Kapitel 55:

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"He saved me.
Again. And again. And again."
- Aurelia

Luiz

Es war mittlerweile ein wenig Zeit vergangen und Aurelia und ich waren eben bei mir Zuhause angekommen. Aurelia war von Sekunde zu Sekunde nervöser geworden und wirkte ab und an als würde sie mir wegdriften.

Ich verstand es nicht, schließlich hatte sie sich eben in der Umkleide auch wieder beruhigen lassen. Und selbst da direkt vor Ort hatte sie sich nicht annähernd so unwohl gefühlt wie jetzt. Erwartete sie etwas? Rechnete sie damit dass nun irgendwas passieren würde?

Mein Blick flog wieder zu ihr und ich konnte beide Fragen mit "Ja" beantworten. Sie rechnete damit, dass ihr etwas passieren würde.

"Geh ins Wohnzimmer und warte auf der Couch auf mich", wies ich ihr in einem strengen, aber sanften Ton an. Ich wusste, dass sie sich sorgte und fürchtete, umso mehr hoffte ich konnte sie es gleich annehmen, dass ich mich einfach nur um sie kümmern würde.

Sie nickte stumm und ging Richtung Wohnzimmer. Ihre ganze Haltung glich einem scheuen Reh. Kurz zweifelte ich an meinem Vorhaben, vielleicht hätte ich auch gleich auf sie eingehen sollen. Doch ich wollte, dass sie sah, dass ihr nichts passieren würde, auch wenn ich ihr kleine Anweisungen gab.

Ich beeilte mich jedoch zumindest und holte uns beiden etwas zu trinken, bevor ich ihr ins Wohnzimmer folgte. Sie kniete neben der Couch und ihr Anblick zerbrach mir beinahe das Herz. Ich stellte schnell beide Gläser auf den Tisch und setzte mich neben sie.

"Gib mir deine Hand, Liebes", flüsterte ich sanft und sie folgte stumm meinen Befehl. Sobald ihre Hand in meiner lag, zog ich sie auf die Beine und zu mir auf die Couch, während ich mich mit ihr zusammen hinlegte.

Vorsichtig bettete ich ihren Kopf auf meiner Brust und begann liebevoll über ihren Rücken zu streicheln und mit ihren Haaren zu spielen.

"Ich bin hier, Liebes. Dir wird nichts passieren", sprach ich ruhig und liebevoll zu ihr. Ihr angespannter Körper presste sich an mich. Immer wieder versicherte ich ihr in Sicherheit zu sein. Weiterhin blieb ich ganz ruhig dabei und streichelte sie einfach weiter.

Es dauerte seine Zeit, doch mit jeder Minute die verstrich, kam sie immer mehr bei mir an.
Als sie einmal tief ein- und wieder ausatmete und leicht dabei seufzte, wusste ich sie war wieder bei mir.

"Wie geht es dir, meine Kleine?", fragte ich sie, stellte jedoch das Streicheln noch nicht ein.

"Ich fühle mich schwach und ich habe ein schlechtes Gewissen", antwortete sie mir.

"Das brauchst du nicht zu haben. Sicherlich war die Situation heute Abend nicht die Beste, doch du hättest es so oder so irgendwann erfahren müssen, dass ich durchs Kämpfen mein Geld verdiente", erwiderte ich.

"Du... du warst sauer auf mich", flüsterte sie leise, weswegen ich sie beinahe nicht verstanden hatte. Behutsam hob ich nun ihren Kopf am Kinn an, sodass sie mich ansehen konnte.

"Das war ich wirklich im ersten Moment. Ich war sauer, weil du nicht zuhaus auf mich gewartet hattest, wie ich es dir schrieb. Und ich habe dir das nicht geschrieben, weil ich nicht wollte dass du nicht wissen darfst was ich tue oder so, sondern weil ich Angst hatte dir könnte etwas passieren oder dass du wieder vor mir flüchtest und vielleicht nicht wieder kommst, wenn du mich im Ring siehst", erwiederte ich und sah ihr dabei in die Augen. Sie schien zu verstehen und ich konnte sehen, dass sie meine Antwort beruhigte.

"Bist du immer noch sauer?", fragte sie mich. Ich antwortete nicht sofort, sondern nahm mir die Zeit in mich und meine Gefühle reinzuhören.

"Sauer nicht, nein... Dennoch denke ich, dass wir die Situation und vor allem deine Angst jetzt vermeiden hätten können", war meine Antwort.

"Das denke ich auch...", erwiderte sie zustimmend und nickte leicht.

"Wieso kam deine Angst erst jetzt so richtig? Mittlerweile war doch die Situation bereits vorbei und ich auch wieder komplett ruhig", fragte ich sie und strich ihr eine verirrte Haarsträhne hinter die Ohren, bevor ich ihr sanft über die Wange strich.

"Weil wir nun allein sind..", antwortete sie mir und ich zog kurz verwirrt die Augenbrauen zusammen, "wir befinden uns nicht mehr in der Öffentlichkeit, sondern wir zwei sind jetzt allein, hinter verschlossenen Türen", sprach sie weiter und somit klärte sich nach und nach meine Verwirrung.

Sie denkt in der Öffentlichkeit würde ihr nicht so viel passieren. Vermutlich hatte Adam ihr dort nie etwas getan, sondern immer gute Miene zum bösen Spiel gemacht.
Auch wenn das ihre Erfahrungen waren, zeigte es mir erneut, dass es leichtsinnig war, von ihr in den Boxclub zu gehen. Sie würde so, zumindest in dieser Situation, nicht denken, wenn ihr bewusst wäre, was manche Mädchen dort schon erlebt haben.

"Keine Sorge, du bist in Sicherheit. Hinter verschlossenen Türen, sowie in der Öffentlichkeit", beruhigte ich sie und platzierte einen liebevollen Kuss auf ihrem Scheitel.

"Danke", wisperte sie und kuschelte sich wieder an meine Brust. Ich hing noch ein wenig meinen Gedanken nach, während Aurelia langsam an meiner Brust einschlief.
Gleich darauf rutschte ich vorsichtig unter ihr heraus, nur um sie gleich darauf in meine Arm zu heben und mit ihr nach oben zu gehen. Dort angekommen legte ich sie ins Bett und entkleidete sie bis auf die Unterwäsche und zog ihr daraufhin ein Shirt von mir an. Wie sie dabei nicht aufwachte war mir ein Rätsel.

Doch als ich sie wieder hinlegte und schließlich zu deckte, grummelte sie nur Einmal leise und schlief weiter. Somit schüttelte ich grinsend den Kopf, bevor ich mich ebenfalls entkleidete und zu ihr legte.

Schlaf gut meine Kleine.
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Guten Morgen,
Ein kleines Übergangskapitel, doch ich hoffe es gefällt euch trotzdem.

Habt noch einen schönen Sonntag.

LG LeV.

"The Heartbreaker"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt