[E] Zuckerbrot und Peitsche

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Als ich die Augen öffne, ist es draußen hell. Ich habe wunderbar geschlafen und fühle mich total entspannt und immer noch ein klein wenig wattig. Perfekt.

Marco ist ebenfalls wach und ich kuschle mich an ihn, um meine Augen nochmal zu schließen.

Ich lasse den letzten Abend Revue passieren. Mein schlechtes Gewissen meldet sich, als mir bewusst wird, dass Marco mich abgeholt hat, mit hierher genommen und mich befriedigt hat, ohne auch nur die geringste Gegenleistung dafür zu erhalten.

Als ich ihm das sage, lacht er milde. "Ich erwarte nie eine Gegenleistung."

"Danke auf jeden Fall für alles. Das war einfach der Wahnsinn. Ich glaube, so stoned hatte ich noch nie einen Orgasmus."

"Da bin ich ja froh, dass ich das ändern konnte. Für mich zumindest sind das immer ziemlich gute Erlebnisse."

"Oh ja, das war ziemlich gut."

"Das ist der Vorteil, wenn nur einer stoned ist. Der andere kann sich ganz darauf konzentrieren, der Person etwas Gutes zu tun. Aber erzähl mal, wie kam es eigentlich dazu, dass du so viel gekifft hast?"

"So viel war es eigentlich gar nicht. Ben hat sich irgendein ganz tolles Gras gegönnt und das war einfach mega stark. Das waren nur zwei Tüten, die wir uns geteilt haben. Und die erste hatten wir direkt nach dem Essen."

"Klingt nach einem guten Abend."

"Wie war denn dein Abend? Wie war der Geburtstag?"

"Es war ganz nett. Ein ruhiges Abendessen. Es ging um Immobilien, Versicherungen, Schulprobleme der Kinder und Hundeerziehung."

"Das klingt..."

Während ich noch nach einem diplomatischen Wort suche, ergänzt Marco: "langweilig. War es auch. Komm, wir stehen auf und ich erzähle dir davon."

Gesagt, getan.

Marco erklärt: "Ist schon interessant, wie unterschiedlich man sich nach dem Studium entwickelt. Er arbeitet bei der Stadt im Bauamt. Hat sich wohl super in die Verwaltung eingefunden. Macht jeden Tag um Punkt 17 Uhr Feierabend und am Freitag um 12 Uhr. Wenn Arbeit liegen bleibt, was wohl auch oft der Fall ist, ist ihm das egal. Ich will gar nicht wissen, wie das seine Kollegen sehen."

"Wow. Warst nur du eingeladen?"

"Nein, es war noch ein weiterer ehemaliger Kommilitone mit seiner Frau und seinen Kindern da, der ebenfalls in der Verwaltung arbeitet, allerdings in einer anderen Stadt als Stadtbaumeister und sich nicht erlauben kann, nur Dienst nach Vorschrift zu machen. Und eine Kommilitonin mit ihrem Mann und ihren drei Kindern. Die Kommilitonin ist total abgedreht. So eine Übermutter, die total öko drauf ist mit einer deutlichen Tendenz zur Esoterik. Ziemlich anstrengend."

"Puh, interessante Runde."

"Naja, mehr oder weniger. Aber eine lustige Geschichte habe ich für dich. Die Esoterikerin hat mir erklärt, dass sie von Anfang an gewusst hätte, dass das mit Susi und mir zum Scheitern verurteilt war. Die Kombination unserer Sternzeichen hätte wohl keine Chance auf eine funktionierende Beziehung. Die Trennung sollte allerdings dazu führen, dass wir uns beide in die uns eigentlich bestimmte Richtung entwickeln können."

"Das hätte ich dir auch ohne Sternzeichen sagen können." lache ich. Wir sind im Bad fertig und gehen in die Küche, wo ich Kaffee für uns mache.

Marco lacht und will wissen: "Aber hättest du auch auspendeln können, dass ich meine wahre Liebe bereits kenne und mir, wenn ich wirklich daran glaube, eine glückliche Zukunft bevorsteht?"

Ich muss bei der Vorstellung lachen und Marco erzählt weiter: "Sie hat mir zur Sicherheit auch noch die Karten gelegt. Ihr Mann hat erfolglos versucht, sie davon abzuhalten und der Rest der Runde hat mit großen Augen zugesehen. Sie hat auf jeden Fall die große Liebe, aber auch große Schmerzen vorausgesagt." Marco grinst und ich muss erneut lachen.

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt