Technisches K.O.

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Marco war etwas irritiert, als ich ihm vor einigen Tagen eröffnete, dass ich mich mit Lilly treffe, bevor wir in den Club gehen und er dann im Club zu uns stoßen soll. Aber er versteht, dass es Themen zwischen mir und Lilly gibt, die ihn nichts angehen und dass das gemeinsame Aufbrezeln und in Partystimmung kommen ein wichtiges Ritual ist.

Ich muss unbedingt mit Lilly über meine ersten Erfahrungen mit dem Konzept offene Beziehung sprechen. Ich will wissen, was sie davon hält. Also erzähle ich ihr, nachdem die erste Flasche Wein leer ist und wir die alltäglichen Neuigkeiten besprochen haben, von der Abmachung zwischen Marco und mir.

Lilly hört interessiert aber mich zweifelnd anschauend zu und will dann wissen: "Und du findest das gut so? Denkst du, das funktioniert?"

"Tatsächlich denke ich seit letztem Wochenende, dass es funktioniert."

"Warum seit letztem Wochenende? Ich dachte, du warst mit Ben bei seinen Eltern?"

"Ja, war ich. Und nachdem Marco mich vorher mehrmals ermutigt hat, mit Ben Sex zu haben..."

"Du hast mit Ben geschlafen?" fragt Lilly entsetzt. "Warum machst du das denn? Ich dachte, du bist mit Marco glücklich!"

Ich erkläre, wie Marco das zwischen Ben und mir sieht und warum genau dieser Sex gezeigt hat, dass Marcos und meine Vereinbarung funktioniert.

"Okay, krass. Ich kann mir echt schwer vorstellen, wie das so emotional funktioniert. Aber wenn es für dich, beziehungsweise für euch so gut ist, warum nicht." meint Lilly und ich höre deutlich, dass Sie von dem Konzept nicht überzeugt ist. "Und dass die zwei nachher aufeinander treffen, ist kein Problem?"

"Von Marco aus zumindest nicht. Von Ben aus, keine Ahnung. Er hat mir letztes Wochenende noch erzählt, er würde auf jeden Fall mit Claire Schluss machen und hat es wieder mal nicht getan. In diesem Punkt hast du also wohl Recht, dass es keine gute Idee war."

Wir unterhalten uns über Ben und Claire und kommen dabei langsam in Partystimmung. Über Andere lässt es sich einfach leichter reden, als über das eigene Leben.

Dann widmen wir uns unserem Styling. Lilly hat sich für einen schwarzen Minirock und ein dunkelrotes Neckholder-Top mit Pailletten entschieden, zu dem sie ihren Pixie Cut etwas toupiert und ich trage zu meiner schwarzen, engen Jeans ein dunkelblaues, einfaches T-Shirt aus Satin. Auf Lillys Rat hin glätte ich meine Haare und schminke meine Augen dunkel.

Als wir fertig sind, ist auch die zweite Flasche Wein leer und wir machen uns auf den Weg.

Im Club müssen wir feststellen, dass wir die ersten unserer Gruppe sind. Ben liest seine Nachrichten nicht, ist also wahrscheinlich gerade mit Claire beschäftigt und Marco noch unterwegs.

Lilly und ich setzen uns mit unseren Getränken in eine der Sitzecken. Der Club ist noch relativ leer und wir beobachten ein paar Leute, die maximal zwanzig sind und sich selbst wahrscheinlich noch nie beim Tanzen im Spiegel gesehen haben.

Bis die Anderen bei uns sind, füllt sich auch der Club merklich und die Stimmung ist bald ausgelassen.

Ich stehe mit Lilly an der Bar, um die nächste Runde Getränke zu holen, als sich eine Hand auf meine Schulter legt. Ich drehe mich um. Vor mir steht ein Mann, den ich Mitte 50 schätze. Er ist etwas kleiner als ich und sein graues T-Shirt wohl absichtlich so eng, dass es sich über die Muskeln seiner Oberarme und Brust spannt. Ich frage mich, ob Bens Poser-Freunde mal so aussehen werden.

Er lächelt mich an. "Na, wen haben wir denn da?"

Sollte ich ihn kennen? Erst als ich seinen etwa gleichaltrigen Begleiter hinter ihm sehe, erinnere ich mich an ihre Gesichter. Es sind die Freunde von Susi, die wir im Schwimmbad getroffen haben.

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt