Entzug

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Nachdem wir uns letzte Woche jeden Tag gesehen haben, fehlt mir Marco diese Woche tatsächlich. Und als ich am Mittwoch Nachmittag die folgende Nachricht bekomme, hadere ich tatsächlich ein wenig mit meiner Eifersucht.

Hey Mina, sag mal, hättest du ein Problem damit, wenn ich die Einsamkeit der Dienstreise für ein Date nutze?

Doch ich weiß, dass ich mich auch nicht besser fühlen würde, wenn ich ihm dieses Abenteuer verweigern würde, also schreibe ich:

Natürlich nicht, viel Spaß!

Am Freitag nach der Arbeit gehe ich einkaufen, putze meine Wohnung und lasse mir dann als Belohnung für die überstandene Arbeitswoche ein Bad ein, als mein Handy eine Nachricht meldet.

Ich zögere kurz, schaue dann aber noch vor dem Bad nach. Die Nachricht ist von Ben.

Hey Mina, wie geht's dir? Was machst du heute Abend?

Ich: Hey Ben, alles gut soweit und bei dir? Außer einem Bad ist bei mir heute nichts geplant.

Ben: Okay, dann lass dich nicht stören.

Ich überlege kurz, seiner Aufforderung zu folgen, frage dann aber doch nach.

Was ist los?

Grundlos hat er mich sicher nicht angeschrieben.

Ach, eigentlich nichts. Mir ist gerade nur nach Gesellschaft.

Ich: Willst du vorbeikommen?

Ben: Ich will dich nicht stören.

Sich so bitten zu lassen, ist eigentlich gar nicht Bens Art.

Ich: Du störst nicht.

Ben: Danke. In einer Stunde?

Ich: Gerne. Bis gleich.

Ich frage mich, was er will, schiebe den Gedanken aber dann zur Seite, nehme mir mein Buch und gehe in die Badewanne. Als das Wasser abkühlt, lege ich widerwillig das Buch zur Seite, verlasse entspannt die Wanne und ziehe mich an. Gerade rechtzeitig, um Ben die Tür zu öffnen. Ein Blick auf die Uhr, bevor ich die Türe öffne, zeigt, dass seit der letzten Nachricht gerade eine dreiviertel Stunde vergangen ist. Ungewöhnlich für Ben, früher, als verabredet da zu sein.

Schon auf den ersten Blick sehe ich, dass er bedrückt wirkt.

"Hey, schön, dass du da bist. Bist du heute gar nicht im Club?" begrüße ich ihn.

"Nein." erklärt er wortkarg, zieht seine Jacke und Schuhe aus und geht zum Sofa.

"Wein?" frage ich ihn.

"Gerne. Rot, wenn du hast."

Ich hole Gläser und den Wein und setze mich zu ihm. "Was ist los?" will ich wissen, während ich den Wein einschenke.

"Mir ist heute einfach nach Gesellschaft."

"Normalerweise gehst du in den Club, wenn dir nach Gesellschaft ist." hake ich nach.

"Zur Zeit nicht. Und, ehrlich gesagt, geht es mir heute eher um die Qualität der Gesellschaft."

"Ich fühle mich geehrt, deinen Qualitätsansprüchen zu genügen." versuche ich, die Stimmung aufzulockern. Als Ben nichts erwidert, wiederhole ich meine Frage: "Was ist los mit dir?"

"Auch, wenn ich das nicht gerne zugebe, aber ich glaube, ich habe echt ein Problem damit, mal für eine Weile auf den Club und alles, was damit zu tun hat, zu verzichten."

Er hat ein Problem, vom Speed loszukommen, übersetze ich für mich.

"Seit wann warst du nicht mehr im Club?"

Mina IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt