[E] Zwickmühle

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Am Sonntag wache ich vom Regen auf, der gegen das Fenster prasselt. Regen im Urlaub. Wie gut, dass wir einen Teil des Standard-Tourismus-Programms schon gestern abgearbeitet haben. Das für vier Stunden gemietete BDSM-Apartment besuchen wir erst morgen und ich frage mich, was wir mit dem Tag heute anfangen.Wir haben zwar in Absprache Badekleidung eingepackt, doch ein verregneter Sonntag ist wirklich kein guter Tag, um in einem Schwimmbad Erholung zu finden.

Als die Ruhe, in der ich den Geräuschen von Wind und Regen vor dem Fenster lausche, von Kindergeschrei aus der Wohnung nebenan durchzogen wird, beschließe ich, duschen zu gehen. Marco schläft sowieso noch und ich habe wirklich keine Lust, den Kindern der Nachbarn zuzuhören.

Während dem Duschen denke ich an den Abend gestern zurück. Ich bin immer noch überrascht, wie gut das funktioniert und vor allem, wie gut es mir gefallen hat! Naja, jede und jeder hat wohl hin und wieder das Bedürfnis, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Gut, das mache ich ja auch, wenn ich mit Marco spiele. Aber warum nicht mal ein bisschen Abwechslung?

Als ich ins Schlafzimmer gehe, um mich anzuziehen, ist Marco wach und wir überlegen gemeinsam, wie wir den Tag verbringen wollen. Wir kommen auf keine Lösung, die uns wirklich gefällt und so beschließt Marco - in der Hoffnung, dass das seine Kreativität bezüglich der Gestaltung des Tages positiv beeinflusst - ebenfalls duschen zu gehen.

Als er zurückkommt, fragt er: "Willst du heute was von der Stadt oder der Umgebung sehen?"

"Naja, wollen würde ich jetzt nicht sagen. Ich habe gerade mehr das Gefühl, dass man das tun sollte, weil wir ja nur ein paar Tage hier sind und diese Gelegenheit nutzen sollten."

Er lächelt. "Gut, was hälst du von folgendem Vorschlag. Wir schauen uns morgen Vormittag und übermorgen noch das an, was man sich hier noch anschauen sollte, und verbringen den Tag heute ganz dekadent einfach hier. Wir lassen uns einfach von der Welt, ihren Erwartungen und sonstigem Scheiß am Arsch lecken. Ich denke, uns fällt genug ein, was wir hier tun können. Ich bin mir sicher, dass du auch ein Buch dabei hast und wir haben noch eine Tasche mit Einkäufen aus der Boutique."

Bei Marcos Ausführungen muss ich lächeln. "Das klingt perfekt. Dann werde ich jetzt aber die Heizung aufdrehen, ich finde es relativ kühl."

"Ich habe eine bessere Idee. Ich mache den Ofen an. Was hältst du davon?"

"Kaminfeuer im Schlafzimmer? Das klingt sehr gemütlich."

Gekonnt schichtet Marco Holz in den Ofen und schon nach wenigen Minuten vermittelt das Knistern der Scheite ein Gefühl von Gemütlichkeit. Es wird aber wohl noch ein wenig dauern, bis es tatsächlich warm im Raum wird.

Wir trinken so lange einen Kaffee und sondieren unsere Essensvorräte. Es wäre alles da, um heute selbst zu kochen, wir halten uns aber die Möglichkeit offen, doch etwas zu bestellen, wenn uns nicht zum Kochen zumute ist.

Als ich ins Schlafzimmer gehe, um einen Pullover aus meinem Koffer zu holen, merke ich, wie gut der Ofen den Raum bereits erwärmt hat. Wir dürfen ihn nicht zu lange brennen lassen, sonst wird es heute abend zum Schlafen hier viel zu warm. Überhaupt seltsam, einen Ofen im Schlafzimmer einzubauen. Andererseits könnte man sich jetzt einfach gemütlich ins Bett legen und lesen.

Als ich mich umdrehe, um Marco meine Idee zu erzählen, steht dieser im Türrahmen zum Schlafzimmer. "Schön warm hier."

"Das dachte ich mir auch gerade."

"Das verleitet ja schon fast dazu, sich auszuziehen, meinst du nicht?"

Marco möchte wohl gerade nicht lesen. Auch gut, der Tag ist noch lang. Ich gehe also auf seinen Vorschlag ein und lege den Pullover zurück in den Koffer. Marco geht an mir vorbei, um die hellen Rollos vor dem Fenster und der Balkontüre herunterzuziehen und damit das Zimmer in ein weiches, schummriges Licht zu tauchen. Ich sehe den Schein des Ofens im Augenwinkel und kann mir wirklich vorstellen, den Tag heute ausschließlich in diesem Raum zu verbringen.

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt