Am Dienstag steht außer dem Webmeeting bei mir nicht viel an und so biete ich Marco an, schon mittags zu mir zu kommen.
Wir essen gemeinsam und beobachten, wie draußen stürmischer Wind den Regen gegen die Fensterscheiben peitscht und der Schnee langsam zu grauem Matsch zusammensackt.
Marco überlegt laut: "Eigentlich ist das heute das perfekte Wetter, um sich in eine Decke einzuwickeln und zu lesen."
"Genau das gleiche dachte ich mir gerade auch!"
"Wenn ich mir eins deiner Bücher leihen darf, können wir das gerne tun. Wenn dir das nicht zu unspektakulär ist und du dich nicht an einem weiteren Leser auf deinem Sofa störst."
"Das ist eine tolle Idee, ganz ehrlich! Du darfst dich gerne an meinem Regal bedienen. Soll ich uns einen Tee dazu machen?"
Marco nickt, wir räumen den Tisch ab und er widmet sich meinem Regal.
Als der Tee aufgesetzt ist, geselle ich mich zu ihm.
Er zieht ein Buch heraus. "Erzähle mir was über die Sterntagebücher."
Das Buch ist von Stanisław Lem und ich erzähle Marco grob von den humoristischen Science-Fiction-Kurzgeschichten.
"Das ist der Typ, der auch Solaris geschrieben hat, oder?"
"Ja, genau."
"Das mag ich total. Na dann gebe ich den Sterntagebüchern eine Chance. Was liest du gerade?"
Ich erzähle ihm von der Trisolaris-Trilogie von Cixin Liu, deren dritten Band mich zur Zeit beschäftigt.
Ich muss ihm versprechen, ihm die Bücher auszuleihen, dann setzen wir uns mit dem Tee auf das Sofa und vertiefen uns in die Werke.
Der Tee ist kalt und die Dämmerung schon fortgeschritten, als ich am Ende meines Buches angekommen bin, es weglege und im Afterglow des eben gelesenen aus dem Fenster starre.
Als ich nach einer Weile zu Marco blicke, sehe ich, dass er mich beobachtet. "Gut?" will er wissen.
"Ja. Unglaublich gut." bestätige ich.
Marco schaut mich begeistert an. "Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie toll ich das gerade finde, dass das hier mit dir geht."
"Was? Nebeneinander auf dem Sofa zu sitzen und zu lesen?" frage ich ungläubig.
"Ja! Ich will ja nicht schon wieder von ihr anfangen, aber Susi hat das keine Stunde lang ausgehalten. Ihr war dann langweilig und sie musste unterhalten werden."
"Aber zum Unterhalten ist doch das Buch da!"
"Danke, danke, danke, dass du das verstehst." er gibt mir einen Kuss. "Ich mache noch einen Tee, ja?"
Während Marco sich um den Tee kümmert, stelle ich mein Buch ins Regal, zu den anderen Teilen der Trilogie. Dann widme ich mich dem Stapel der noch nicht gelesenen Büchern.
Ich entscheide mich für einen Klassiker, den ich bisher tatsächlich noch nicht gelesen habe und setze mich mit schöne neue Welt von Aldous Huxley wieder aufs Sofa.
"Klassiker." kommentiert Marco. "Du kennst es noch nicht?"
"Nein, noch nicht."
"Magst du Dystrophien?"
"Auf jeden Fall. Für mich darf es lieber ein wenig zu negativ sein, als zu positiv."
"Na dann magst du das Buch sicher."
Wir widmen uns wieder den Büchern, bis mir auffällt, dass ich echt Hunger habe. Marco stimmt mir zu und wir machen uns etwas zu essen.
Nach dem Essen bemerke ich, dass es aufgehört hat, zu regnen und wir machen einen kleinen Spaziergang und reden über die Bücher.
DU LIEST GERADE
Mina II
Ficción General[E] markiert Kapitel mit sexuellem Inhalt. Im letzten halben Jahr ist viel passiert! Neue Bekanntschaften, neue Erfahrungen, neuer Job. Ich habe begonnen, die Welt des BDSM für mich zu entdecken. Doch was macht das mit mir? Wie geht der Weg weiter...