dreiundfünfzig.

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Taeyhung

„Wow...", staune ich und bleibe wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Jin und Namjoon springen beide von ihren Plätzen auf um mich fast gleichzeitig und vor allem viel zu stürmisch zu umarmen, aber ich starre immer noch auf meinen Platz.

„Willkommen zurück, TaeTae!", ruft Jin enthusiastisch und drückt mich viel zu fest. „Endlich sind wir wieder komplett", stimmt Namjoon zufrieden zu und seine große Statur zerquetscht mich von der anderen Seite.

Falls ich es heute lebend von der Arbeit zurückschaffe, bin ich platt wie eine Flunder.
„Euch auch einen guten Morgen", bringe ich mühsam hervor und arbeite mich dann mit Hilfe meiner Ellbogen aus dem Kuschelknäul.

„Was ist das alles?", frage ich und deute auf die unzähligen Blumensträuße, Karten, Pralinenschachteln und den brandneuen Laptop auf meinem Schreibtisch.
„Neue Ausrüstung für den Held des Präsidiums. Und so ziemlich jede Abteilung hat dir was geschickt. Würde es dich stören, wenn ich mir was klaue?", fragt Jin und ich schüttele den Kopf.

Zufrieden nimmt er sich eine Schachtel Pralinen und mein Magen fühlt sich ganz kalt an. Held des Präsidiums. Wohl eher ein Verräter.

Mit steifen Schritten setze ich mich auf meinen Platz und frage mich, wie ich die ganzen Blumensträuße später in mein Auto packen will. „Ich denke meine erste Amtshandlung wird sein, mich bei allen zu bedanken", murmele ich und öffne die erste Karte, aus der sofort ein Amazon-Gutschein herausfällt. In der nächsten kommt mir ein Restaurantgutschein entgegen und auch in den folgenden Karten werde ich immer reicher. Das gibt es doch nicht.

Natürlich hatte ich während meiner Therapie auch immer mal wieder Aufmerksamkeit bekommen und der Präsident hatte sich persönlich bei mir bedankt. Aber das hier? So viel Geld habe ich als Kind nicht in drei Geburtstagen zusammen gemacht. Vollkommen übertrieben, aber gleichzeitig bin ich so gerührt, dass ich weinen könnte.

Und außerdem würde ich am liebsten heulen, weil ich mich so sehr schäme.

„Wir haben Dich echt alle vermisst. Und uns Sorgen gemacht. Und wenn du jetzt noch deinen neuen Laptop aufklappst, dann findest du die neuen Akten zu dem neuen Fall. Alles neu für dich - dann kann dich nichts an das erinnern, was passiert ist", erklärt mir Namjoon den Gedanken dahinter und ich lächele gequält.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen", murmele ich und fahre mit den Fingerspitzen über das bestimmt super teure MacBook.
Mein neuer Mitbewohner erinnert mich schon so viel und außerdem bringt er mich vollkommen durcheinander.

Gestern Nacht habe ich nämlich leider nicht mehr einschlafen können, dank all der verwirrenden Gefühle die er in mir auslöst. Nur die eiskalte Dusche hat mich heute morgen aufwecken können, von Kaffee sehe ich wegen meiner Angststörung lieber ab.

„Also. Momentan sind wir illegalem Tierhandel beschäftigt. Da in Südkorea jedes größere Säugetier längst ausgerottet wurde, haben sich die Untergrundhändler auf internationale Tiere spezialisiert - und leider auch lebendige", erklärt Jin und Namjoon nickt unzufrieden.

„Mal abgesehen von dem Tierleid und der Kriminalität die dahintersteckt, möchten wir hier natürlich nicht plötzlich einen Gorilla oder Tiger rumrennen sehen. Dank deinem ... vorhergegangenen Fall konnten wir ein paar neue Erkenntnisse gewinnen, aber so richtig sind wir noch nicht durchgebrochen. Und da kommst du ins Spiel."

Jin blinzelt mich liebenswürdig an: „Keiner hier zieht so schnell die richtigen Schlüsse wie du. Also wirst du der neue Kopf der Mission."
Meine Schultern sacken in sich zusammen.

Na super. Genau einen Tag hier und schon bin ich ein Held mit einer neuen, wichtigen Rolle.

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