Mina II

[E] Dankeschön

Nach einem ruhigen Sonntag und einer unspektakulären Arbeitswoche treffe ich am nächsten Freitag Ben.

"Wie geht's dir?" frage ich ihn, während ich an ihm vorbei in seine Wohnung gehe.

"Gut." Ben lächelt. Krass, dass mich ein einfaches 'Gut' und ein Lächeln von ihm direkt stutzig machen.

"Ich habe mich im Fitnessstudio angemeldet." verkündet Ben stolz. "Du hattest Recht mit dem Sport, danke."

Ben im Fitnessstudio? Ben, der irgendeine Art Sport macht? Freiwillig? Ich muss mich bemühen, nicht zu lachen. Mal sehen, wie lange er das durchhält. Aber solange es ihm aktuell hilft...

"Das freut mich! Das heißt, du schläfst besser?" will ich wissen und lasse mich auf sein Sofa fallen.

"Ja. Das macht die ganze Sache durchaus erträglicher." Ben erzählt, dass er merkt, wie er in der Arbeit wieder leistungsfähiger wird und sich besser fokussieren kann und ich bin wirklich beruhigt, dass es ihm besser geht. Ich habe nicht die Illusion, dass das Schlimmste überstanden ist und befürchte durchaus, dass er sich zu schnell zu sicher fühlt, wieder in den Club geht und das Spiel von vorn beginnt. Aber die Tatsache, dass er momentan merkt, wie gut es ihm ohne Speed gehen kann, freut mich.

"Was ist bei dir gerade so los?" Will Ben wissen.

Viel ist in der Tat nicht passiert. "Letzten Freitag hatte ich eine Begegnung mit der Ex von Marco, die mir Angst machen wollte. Sie scheint mich wirklich zu stalken."

"Was meinst du damit, dass sie dir Angst machen wollte?"

"Sie hat mich wissen lassen, dass sie weiß, wie ich heiße, wo ich arbeite und wo ich wohne. Und sie hat mal wieder versucht, Marco negativ darzustellen."

Ben schüttelt ungläubig den Kopf. "Was hat sie denn davon?"

"Das weiß niemand. Aber Marco und ich sind uns einig, dass wir die Füße stillhalten, bis die Scheidung durch ist. Wenn sie dann immer noch nicht aufhört, bin ich gespannt, was Marco unternehmen will. Aber genug von Marcos Ex, zu etwas, was dich mehr interessieren wird. Nach der Begegnung war ich mit Lilly shoppen. Sie hat die Zusage für einen neuen Job bekommen und sie hat sich spontan piercen lassen."

Ich erzähle Ben von dem Job und er freut sich für Lilly. Dann fragt er nach: "Lilly hat sich piercen lassen? Was ist denn mit der los?"

"Sie erfindet sich eben ein Stück weit neu. Sie hat auch einen Termin gemacht, um sich ein Tattoo stechen zu lassen."

Ich erzähle dem irritierten Ben von Lillys Plänen, widerstehe seinen Bitten, ihm zu verraten, was es für ein Piercing ist und lasse ihn lediglich wissen, dass er es wohl nie zu Gesicht bekommen wird.

Ben erzählt mir daraufhin, welche Piercings er schon bei One Night Stands gesehen hat und wie er als Mann diese bewertet. Ich bin etwas neidisch, dass ich diese Erfahrung noch nie gemacht habe.

"Hat das mit dem Cabrio eigentlich geklappt?" erkundigt sich Ben.

"Ja, danke nochmal. Ich habe mit Peter alles besprochen. Am Dienstag ist es soweit. Ich bin schon gespannt auf Marcos Reaktion."

"Der wird sich sicher freuen. Für jemanden, der einen silbernen Kombi fährt, ist das sicher ein Traumauto! Was ziehst du an?"

Ich ignoriere das abwertende Klischee, das Ben gezeichnet hat, und beschreibe ihm das Kleid, das ich mit Lilly ausgesucht habe.

"Klingt heiß. Das gefällt ihm sicher. Und nach dem Termin am Dienstag ist Marcos Scheidung durch?"

"So gut, wie. Es gibt noch eine Einspruchsfrist. Aber wenn keiner Einspruch einlegt, wird das am Dienstag der letzte Termin gewesen sein."