Willst du?

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das Bett neben mir leer. Ich höre Geräusche von unten, Marco ist also wohl schon länger wach.

Als ich aus dem Bad komme, höre ich Marco unten mit jemandem reden. Ich gehe vorsichtig die Treppe hinunter

Marco steht im Wohnzimmer und zeigt, als ich reinkomme, auf das Telefon an seinem Ohr. Ich gehe leise in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen und versuche herauszuhören, mit wem er spricht.

"Ja... nein... ganz sicher nicht... ach, hat er das?" mit jeder Reaktion wirkt er genervter. Ich setze mich an den Küchentisch und kann nicht anders, als weiter zu versuchen, mir einen Reim auf das Telefonat zu machen. "Was hat mein lieber Bruder denn so erzählt?'' Es geht also wohl um Familien-Dinge. Eigentlich sollte ich da wirklich nicht lauschen. "Sonst hat er nichts gesagt?... Weißt du was? Sie ist so alt wie Madlen..." keine Ahnung, wer Madlen ist, aber ich hoffe, der Vergleich galt nicht mir. "Ja... Und genau wegen dieser Reaktion habe ich dir nichts erzählt... Lass das sein... nein, ganz sicher nicht... sie hat ein Kind mit einem Anderen..." jetzt geht es wohl um Susi. "Wie soll das meine Schuld sein?... Ja, natürlich... gerade wolltest du noch, dass ich Sie mitbringe!... Nein... Weißt du was? So macht das Gespräch hier keinen Sinn. Du beruhigst dich jetzt erst mal wieder und dann können wir nochmal telefonieren, in Ordnung?... Nein, lass es jetzt gut sein... Ja, kann ich machen... Nein, sicher nicht... Ja, wir telefonieren in den nächsten Tagen nochmal... Mach's gut." Marco legt auf und kommt in die Küche.

"Hey" ich gebe ihm einen Kuss. "Alles in Ordnung?"

"Jaja, nichts Wichtiges."

"Sicher? Klang nicht gerade entspannt." ich will wissen, mit wem er gesprochen hat. Das war einfach zu spannend und Marco ist zu aufgewühlt, um das Thema zu ignorieren.

"Hast du gelauscht?" fragt er lächelnd.

"Nicht absichtlich. Naja, ich habe gemeint, zu hören, dass es um mich geht, da konnte ich nicht mehr weghören."

"Na gut, du hast ja Recht. Das am Telefon war meine Mutter." er verdreht die Augen.

Er hat mit seiner Mutter über mich geredet?

"Meine Nichte Miriam, die Tochter meiner Schwester, heiratet demnächst. Und da mein netter Bruder meinen Eltern erzählt hat, dass ich eine neue Partnerin habe, will meine Mutter natürlich, dass ich sie mitbringe. Weil es ja seltsam wäre und nicht gut aussähe, wenn ich alleine kommen würde und ja sonst alle jemanden mitbringen. Als ich ihr gesagt habe, wie alt du bist, fand sie das natürlich nicht mehr gut und hat mich gefragt, ob ich es nicht nochmal mit Susi probieren will."

"Oha." kommentiere ich, während ich versuche, mir einen Reim darauf zu machen, was seine Mutter für eine Person ist.

"Genau." Marco setzt sich an den Tisch und schaut unentschlossen auf seinen Kaffee.

"Wann ist die Hochzeit?"

"Anfang Juni."

"Naja, dann ist ja noch ein bisschen Zeit, das zu klären."

"Würdest du denn mitkommen wollen?" fragt Marco zweifelnd.

Oh mist, so war das nicht gemeint. "Wollen wäre sicher übertrieben, aber wenn du möchtest, dass ich dich begleite, mache ich das natürlich gerne."

"Danke. Ich weiß noch nicht, was die bessere Option ist. Einerseits würde ich dich total gerne mitnehmen und den Tag mit dir verbringen. Aber bevor du so leichthin anbietest, dir das anzutun, solltest du vielleicht ein bisschen mehr erfahren, auf was du dich einlässt. Warte mal kurz." Marco steht auf, nimmt eine Karte von der Pinnwand hinter sich und gibt sie mir. Ich betrachte eine Hochzeitseinladung in weiß und flieder, mit Schmetterlingen aus Papier, kleinen Stoffschleifen und Glitzersteinen dekoriert. Auf der Vorderseite der Karte prangt ein Selfie eines breit lächelnden Paares, welches die beiden mit Micky- und Mineymaus-Ohren vor dem Schloss im Disneyland zeigt, darunter prangt in geschwungener Schrift das Datum. 08.06.. Ich drehe die Karte um. Es wird zur Märchenhochzeit in einem Schloss geladen - Kirche und Dresscode inklusive.

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt