Nachdem wir uns etwas zum Mittagessen gekocht haben, verbringen wir den Nachmittag mit Lesen. Marco bezieht den Sessel im Schlafzimmer und ich lege mich aufs Bett und erst als es langsam dunkel wird, legen wir die Bücher weg. Der Marco legt nochmal einen Scheit Holz in den Kamin und kommt dann zu mir ins Bett.
"Was möchtest du jetzt machen?" will ich wissen.
"Eigentlich hätte ich gerade Lust, etwas zu machen, was dich panisch werden lässt." Erklärt er lächelnd. Doch da ist nicht dieser fiese Unterton, den ich von Marco kenne, wenn er eine Gemeinheit plant, was mich echt verwirrt.
"Was meinst du damit?"
"Ich trage schon eine Weile etwas mit mir herum, was ich dir gerne geben möchte. Aber ein Teil von mir hat Angst, dass du es überbewertest und es dich in die Flucht schlägt."
"Okay?" antworte ich, unsicher, was er jetzt erwartet.
"Es ist ein Geschenk. Versprichst du mir, dass du darin nicht mehr siehst, als das, was es tatsächlich ist?"
"Ich versuche es. Ich verspreche dir auf jeden Fall, mich davon nicht direkt in die Flucht schlagen zu lassen." Ich bin wirklich neugierig, was es ist und hoffe, dass ich es wirklich schaffe, nicht panisch zu werden. Nervös gemacht hat er mich mit der Ankündigung auf jeden Fall.
Marco steht auf, geht zu seiner Reisetasche und kommt kurz darauf mit einer schwarzen Schachtel zurück zu mir. Er stellt die Schachtel vor mich auf das Bett. Sie ist etwas größer und etwa dreimal so dick wie eine CD-Hülle und zeigt keinerlei Hinweise auf den Inhalt.
"Gibt es einen Grund dafür?" will ich wissen.
"Es hat mir gefallen. Das ist alles. Mach es auf."
Ich öffne die Box und sehe auf einem samtenen, ebenfalls schwarzen Polster eine Halskette. Eine silberne Schlangenkette mit etwa 5 Millimeter Durchmesser. An ihr hängt ein kleiner Anhänger mit einem glatt geschliffenen, weißen, milchig-schimmernden Stein.
Ich nehme das Schmuckstück heraus und stelle dabei fest, dass es keine Kette ist, sondern ein leicht geschwungener Reif. Trotz des dafür relativ filigranen Materials, liegt er massiv in meinen Händen. Das Material fühlt sich glatt und gut verarbeitet an und ich bin mir sicher, das Teil war teuer.
Ich schaue Marco fragend an.
"Gefällt er dir?" will er wissen.
"Ja, er gefällt mir, ich frage mich nur, warum du mir etwas so teures schenkst."
Er zuckt mit den Schultern. "Du hast mir ohne mit der Wimper zu zucken einen Porsche gemietet und auch noch das Hotel bezahlt."
Auch wieder wahr.
"Das ist ein Opal." erklärt er, als ich mit dem Finger über den Anhänger streiche.
"Er ist echt schön. Vielen Dank."
Ich will den Reif anlegen, muss jedoch feststellen, dass ich keinen Verschluss sehe.
Als ich zu Marco schaue, bemerke ich, dass er etwas zwischen seinen Fingern hält. Es ist ein kleiner Schlüssel. Meine Finger, in denen ich immer noch den Reif halte, fangen an zu kribbeln bei der Erkenntnis, dass das nicht einfach nur ein Schmuckstück ist.
Ich gebe Marco den Reif und er schließt ihn auf, worauf er sich an einem fast nicht erkennbaren Scharnier öffnet. Dann beugt sich Marco zu mir und legt mir das kalte Metall um den Hals. Ich halte meine Haare zur Seite, während ich spüre und höre, wie Marco den Reif abschließt. Der Reif legt sich perfekt um meinen Hals, ohne zu eng zu sein. Er fühlt sich tatsächlich angenehm an und ich weiß, dass das beklemmende Gefühl, das ich habe, lediglich von dem Wissen verursacht wird, ihn nicht einfach ablegen zu können.
