Nach der Arbeit backe ich einen Kuchen für Charlotte und packe ihn mit zwei Blumensträußen, die ich vorhin gekauft habe, in einen Korb. Dann packe ich meine Tasche und binde mir ein Halstuch um. Den ganzen Tag in der Arbeit den Schal zu tragen, war heute nicht gerade angenehm. Dann ziehe ich Mantel und Schuhe an, nehme meine kleine Reisetasche und meine Handtasche, hänge beides über meine Schulter, hole den Korb mit den Blumen und dem Kuchen und verlasse die Wohnung. Dabei spüre ich wieder die Schmerzen in meinen Oberarmen und denke an gestern Abend. Was für eine Session.
Ben fährt gerade vor und ich packe alles, bis auf die Handtasche in den Kofferraum. Ich ziehe meinen Mantel wieder aus, lege ihn auf den Rücksitz, steige ein und begrüße Ben.
Auf dem Weg zur Autobahn frage ich ihn, obwohl ich die Antwort schon kenne: "Hast du Blumen für deine Mutter?"
"Scheiße! Wir müssen nachher noch wo stehen bleiben."
"Jedes Jahr das Gleiche. Und mal wieder willst du deine Mutter mit Blumen von der Tankstelle abspeisen. Ich habe Blumen gekauft. Mal wieder."
"Mina, du rettest mich!"
"Und das wahrscheinlich nicht das letzte Mal an diesem Wochenende."
"Hey, so schlimm bin ich nicht!"
Das lasse ich unkommentiert, ich habe keine Lust auf Streit.
"Was ist das an deinem Hals?" will Ben alarmiert wissen. Es ist warm im Auto und ich habe, ohne nachzudenken, mein Halstuch abgenommen. Ben sieht die Spuren, die Marcos Hand gestern abend dort hinterlassen hat. Mist, eigentlich habe ich gerade keine Lust auf das Gespräch. Ich will nicht, dass jemand das schlecht redet, was wir da tun. Dafür fühlt es sich einfach viel zu gut an. Aber andererseits ist es Ben und vielleicht ist die Einschätzung eines Außenstehenden ja gar nicht so schlecht. Und außerdem komme ich jetzt ja sowieso nicht mehr um das Thema herum.
"Ein blauer Fleck. Nicht schlimm und nichts, über was du dir Gedanken machen musst."
"Du hast Hämatome am Hals! Erkläre mir ein Szenario, in dem das harmlos ist."
"Ich habe einen kleinen blauen Fleck. Es ist harmlos, wenn alle Beteiligten wissen, was sie tun und damit einverstanden sind. Reicht es dir, das zu wissen?"
"Alter..." Ben schüttelt den Kopf. "Du weißt schon, dass das echt kaputt ist, was ihr da tut?" Ich weiß ja, wie das nach außen hin wirken muss, aber trotzdem verletzt mich Bens Kommentar irgendwie. Ist es wirklich kaputt, was wir tun? Dabei fühle ich mich gerade so ganz und heil wie schon lange nicht mehr!
"Das musst du gerade sagen. Ich baller mich wenigstens nicht ständig zu. Das hinterlässt sicher mehr Schaden, als ein blauer Fleck." versuche ich, mich zu verteidigen.
"So oft mache ich das gar nicht! Außerdem kann man sich damit nicht umbringen. Naja, man könnte, aber ich weiß ja, was ich da tue, also ist es ungefährlich."
"Ich weiß auch, was ich da tue, also ist es ungefährlich." übernehme ich seine Argumentation. "Wann hast du das letzte Mal an einem Wochenende nichts genommen?" Ja, ich weiß, der Gegenangriff ist gemein, aber ich will einfach nicht weiter hören, dass es falsch ist, was Marco und ich tun.
"Bist du meine Mutter, oder was?" entgegnet Ben patzig. Keine Antwort ist auch eine Antwort.
"Du hast angefangen, mich anzugreifen." rechtfertige ich meine Frage.
Das Gespräch verstummt und die nächste halbe Stunde verläuft schweigend. Meine Gedanken kreisen in Zwischenzeit um das Wochenende und die Frage, welche Gespräche mir wohl bevorstehen.
Doch Ben scheint das Thema eben nicht in Ruhe gelassen zu haben. "Ich ziehe übrigens nur noch ein Mal die Woche und maximal zwei Lines. Zumindest meistens. Ich habe das echt im Griff! Aber sag mal, was ist daran so geil, keine Luft zu bekommen?"
DU LIEST GERADE
Mina II
General Fiction[E] markiert Kapitel mit sexuellem Inhalt. Im letzten halben Jahr ist viel passiert! Neue Bekanntschaften, neue Erfahrungen, neuer Job. Ich habe begonnen, die Welt des BDSM für mich zu entdecken. Doch was macht das mit mir? Wie geht der Weg weiter...