Vorfreude

69 4 0
                                    

Am nächsten Tag holt Marco mich ab, um einen Spaziergang im Wald zu machen. Es ist ein trüber, windiger Tag und ich genieße den menschenleeren Wald und die damit verbundene Ruhe.

Schon im Auto fragt Marco neugierig, wie es gestern war. Ich fange an, ihm zu erzählen, wie genau die Treffen ablaufen. Nachdem sich jetzt auch Marco in etwa vorstellen kann, wie so ein Abend verläuft und auf was man achten muss, fragt er mich, ob ich mir wirklich vorstellen kann, das in zwei Wochen selbst zu erleben.

"Richtig vorstellen kann ich es mir nicht, aber ich bin bereit für einen Sprung ins kalte Wasser."

"Gut beschrieben, so geht es mir auch." erklärt Marco. "Willst du dann da auch aktiv werden oder lieber nur zusehen?"

"Ich denke, wenn ich schon ins kalte Wasser springe, ist es auch egal, wie kalt es ist. Wenn du dich dabei wohlfühlst, kann ich mir durchaus vorstellen, auch aktiv zu werden. Vielleicht aber erst mal mit geschlossener Tür."

Ich erzähle Marco, dass Hanna angeboten hat, dass sie und Andy uns durch unseren ersten Abend dort führen und Marco freut sich über das Angebot.

"Willst du, bevor wir dort hingehen, wissen, was ich dort vor habe?"

"Ich glaube, wenn ich das vorher weiß, werde ich noch nervöser."

"Naja, im Normalfall weißt du ja auch nicht, was ich vorhabe. Das heißt, du vertraust mir auch in dem Setting genug, dass ich richtig einschätzen kann, was gut ist?"

"Auf jeden Fall. Ich habe sowieso hin und wieder das Gefühl, dass du besser als ich selbst einschätzen kannst, was das Richtige für mich ist. Also zumindest im BDSM-Kontext."

"Das ist schön, dann mache ich wohl etwas richtig." freut sich Marco. "Ist dir wichtig, dass ich etwas Bestimmtes tue oder nicht tue?"

Ich überlege. "Wenn es nicht zu viel verlangt ist, fände ich es gut, wenn du dich möglichst wenig rückversicherst. Klar, wenn es notwendig ist, ist das so, aber wenn du öfter nachfragst, ob dies oder jenes in Ordnung ist, verunsichert mich das sicher. Ich denke, Experimente wirst du nicht vor haben, sondern eher etwas machen, von dem du weißt, dass das funktioniert."

Marco nickt bestätigend.

"Gut." ergänze ich. "Dann bin ich mir sicher, dass alles, was ohne Publikum passiert und mich nicht an den Rand der Belastbarkeit bringt, für mich in Ordnung ist."

"Etwas wirklich Krasses oder Kritisches werde ich sicher nicht machen. Und definitiv nichts, was du noch nicht kennst. Ich denke, das Adrenalin in der Situation wird seinen Teil zu der Erfahrung beitragen, da muss das Spiel an sich nicht außergewöhnlich sein. Ich werde an dem Abend auf jeden Fall der einzige sein, der dich anfasst. Wäre es dir lieber, wenn Andy und Hanna beim Spielen dabei sind oder willst du lieber ganz alleine mit mir sein?"

"Ich denke, für den Anfang wäre es mir lieber, alleine mit dir zu sein. Ganz ausschließen würde ich es aber auch nicht, die beiden dabei zu haben. Aber mich würde auf jeden Fall interessieren, wie die beiden miteinander spielen. Wenn sich also die Möglichkeit ergibt, ihnen zuzusehen, wäre ich nicht abgeneigt. Hanna hat schon gemeint, dass das für sie in Ordnung wäre.
Da ist übrigens noch eine Sache, über die ich mit Hanna gesprochen habe. Nichts, was für das kommende Treffen beim Zirkel relevant ist, aber vielleicht für die Zukunft. Hanna hat mir gesagt, dass Andy sie gebeten hat, mich zu fragen, ob ich mir vorstellen könnte, Sex mit ihr zu haben."

Ich nehme Marcos irritierten Blick wahr und erkläre: "Hanna ist auch bisexuell, hat aber bisher wenige Erfahrungen in dem Bereich gesammelt. Und sie hat wohl schon länger ein Auge auf mich geworfen. Andy wollte ihr mit dem 'Auftrag' also wohl was Gutes tun. Und wer weiß? Wenn der Vibe zwischen uns stimmt, vielleicht machen wir beim Zirkel ja wirklich mal was zusammen?"

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt