vierzig.

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Jungkook

Mit schmerzendem Kopf bin ich erst etwas orientierungslos in meinem Bett aufgewacht, leider lag der süße Student nicht neben mir. Schwankend habe ich einige Anläufe gebraucht, mich selbstsicher aufzusetzen und eine Boxershorts überzuziehen, bevor ich an der verschlossenen Tür gerüttelt habe.

Mein benebeltes Gehirn hat erst langsam eins zu eins zusammengezählt, aber ich bin nicht blöd. Ich habe jahrelang Schlaftabletten genommen, um alles von außen ausblenden zu können. Immer und immer wieder höher dosiert, mit einer gruseligen Abhängigkeit. Ich kenne das Gefühl, dass mein Körper momentan hat, ganz genau.
Aber der kleine Taehyung hat wohl nicht damit gerechnet, dass mein Konsum mich recht resistent gemacht hat und es eindeutig mehr braucht, um mich auszuschalten.

„So ein Arschloch", murmele ich und in mir macht sich brennender Zorn breit, der auch die letzte Müdigkeit verscheucht. Was ist der Plan von dem Kerl? Hat der Student Angst bekommen? Oder Wind von irgendwas gekriegt? Eigentlich ist es mir egal, denn dieses Gefühl ausgenutzt worden zu sein, ist stärker als die Fragen in meinem Kopf.

Entschlossen drehe ich mich ruckartig von der Tür weg und steuere auf mein Fenster zu. Grob reiße ich es auf, werfe einen Blick runter. Erst kommt mein Fensterbrett, dann der kleine Baum, schließlich ein paar Büsche. Wenn ich mich von meinem Fenster hängen lasse und versuche in den Baum zu springen, sollte ich mit Kratzern und Schürfwunden davon kommen.

Viel zu wütend bin ich, als das ich mir selber Gedanken um meine eigene Sicherheit machen könnte, denn mein Ziel ist es, die Sicherheit von einem gewissen Studenten zu gefährden.

Mit Schwung hebe ich mich schließlich aus dem Fenster und lande etwa zwanzig Sekunden später mit einem schmerzhaften Ziehen im Knöchel in meinem Vorgarten. „Nichts gebrochen", grummele ich, als ich den Fuß einmal bewege und anschließend auf meinem rechten Unterarm schaue. Die Haut ist komplett aufgerissen, ich bin etwas blöd in einem Strauch gelandet, aber das nähe ich später einfach selbst. Das Blut verschmiert meine Hände, aber ich wische sie nur grob an meiner Boxershorts ab.

Bis auf die Unterhose nackt gehe ich mit festen, langen Schritten einmal um mein Haus und zu meinem Küchenfenster. Ein kleines Licht glimmt und ich erkenne hinten im Flur, dass die Tür zum Keller aufsteht. In mir brennt ein heisser Knoten voller negativer Gefühle und ich schwöre mir in dem Moment, dass es vorbei ist mit der Verliebtheit.

Keine einzige romantische Geste, keine Zärtlichkeiten und vor allem kein Anschmachten. Das Letzte was ich mit Taehyung machen werde ist, mir seine Finger zu nehmen und seine zerstückelte Leiche am Meer zu versenken.

Ich blicke mich um und nehme schließlich einen der großen Steine, die meine Beete umrahmen. Kurz wiege ich ihn schwer in meinen Händen, bevor ich aushole und ihn gegen mein großes, bodentiefes Küchenfenster werfe.

Laut zerberstet das Glas in Hunderte kleine Scheiben und ich verfluche mich dafür, nicht an Schuhe gedacht zu haben. „Das Gartenhaus!", fällt mir da ein und binnen zwei Minuten stehe ich wieder an Ort und stelle, diesmal mit meinen alten Stiefeletten an den Füßen, die ich für die Gartenarbeit nutze.

Ich muss ein komplett irres Bild abgeben, aber ich marschiere nur entschlossen auf das zersplitterte Loch in meinem Fenster zu und beuge mich dadurch. Ein paar kleine scharfe Kanten reißen die Haut an meinem Rücken auf, aber ich spüre das schmerzhafte Brennen kaum.

Wir hatten so viel Chemie, so viel Spaß, so guten Sex und eine ehrliche Verbindung. Dachte ich. Wieso macht er so etwas? Ich habe mich selten so verraten gefühlt, gerade als ich einer Person etwas vertraut habe.

Ich gehe auf die offene Kellertür zu und poltere die Treppe herunter. Das Licht ist an, alle Türen bis auf die letzte sind geöffnet.

Ich beginne zu Grinsen. Er ist ja schonmal im richtigen Raum.

„Taehyung! Ich komme dich holen!"

The CollectorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt