The Collector

neun.

Gedankenverloren blicke ich auf das Profilbild, von dem mir aus Taehyung tief in die Augen starrt. Natürlich war es ein Leichtes nach dem Essen noch seine Nummer zu bekommen und ich weiß nicht, ob das jetzt ein Fehler war oder ein kluger Schachzug.

Es wird es mir erleichtern, in Kontakt mit Taehyung zu bleiben und sein Vertrauen in mich zu stärken. Aber gleichzeitig wird es auch ein Hinweis, eine Spur zu mir sein, wenn ich endlich seine Finger bekomme.

Seufzend lege ich mein Handy beiseite und schaue stattdessen auf die Finger vor mir. Drei verschiedene Menschen haben sie mir gelassen und nur einer davon darf bleiben. Ich versuche neuen Platz zu schaffen und diese drei sind nun mal die weniger Schönen.

Leider hat Hoseok momentan keinen Bedarf, mir welche abzunehmen, sonst wüsste ich sie landen in guten Händen. Der Schwarzmarkt ist mit seinen Trends unvorhersehbarer als jedes Geschäft für Teenager. Erst gestern noch hat mein bester Freund mich gefragt, ob ich ihm nicht einmal Zehen besorgen könnte, er hätte einen Interessenten.

Und ich hätte ihm nach dem Vorschlag am liebsten auf die Füße gekotzt. Zehen? Geht es noch?

Ich habe mich der Ästhetik verschrieben und nicht runzeligen Dingern. Füße und Zehen überlasse ich den Fetischisten, meine Finger sind nur etwas für wahre Liebhaber und Kunstgenießer.

Unzufrieden mit mir selbst drehe ich mich von den drei Gläsern vor mir weg. So komme ich heute zu keiner Entscheidung mehr. Um nicht ganz in meinem Unmut zu versinken, entscheide ich mich für etwas, was mich aufmuntern wird.

Grinsend greife ich nach meinem Handy und tippe eine schnelle Nachricht. Ich komme nicht einmal bis in meine Küche, da kriege ich schon die Antwort.

Komm doch vorbei und bring deine Rezepte mit. Kannst mir dann direkt zeigen, wie es geht!(:
- TaeTae

Schnell frage ich noch nach der Adresse und dann jogge ich schon hoch in mein Schlafzimmer. Bevor ich diese blöden Rezepte zusammensuche, die ich schon längst wieder verlegt habe, sollte ich mir etwas Ordentliches anziehen. Denn gerade gammele ich nur in einer grauen Jogginghose... warte. Nevermind.

Die kann genau ihren Zweck erfüllen, denke ich und ziehe noch schnell eine engere Boxershorts drunter, die all die guten Dinge betont.

Ein enges weißes T-Shirt das meine Muskeln perfekt hervorhebt und dann noch ein schwarzer Hoodie drüber. Wenn ich den später ausziehe, gibt das vielleicht nochmal den Wow-Effekt.

Nur selten versuche ich meine Opfer auf diese Weise zu beeindrucken, denn einlassen dürfte ich mich nicht auf sie. Zu groß ist die Gefahr, dass meine DNA später an - oder in - ihnen zu finden ist. Und sei es nur eine blöde Hautschuppe oder ein Haar.

Außerdem interessieren mich nur die Finger und ich habe eher selten das Bedürfnis, mit einem meiner Opfer intim zu werden. Taehyung ist da etwas anders - denn Taehyung hat nicht nur verlockende Finger.

Nachdem ich alles andere zusammengesucht und mich zehnmal vergewissert habe, dass ich meine Hausschlüssel nicht vergessen habe, bin ich zufrieden mit mir selbst auf dem Weg zu meinem Auto. Der Wohnblock in dem ich wohne hat einige Parkplätze für Anwohner und dank meinen Nebeneinkommen auf dem Schwarzmarkt, bin ich mir nicht dafür zu schade jeden Monat einen Obolus für die Nutzung zu zahlen.

"Also dann - auf zu einem Kochdate mit Taehyung!"