Come Down

76 2 0
                                    

Gegen 19 Uhr kommen wir an unserer Ferienwohnung an und machen uns, nachdem wir unser Equipment abgelegt haben, auf die Suche nach einem Restaurant.

Wir werden schnell fündig und resümieren die vergangenen Tage. Das Rollenspiel, die besorgten Nachbarn nach dem Bondage, der Halsreif und die Stunden im Apartment. Die letzten Tage waren eine wunderbare und intensive Flucht vor dem Alltag.

Und sie haben wohl für uns beide die Neugier auf den Zirkel vergrößert.

Nach dem Essen machen wir einen Spaziergang durch die Stadt, von der wir wesentlich weniger gesehen haben, als man vielleicht erwarten würde. Doch niemand von uns stört sich daran.

Zurück im Hotel fühlt es sich für mich nach Sonntag an, auch wenn ich weder morgen noch an den Tagen danach arbeiten muss. Aber zu wissen, dass wir morgen heim fahren und diese schöne Blase, in der es nur uns gibt, verlassen müssen, zieht mich runter.

Marco wirkt, als ob es ihm ähnlich geht und so endet der Abend sehr ruhig.

Am nächsten Morgen ist der Schwermut verschwunden und wir genießen die letzten Stunden unseres Urlaubs.

Nach dem Duschen und einem Kaffee ziehe ich Marco nochmal mit mir ins Bett und wir haben im Vergleich zu den letzten Tagen unspektakulären aber sehr innigen Sex, bevor wir unsere Taschen packen.

Die Rückfahrt verbringen wir damit, die letzten Tage nochmal zu reflektieren, uns Gedanken über den Zirkel zu machen und von zukünftigen Urlauben zu träumen.

Ich hatte wirklich vergessen, wie schön so eine Auszeit sein kann.

Am nächsten Tag zeigt sich, dass es wirklich eine gute Entscheidung war, die zwei Tage bis zum Wochenende frei zu nehmen. Ich bin mit den Gedanken immer noch bei den letzten Tagen. So viele Dinge, die mein Gehirn jetzt Stück für Stück erinnert, bewertet und verarbeitet.

Marco scheint es ähnlich zu gehen. Immer wieder schreibt er mir Nachrichten, wie schwer ihm die Konzentration fällt, während er eigentlich arbeiten sollte.

Es ist wirklich gut, eine Weile nur für mich zu haben und so verbringe ich fast zwei Stunden beim Schwimmen. Die Abschürfungen und blauen Flecken an meinen Schlüsselbeinen sind mir egal. Hier kennt mich ja niemand. Ich bin so in Gedanken, dass ich erst durch meine schmerzenden Arme darauf aufmerksam werde, dass ich deutlich länger geschwommen bin als geplant.

Auch beim Entspannen im Whirlpool scheint die Zeit wie im Flug zu vergehen und ich stelle erstaunt fest, dass es bereits abends ist, als ich das Bad verlasse.

Müde und zufrieden gehe ich ins Bett und freue mich, morgen gleich nochmal einen Tag für mich zu haben und abends Ben zu treffen.

Bevor ich einschlafe, sehe ich noch eine Nachricht auf meinem Handy. Sie ist von Sarah, die ein Bild schickt, auf dem sie zwar müde, aber überglücklich wirkt und ein kleines Bündel im Arm hält, das laut des Textes der Nachricht ihre Tochter Linda ist, die vor wenigen Stunden geboren wurde.

Ich schicke ihr meine Glückwünsche und freue mich für sie.

"Hey, schön, dass du da bist. Du siehst gut aus!" Ben wirkt überrascht.

"Danke. Du siehst ein bisschen fertig aus, aber natürlich so gut wie immer." Meine gute Laune nach dieser Woche lässt sich wirklich nur schwer verbergen.

Ben geht in die Küche, um Wein zu holen und ich gehe zum Sofa. Ich sehe ein Notenheft auf dem Klavier stehen. Ungewöhnlich, Ben hat schon ewig nichts Notiertes mehr gespielt. Normalerweise interpretiert er gängige Songs um oder improvisiert irgendetwas.

"Ravel?" entnehme ich dem Cover des Hefts.

"Irgendwie steh' ich gerade auf Impressionismus."

"Nicht schlecht."

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt