[E] Spiel mit dem Feuer

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Der Rest der Woche zieht sich zäh und ich freue mich schon die ganze Woche darauf, das nächste Wochenende mit Marco zu verbringen. Vielleicht endlich mal ein bisschen mehr über ihn zu erfahren und einfach Zeit mit ihm zu verbringen.

Als ich am Freitag Abend bei ihm ankomme, steht neben der Tür ein Pappkarton, bis zum Rand gefüllt mit Kleinigkeiten. Großteils Dekorations-Artikel, einige bunte Gläser und Kerzen.

Marco sieht meinen Blick und erklärt: "Ich habe aussortiert. Das sind alles Dinge, die meiner Meinung nach Susi gehören. Nicht, dass sie sie bezahlt hätte, aber für mich sind es einfach Susis Sachen. Judith aus der Firma hat erzählt, dass die gerne auf Flohmärkte geht und dort nicht mehr gebrauchte Dinge verkauft und ich habe ihr angeboten, ihr die Sachen dafür zu schenken. Hauptsache, ich bin sie los. Ach ja, da ich sowieso schon am Aufräumen war, habe ich dir übrigens ein bisschen Platz freigeräumt. Keine Angst, du musst den nicht nutzen und ich erwarte nicht das Gleiche von dir, aber vielleicht gibt es ja irgendwelche Dinge, die du mal hier lassen möchtest. Außerdem habe ich ja mehr als genug Platz für mich. Also, wenn du willst, im Schrank im Bad ist ein Fach für dich frei und im Schlafzimmerschrank ganz rechts ebenfalls."

"Ähm, danke. ich..."

"Oh Mina, das ist irgendwie echt süß, wenn du so zwischen 'das ist echt nett von dir' und 'spinnst du, als nächstes willst du, dass wir heiraten' schwankst." Marco lacht. "Die Fächer sind frei, ich benutze sie sowieso nicht. Wenn irgendwann etwas von dir darin steht, in Ordnung, wenn nicht, dann eben nicht. So, und bevor du wieder überlegst, welche diplomatische Antwort jetzt passen würde, schlage ich vor, dass wir dich jetzt ganz schnell vom Alltag ablenken."

Ich nicke und ja, es ist mir dezent peinlich, dass ich für Marco so leicht zu lesen bin. Vielleicht stelle ich ja aus Prinzip etwas in die Fächer. Damit er sieht, dass ich es ernst mit ihm meine. Aber erstmal lasse ich mich gerne ablenken.

"Du hast an Neujahr gesehen, was ich gekauft habe?" fragt Marco.

"Die Kerzen und das Laken?"

"Willst du das ausprobieren?"

Ich nicke und muss unwillkürlich lächeln.

Marco schüttelt lächelnd den Kopf. "Immer wieder faszinierend, wie du dich über so fiese Dinge freust."

Im Spielzimmer fasse ich das Laken an, welches ich bisher nur angesehen habe. Es ist erstaunlich kühl und weich und als ich mich ausgezogen darauf lege, verursacht das Gefühl auf der Haut eine Gänsehaut.

"Ist dir kalt?" fragt Marco.

"Nur etwas kühl auf dem Laken."

"Ein bisschen Geduld, gleich wird es warm." erklärt Marco lächelnd und entzündet die Kerze.

Dann nimmt er meine Hand in seine und hält die Kerze mit einigem Abstand darüber. Er kippt sie langsam, bis sich ein kleiner Wachstropfen löst und auf meinem Handrücken landet. Es fühlt sich nicht mal heiß an und sofort verliert der Tropfen seinen Glanz, wird fest und kühlt vollends aus.

Dann dreht Marco meine Hand und lässt den zweiten Tropfen auf die Innenseite meines Handgelenkes treffen. Hier spüre ich die Wärme deutlicher, als heiß nehme ich das Wachs aber immer noch nicht wahr.

"Warm oder heiß?" will Marco wissen.

"Warm."

"Sicher?"

"Ja, es fühlt sich wirklich nur warm an."

"Okay, dann lass mich mal herausfinden, wie hitzetolerant du bist. Aber versprich mir, zu sagen, wenn es zu viel wird."

"Gelb für grenzwertig, rot für Abbruch. Versprochen."

Marco lächelt. "Gut."

Er hält die Kerze mit einigem Abstand über meinen Bauch und kippt sie, bis ein warmer Tropfen neben meinem Bauchnabel landet. Ich zucke nicht mal zusammen und so lässt Marco langsam weitere Tropfen fallen, die nach und nach einen Weg zu meinen Brüsten beschreiben, während sich die Kerze weiter meinem Körper nähert und die Tropfen langsam von warm zu heiß wechseln. Ich beobachte fasziniert, was Marco tut und merke, dass mir das Gefühl dabei gefällt. Die Schmerzen sind weder dumpf wie von einem Flogger, noch beißend wie von einem Rohrstock. Sie halten nicht lange an, sondern sind irgendwie wie kleine Stiche, die schnell von Schmerz zu einer angenehmen Wärme wechseln. Marco tropft einen Kreis um meine linke Brust und dann einen um die rechte. Danach widmet er sich wieder der linken und beginnt mit einem kleineren konzentrischen Kreis, wobei er den Abstand der Kerze weiter verringert. Okay, langsam werden die Tropfen echt heiß. Sie bleiben nicht mehr als kleine, schnell matt werdende Hügel dort wo sie auftreffen, sondern verlaufen in kleinen Rinnsalen ineinander, bevor sie erstarren. Und das Abklingen des Schmerzes dauert so lange, dass der Schmerz in den des nächsten Tropfens verfließt und so Tropfen für Tropfen stärker wird.

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt