zwei †

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Jungkook

Andere Menschen würden meinen Arbeitsplatz vielleicht hassen, aber ich liebe ihn: Ich sitze an der Kasse des örtlichen Supermarktes, acht Stunden täglich und oft auch noch den Samstagvormittag.

Und ich hätte mir nichts besseres wünschen können.
Manch einer würde sich vielleicht fragen, warum ich hier so gerne bin, aber der Supermarkt ist für mich wie ein Kinderschwimmbecken für einen Pädophilen.

Die Leute legen die Ware auf das Band und ich kann ganz genau kontrollieren, wie ihre Hände dabei aussehen.

Würde ich nicht mehr auf Männerhände stehen, wäre ich auch gerne ins Nagelstudio gegangen, aber da sind mir zu viele Frauen. Klar, auch einige Männer möchten sich ihre Nägel pflegen lassen, aber meistens kommen nur irgendwelche Weibchen und lassen sich diese langen Krallen machen.

Es ist nicht so, dass ich Frauen oder Frauenfinger hasse. Ganz im Gegenteil, ich habe einige Exemplare in meiner Sammlung und sie sind alle wunderschön. Aber genau darin liegt das Problem.

Die meisten Frauen haben schöne Finger und es ist keine Kunst, die Schönsten der Schönsten zu finden. Man muss sich nur einmal gut umgucken und schon springen sie einem förmlich ins Auge.

Bei Männerfingern ist das anders. Viele sind nicht halb so ästhetisch wie die der Frauen und das macht es umso spannender. Ich muss sie jagen gehen, ganz genau hinschauen und es mir jeden Tag zur Aufgabe machen, ein potentielles neues Sammlungsstück zu finden.

Gerade legt ein junger Mann einige Packungen Nudeln und Tütensuppen auf das Warenband und so ganz in Gedanken versunken, hätte ich beinahe nicht hingesehen. Aber als ich es doch tue, bleibt mir beinahe die Spucke weg.

Noch nie in meinem Leben habe ich so unbeschreiblich schöne Finger gesehen.

Schöner als die jeder Frau und jeden Mannes die mir bisher begegnet sind. Schöner als die, die ich mir in meinen wildesten Träumen vorgestellt habe. Schön genug, um in meiner Vitrine zu landen und von mir verehrt zu werden.

Ich ziehe die erste Nudelpackung über den Scanner und es piept. Warum nicht einfach mal ein Gespräch beginnen?
„So viel Tütenfutter habe ich schon lange niemanden mehr kaufen sehen," lache ich leicht und als ich kurz hochschaue, erkenne ich, dass der junge Mann rot geworden ist.

Er ist hübsch. Verdammt hübsch, wenn nicht sogar perfekt. Aber auch wenn sein Gesicht zum Sabbern einlädt, bin ich fasziniert von seinen Händen, die gerade sein Portemonnaie aus seiner Gesäßtasche ziehen.

„Ich kann leider nicht kochen," gibt der Schönling zu und ich höre, dass er Verlegen ist. Jetzt sind die Tütensuppen dran.
„Oh, Achso. Naja, ich kann ganz gut kochen, wenn du magst, kann ich dir das nächste Mal wenn du dir Nudeln kaufst ein paar einfache Rezepte mitgeben."

Das ist gelogen, ich kann eigentlich nicht gut kochen. Aber es käme wohl zu komisch, hätte ich ihn direkt zu mir nach Hause eingeladen.

„Das... das wäre total lieb," kommt es jetzt überrascht von ihm und ich ziehe die letzte Suppe über den Scanner.
„Bar oder mit Karte?"
„Karte. Ich bin übrigens Kim Taehyung. Und du?"

Ich drehe ihm das kleine Gerät zu und beobachte, wie er mit seinen filigranen und langen Fingern die Karte in den Schlitz schiebt und die Geheimzahl eintippt. Eigentlich sollte ich ihn dabei nicht beobachten, aber ich kann nicht anderes.

Kim Taehyung, also. Ich lächele leicht, dass war ja leichter als zu erwarten.

„Jeon Jungkook."

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