vier.

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Jungkook

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Hoseok an meiner Sammlung bedient. Für meinen Geschmack kommt es auch schon viel zu oft vor, aber kann ich meinem einzigen Kumpel etwas abschlagen? Nein. Kann ich leider nicht.

„Tu nicht so als würde es dich extrem stören, immerhin sind das hier nur deine ungeliebtesten Finger." Hoseok nimmt ein Glas, in dem die Gliedmaßen in Alkohol schwimmen. Das stimmt allerdings, für ihn gibt es nur die weniger Schönen.

„Trotzdem habe ich mir extrem viel Arbeit damit gemacht", schmolle ich und sehe ihm dabei zu, wie er das Glas vorsichtig in einen Stoffbeutel mit Zeitungspapier legt.

„Und du weißt, dass ich dich dafür entschädigen werde."
Da hat er nicht ganz unrecht. Es ist nicht so, als würde ich die Finger verkaufen, aber einen kleinen Bonus staube ich dabei immer ab.

„Wofür brauchst du sie diesmal?", frage ich neugierig, als ich den Brünetten nach unten begleite.
„Für den Schwarzmarkt, was sonst? Aber keine Sorge, zwanzig Prozent gehören dir." Er zwinkert mir zu und ich rolle mit den Augen.

Klar, zwanzig Prozent ist nicht viel, aber ich habe nicht vor ein Geschäft aus meiner Sammelleidenschaft zu machen. Das wäre mir viel zu riskant, lieber habe ich Hoseok als einzigen, verschwiegenen Kunden und bekomme hin und wieder etwas dazu.

Und dieses etwas bewegt sich bei meinen Fingern schonmal in der Preisliga von einem Kleinwagen.

„Ich lade dich am Samstag zum Essen ein."
Hoseok grinst und zwinkert mir zu, aber ich schiebe ihn nur aus der Haustür.
„Tu was du nicht lassen kannst", seufze ich und er kichert.

„Ich bringe auch meinen süßen Cousin mit. Er ist neu in der Stadt um zu studieren und ich bin mir sicher, ihr werdet euch ganz gut verstehen. Nur Hände weg von seinen Fingern!"

Wieder ein genervter Laut meinerseits und ich schlage Hoseok einfach die Tür vor der Nase zu. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich meine ganze Sammlung unmöglich heute Abend schaffen werde und meine Laune ist sofort im Keller.

Hoseok hat mein Ritual gestört und dafür würde ich ihm am liebsten den kleinen Finger abhacken, aber leider sind die Finger meines besten Freundes für mich tabu. Ebenso wie die seiner Schwester und den wenigen Verwandten, mit denen er guten Kontakt hält.

Aber Hoseok ist nun mal der einzige richtige Freund den ich habe und diese Freundschaft werde ich nicht durch meine Leidenschaft gefährden! Sowieso sind seine Finger nicht interessant genug für mich.

Seufzend gehe ich wieder in die Küche und beschließe, gar nicht erst mit meinem Ritual anzufangen und stattdessen früh zu Bett zu gehen. Morgen wird schließlich ein wichtiger Tag für mich.

Ich werfe einen letzten Blick auf den braunen Umschlag mit den Rezepten und beginne zu Grinsen.

Taehyung, deine Finger gehören mir.

The CollectorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt