Hintergründe

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Auch als ich wenige Stunden später aufwache, schläft Marco noch, also stehe ich leise auf, gehe duschen und mache mir danach einen Kaffee. Ich lasse den Abend nochmal Revue passieren und hoffe, das Gespräch mit Marco bald hinter mich bringen zu können. Ich will nicht, dass so eine dumme Aktion zwischen uns steht, doch ich kann es absolut nicht leiden, wenn sich jemand als mein Beschützer aufspielt.

Gerade, als ich mein Handy hole, um Lillys Antwort auf meine Zusammenfassung der Geschehnisse zu lesen, höre ich Geräusche aus dem oberen Stockwerk und kurz darauf die Dusche.

Dann lese ich, dass Lilly schockiert ist und um Updates bittet und mache dann einen Kaffee für Marco. Als er ein paar Minuten später in die Küche kommt, erschrecke ich mich ein wenig. Sein Auge ist immer noch angeschwollen, leuchtet jetzt aber in verschiedenen Lila- und Blauschattierungen.

Er setzt sich zu mir und bedankt sich für den Kaffee. Nachdem er einen Schluck getrunken hat, schaut er mich an. "Es tut mir leid, dass ich dir den Abend gestern kaputt gemacht habe. Ich würde dir gerne alles erzählen, wenn das in Ordnung ist."

Ich nicke.

"Okay, aber bitte lass mich erst mal alles erzählen, okay? Danach darfst du mich dafür hassen, kritisieren oder gehen, aber lass mich bitte ausreden."

Ich nicke wieder und Marco erzählt: "Du erinnerst dich daran, wie du alleine mit Lilly getanzt hast, weil ich eine Pause machen wollte. Ich saß also auf der Bank und Claire setzte sich zu mir. Wir haben uns erstaunlich nett unterhalten, sie hat mir ein bisschen was von sich erzählt. Ben kam mal kurz vorbei, war aber gleich wieder weg. Dann hat Claire mich gefragt, ob ich ein bisschen Speed möchte. Mein 'nein' wollte sie nicht akzeptieren und hat immer wieder gemeint, ich solle doch mitmachen und sie fände das echt toll und ich hätte sicher mehr Spaß. Sie hat mich total um den Finger gewickelt, bis ich letztendlich doch nachgegeben habe und ein bisschen was gezogen habe. Wirklich nicht viel, aber wohl genug, um später noch mehr Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht wollte. Direkt danach kam auch Ben wieder zu uns. So, wie er mich angeschaut hat, kann es sein, dass er gesehen hat, wie ich was gezogen habe. Er hat dann selbst noch etwas von dem Speed genommen und danach sind wir wieder zu Lilly und dir gegangen.
Als Stefan dich dann angesprochen hat, habe ich einfach nur rot gesehen. Ich war mir sicher, dass er dir einen Drink mit KO-Tropfen andrehen wollte. Also habe ich ihn mit nach draußen genommen und ihn zur Rede gestellt, was das Ganze soll. Er meinte dann, ich soll mich nicht so anstellen und einsehen, dass er dich auf jeden Fall ficken wird, egal, was ich davon halte. Schließlich hätte ich nichts, was dich davon überzeugen könnte, bei einem wie mir zu bleiben. Und bei einer wie dir könne man ja sicher mit Geld nachhelfen, dass du seine Vorzüge erkennst. Da konnte ich mich nicht zurückhalten und wollte ihm einen Schlag verpassen. Er wich mir aus, so dass ich seinen Kopf nur gestreift habe, hat mich dafür aber voll im Gesicht erwischt und mich danach stehen lassen.
Den Rest kennst du."

Marco schaut mich in Erwartung einer Reaktion an, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll. Einerseits verstehe ich jetzt, warum passiert ist, was passiert ist, andererseits kann ich noch nicht akzeptieren, dass es eben passiert ist.

Marco ergänzt: "Ich verstehe, wenn du mich dafür verachtest. Ich habe dir versprochen, dass ich kein Speed mehr nehme. Und dass du nicht begeistert bist, wenn ich mich prügle, kann ich dir nicht verdenken. Ich hoffe nur, dass du mir das irgendwie verzeihen kannst. Und ich bin dir wirklich dankbar, dass du heute Nacht hier geblieben bist und nach mir gesehen hast. Mir ging es wirklich scheiße."

"Es ist okay." unterbreche ich Marcos Erklärungen. Meine Wut auf ihn ist nach seiner Erzählung komplett verpufft. Nicht, dass ich sein Verhalten gutheiße, aber ich kann auch nicht wütend auf ihn sein.

Ich sehe Marcos zweifelnden Blick und ergänze: "Gestern abend fand ich es wirklich scheiße. Ich hatte mich so auf den Abend gefreut, aber ehrlich gesagt kann ich das alles nachvollziehen. Claire weiß, wie sie bekommt, was sie will, und Stefan hat dich krass provoziert. Trotzdem verabscheue ich körperliche Gewalt. Aber, wie gesagt, es ist jetzt okay."

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt