sechsundzwanzig.

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Taehyung

Natürlich weiß ich noch, wer Hoseok ist oder zumindest wer er vorgibt zu sein. Selbstverständlich habe ich mir jedes Gesicht gemerkt, was ich bisher mit Jungkook in Verbindung bringen konnte und außerdem war der Abend im Restaurant sehr einprägend.

Was genau seine Rolle in Jungkooks Leben ist, kann ich bis auf die Beste Freunde - Sache nicht genau sagen, aber die beiden wirken unglaublich vertraut. Bisher hat es nicht so den Anschein gemacht, als wenn der Künstler viele enge Beziehungen pflegt - wäre vermutlich schlichtweg zu gefährlich für ihn. Umso interessanter, jetzt noch einmal die Chance zu haben, Hoseok unter die Lupe zu nehmen.

Und natürlich habe ich mir auch Raum für Jungkook geschaffen, denn wie sagt man so schön - erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Und Sex mit dem schönen Mann wird definitiv ein Vergnügen.

„Hast du was zu essen da? Natürlich nur Bestelltes, ich will ja nicht vergiftet werden", ruft Hoseok Jungkook zu, der langsam in die Küche geschlürft kommt.
„Vergiftet? Was soll das denn heißen?", hake ich neugierig nach, denn bisher scheint Jungkook vernünftig kochen zu können. Gut, seine Künste waren nicht so überwältigend wie er behauptet hat, aber meine studentische Persona, die nicht mal Spiegelei schafft, hat es beeindruckt. Mich natürlich nicht - außerhalb der Mission koche ich leidenschaftlich gerne und auch verflucht gut.

„Hat Kookie dir das nicht erzählt? Der kann so gar nicht ko-"
„Einmal habe ich aus Versehen etwas Plastik in den Nachtisch gemacht. Also, von der Verpackung der Schokolade", grätscht Jungkook dazwischen und sieht Hoseok mahnend an. „Ich mag es nicht, wenn er die Geschichte erzählt", lächelt er dann etwas milde und ich nicke verstehend. „Klar, kann ja mal passieren. Ist aber auch etwas lustig", kichere ich und mache mir innerlich Notizen.

Die erste Lüge ist entlarvt. Jetzt muss ich nur noch schauen wie er mit der Lüge umgegangen ist und mit Namjoon über sein Verhaltensmuster dabei sprechen. Vielleicht gibt uns das mehr Rückschlüsse darauf, wie er sein Geheimnis im Alltag schützt.

„Wie lang kennt ihr beiden euch eigentlich schon?", frage ich harmlos und beobachte Jungkook dabei, wie er Hoseok ein Glas Wasser einschenkt.
„Gefühlt schon ewig."
„Gefühlt schon zu lange."

Jungkook ist eindeutig etwas missgelaunt darüber, dass sein bester Freund ihm die Tour versaut und das bringt mich etwas zum Lächeln. Der Student Taehyung findet den Schlagabtausch zwischen den beiden lustig, der Kommissar Taehyung beobachtet ihr Verhalten wie Menschen Tiere im Zoo.

„Hier." Mein Gastgeber drückt seinem besten Freund das Glas etwas grob in die Hand und geht dann vor ins Wohnzimmer. Wir folgen ihm wie brave Dackel und ich stelle etwas belustig fest, wie er sich fast schon trotzig aufs Sofa schmeißt.

„Ich hab damals meinen besten Freund im Kindergarten kennengelernt. Er ist mir zur Hilfe gekommen als mir einer die Schaufel klauen wollte", kichere ich und klopfe mir selbst auf die Schulter bei meiner Kreativität. Lügen kann ich vermutlich sogar besser als Jungkook.

„Awww, musste der kleine Taehyung gerettet werden?", zieht Hoseok mich auf und auch der grummelig dreinblickende Jungkook kann sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

„Absolut! Ich hatte alleine keine Chance gegen den Schaufeldieb!", lache ich und frage dann nach: „Und wie habt ihr euch kennengelernt? Ihr wirkt fast wie Brüder."

„Oh, so fühlen wir uns auch - deswegen behandelt der Idiot mich auch so mies", schmollt Hoseok. „Seine Großmutter hat damals immer auf mich aufgepasst, wenn ich von daheim abgehauen bin. Eines Tages hat sie mich auf der Straße aufgegabelt und seitdem habe ich den Weg wie eine streunende Katze immer wiedergefunden. Am Anfang wollte Jungkook sein Zimmer nie mit mir teilen, aber irgendwann hatten wir dann ein Hochbett - natürlich durfte er oben schlafen."

„Hoseok, es reicht jetzt. Wir wollten nen entspannten Abend verbringen und nicht wie Altweiber hier über vergangene Zeiten quatschten", grätscht Jungkook dazwischen und jetzt funkelt er seinen besten Freund wirklich böse an. Es ist klar, dass er keine Lust hat weitere intime Informationen zu teilen.

Innerlich führe ich meinen Notizblock weiter, gefüllt mit möglichen Theorien wieso der junge Hoseok von daheim immer fortgelaufen ist und Jungkook anscheinend bei seiner Großmutter aufgewachsen ist.

„Ach, alles gut. Ich wollte schon immer mal mehr über deine Inneneinrichtung als Kind erfahren", ärgere ich und zwinkere dem schönen Mann zu. Schnell die Situation beruhigen, nicht zu neugierig wirken und einfach naiv.

Meine Rolle ist klar und darf nicht auffliegen.
Und so wunderbar ich Hoseok anscheinend ausquetschen könnte - Jungkook darf auf keinen Fall misstrauisch werden. Denn meine Finger würde ich gerne behalten.

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