Ich gehe zum Spiegel und betrachte mich. Der Reif passt wirklich gut und schmiegt sich direkt über meinen Schlüsselbeinen an meinen Hals. Marco beobachtet mich dabei, stellt sich dann hinter mich und legt seine Arme um meine Taille. Nochmal fragt er mich, ob er mir gefällt.
"Ja, total. Er passt wirklich perfekt und sieht richtig gut aus. Vielen Dank."
Marco schaut mir über den Spiegel in die Augen. "Er steht dir noch besser, als ich dachte. Er ist natürlich weder für den Alltag, noch für größere Belastungen bei einem Spiel geeignet, aber ich würde mich freuen, wenn du ihn hin und wieder für mich trägst."
Ich nicke, drehe mich zu Marco um und küsse ihn. Er lässt einen Arm um meine Taille liegen, während er mit der anderen über den Reif und meinen Hals streicht.
"Soll ich ihn dir wieder abnehmen?" will er wissen.
"Nein, ich würde ihn gerne noch ein bisschen tragen."
"Auch wenn wir gleich etwas essen gehen?"
Ich zögere kurz, nicke aber dann. Ich will Marco nicht das Gefühl geben, dass ich sein Geschenk nicht mag. Und ich mag es ja auch tatsächlich. Aber die Tatsache, dass ich ansonsten so gut wie nie Schmuck trage, und schon gar keinen, der signalisiert 'Hey, schau mal, ich gehöre jemandem', lässt mich unsicher werden. Klar, niemand weiß, was der Reif wirklich ist, dass man ihn abschließen kann oder auch nur, dass Marco ihn mir geschenkt hat.
Während wir uns anziehen und in die Stadt gehen, versuche ich mich selbst davon zu überzeugen, dass es keine große Sache ist, das Schmuckstück zu tragen. Doch während des Essens fühle ich mich beobachtet. Ich habe - völlig unbegründet natürlich - das Gefühl, dass jeder hier sieht und weiß, was ich um den Hals trage. Das Gefühl begleitet mich über den Abend und auch wenn es irgendwie aufregend ist und ich ein kleines bisschen stolz bin, den Reif zu tragen, überwiegt die gefühlte Unsicherheit, die er bei mir verursacht. Und das, obwohl ich mir hier ja wirklich sicher sein kann, niemandem über den Weg zu laufen, den ich kenne!
Als wir nach dem Essen zurück in der Wohnung sind und gemeinsam bei einem Glas Wein auf dem Sofa liegen, fragt Marco: "Wie fühlt sich der Halsreif an?"
"Er passt gut. Trägt sich wirklich angenehm. Aber ich denke, das ist nicht das, was du meinst. Ich bin mir nicht sicher. Ich dachte vorhin, es wäre schön, ihn auch außerhalb des Hauses zu tragen, aber ich kam mir die ganze Zeit über beobachtet vor und habe mich ehrlich gesagt nicht so wohl dabei gefühlt. Außerdem hast du vielleicht bemerkt, dass ich echt selten und wenig Schmuck trage, das ist einfach ungewohnt."
"Ich verstehe." Ich meine, ein wenig Enttäuschung herauszuhören. "Kein Problem, es war ja nur eine Idee."
"Versteh mich nicht falsch, ich finde den Reif wirklich schön und er trägt sich toll, aber vielleicht erst mal nur, wenn wir unter uns sind. Weißt du, es ist Ewigkeiten her, dass ich überhaupt irgendwelchen Schmuck getragen habe, den mir ein Partner geschenkt hat. Vielleicht ist mir das Gefühl, dass damit jemand sein Revier markiert, im Moment einfach ein bisschen zu stark."
"Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich freue mich auf jeden Fall, dass er dir gefällt."
"Danke nochmal dafür, das ist ein wunderbares Geschenk."
Bevor wir schlafen gehen, nimmt mir Marco den Reif ab. Ich schlafe mit der Frage ein, ob ich mich an den Reif gewöhnen werde und ihn wohl irgendwann mit Stolz auch im Alltag tragen werde.

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Mina II
General Fiction[E] markiert Kapitel mit sexuellem Inhalt. Im letzten halben Jahr ist viel passiert! Neue Bekanntschaften, neue Erfahrungen, neuer Job. Ich habe begonnen, die Welt des BDSM für mich zu entdecken. Doch was macht das mit mir? Wie geht der Weg weiter...