihuschen. Rose drückte meine Hand. 
"Ich durfte ihn nicht mehr wirklich ansehen, er schlug mich grün und blau. Während ich gefesselt war, während ich nichts sah. Vergewaltigen ist nicht das richtige Wort für das wie er sich an mir vergriff", die ersten Tränen fingen ihren Weg über meine Wange, "kurz gesagt... er hatte seine Dominanz und Wut nicht im Griff und ließ sie an mir aus. Ich musste 2-3x im Monat ins Krankenhaus, weil er... ", ich musste nicht weitersprechen. Ich konnte auch nicht weitersprechen. Rose zog mich in eine Umarmung. Es tat gut. Rose Umarmung tat wahnsinnig gut. Ich fühlte mich verstanden. Sie wusste, was es mit einem machte. Ich musste nichts sagen, nichts erklären.

"Es wird leichter werden", meinte sie leise, bevor wir uns wieder voneinander lösten. 
"Wie denn?", fragte ich und wollte wirklich eine Antwort. Ich wollte all diese Last nicht mehr mit mir herumtragen. 

"Indem du merkst, dass Luiz nicht so ist und dich mit ihm, deinen Ängsten stellst", meinte sie leise. Ich zögerte...

"Was wenn er doch so ist? Was wenn ich einfach nur glauben will, er ist nicht so? Ich habe mich schonmal in einem Mann getäuscht, wie kann ich sicher sein, dass ich mich nicht wieder täusche? ", sprach ich zum ersten Mal die größte Angst, welche in meinem Kopf war aus. Rose seufzte. 

"Ich kenne diese Angst so gut... Leider können wir nicht in den Kopf unserer Männer schauen, somit können wir uns nie ganz sicher sein und vermutlich wird deswegen immer ein Rest dieser Angst in unserem Kopf sein", sie pausierte kurz.
"Aber du kannst Luiz Reaktionen auf dich sehen, du kannst sehen wie er bisher mit dir umging, du musst mit ihm über deine Ängste reden und anhand seiner Reaktionen, wirst du lernen, dass er nicht so ist. Es ist ein Gefühl, als würde dein Verstand wissen, dass er wirklich nicht so ist. Deine Ängste sind das, was in deinem Kopf schreit, doch wenn du da vorbei gehst, wenn du tiefer in dich reinspürst... gibt es da eine leise flüsternde Stimme, die weiß, dass er nicht so ist. Sie ist nur so leise, dass man sie neben der Angst kaum hört. Aber wenn diese Stimme da ist, dann lege deinen Fokus auf sie.
Spürst du denn diese leise Stimme? ", fragte sie mich und ich musste nicht lange überlegen. Ich habe sie schon ein paar mal 'gehört'. 

"Ja... ja sie ist da, auch wenn nur ganz schwach", antwortete ich ihr leise und sie lächelte. 

"Ich weiß, Luiz ist nicht so der einfachste und oft auch ziemlich gefühlskalt... zumindest nach außen hin.. aber man sieht ihm an, dass du ihm viel bedeutest. Vermutlich mehr, als euch beiden bewusst ist. Soweit ich weiß, hat er noch nie einn Mädchen Kaden vorgestellt oder gar gefragt, ob wir zwei uns ein bisschen austauschen könnten. Normalerweise verschwidet er, wenn es mit den Mädchen schwierig wird oder wenn sie mehr wollen. Bei dir ist er nicht verschwunden. Ganz im Gegenteil. Er kümmert sich um dich", antwortete sie mir und das zuhören zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Ihre Worte beruhigten mich.

--------------------------------------------------------------------------------
Guten Morgen, 
es gibt wieder ein Kapitel! Im nächsten wird das Gespräch noch etwas weitergehen. 
Wie findet ihr es bisher? Gefällt es euch? 

Lasst es mich doch gerne wissen! 
Über Sternchen und Kommis freue ich mich immer sehr!

Liebe Grüße LeV.

"The Heartbreaker"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt