zehn.

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Jungkook

"Wow, du stehst auf grelle Farben", kommentiere ich Taehyungs Einrichtungsstil, noch bevor wir uns begrüßen. Die orangene Fußmatte unter mir lädt mich in die Funzone ein. Verlegen nimmt der Student mich kurz in den Arm und tritt dann beiseite, damit ich in den Hausflur treten kann.

"Quatsch, das war die Idee meiner Mitbewohnerin. Hey erstmal", erklärt er sich schnell und deutet mir an, wo ich meine Schuhe ausziehen kann. "Also hast du kein Faible für Neonpink und grün?", harke ich sicherheitshalber nochmal nach, bevor ich ihm meinen Beutel mit den ausgedruckten Rezepten in die Hand drücke. Zusätzlich habe ich noch eine Flasche Wein dabei.

Aber eine Mitbewohnerin - interessant. Und es macht die Sache auch gleich wieder schwieriger.

"Nee, dass ist selbst mir etwas zu viel", lacht Taehyung und läuft dann los. Ich folge ihm mit lockeren Schritten und wir landen in einer winzigen Küche, die trotz ihrer Größe charmant dekoriert ist. Naja, wenn man halt die Farben außer Acht lässt, die mich quasi erblinden lassen.

"Wohnt ihr hier zu zweit?", frage ich nach und setze mich einfach auf einen der mit kleinen Blumen bemalten Stühle. Er knarzt etwas unter meinem Gewicht und für kurze Zeit habe ich Angst, dass er unter mir zusammenbricht.

"Ja genau. Ursprünglich hat sie alleine hier gewohnt, daher die Einrichtung, aber das ist finanziell doch etwas schwer. Ich bin einfach nur ein Untermieter. Wir sehen uns leider nicht so oft, da ich tagsüber oft in der Uni bin und sie Nachtschichten als Krankenschwester schiebt. Was für Rezepte hast du denn hier?"

Während Taehyung den Stapel von Blättern durchsucht, grinse ich innerlich zufrieden. Also ist die Mitbewohnerin doch nicht so ein Hindernis für mich und Taehyungs Geschmack nicht ganz ab vom Schuss.

"Ich würde sagen, wir starten mit etwas Einfachem. Was hast du denn überhaupt alles da?" Ich öffne den Kühlschrank und bin erstaunt über den Inhalt. Eine Hälfte ist proppenvoll mit vielen mühsam vorgekochten Gerichten und frischem Gemüse.

Die andere Hälfte beherbergt ein paar Flaschen Bier, drei schrumpelige Paprika und Fertig-Tortellini. Im Eisfach finden sich noch ein paar süße Bohnen und eine riesige Packung Eiscreme. Es ist wohl nicht allzu schwer zu erraten, wem welche Hälfte gehört.

"Sorry", murmelt Taehyung, dem das sichtlich peinlich ist. "Aber ich - " "Kein Problem, du musst dich nicht erklären. Hast du Reis da?" "Natürlich, also so ein Kochopfer bin ich auch nicht", schmollt er niedlich und ich lächele.

"Dann lass uns noch eben Kokosmilch, Blumenkohl und Hühnchen kaufen und dann machen wir aus deinen schrumpeligen Paprika und den Bohnen ein Curry", schlage ich vor und er sieht mich erleichtert an. "Wow, du hast echt eine Ahnung!"

Nee, dass war nur das erste Rezept was ich rausgesucht hatte.

Wir ziehen uns schnell wieder Schuhe an und ich lasse es mir nicht nehmen, etwas auf seine Kehrseite zu starren, als er sich nach vorne beugt. Yummy.

Der Supermarkt ist zu Fuß nur zwei Minuten entfernt und das weiß ich so genau, weil es der ist, in dem ich arbeite. Gott, wie soll ich mich auf der Arbeit konzentrieren wenn ich weiß, dass mein persönlicher Fingerporn nur einen halben Kilometer entfernt ist?

"Hey, du wohnst ganz schön nah an dem Supermarkt. Vielleicht besuche ich dich nach meiner Schicht einfach mal", schlage ich spaßeshalber vor und Taehyung, der neben mir läuft, wird rot im Gesicht.

"Klar, warum nicht? Ist ja nicht so als würde ich einen Serienkiller zu mir einladen," kichert er und gibt mir einen verspielten Klaps auf den Oberarm.

Ich lache.

The CollectorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt