siebenunddreißig.

101 21 49
                                    

no worries Bunnies, die Story ist noch lang nicht dem Ende nah<3

Taehyung

Was schaltet einen Mann besser aus als Alkohol, zwei Schlaftabletten und Sex?

Etwas verschwitzt liege ich noch immer in Jungkooks Bett und werfe einen Blick auf seinen Digitalwecker. Die leuchtend roten Zahlen sagen mir, dass ich jetzt eine halbe Stunde gewartet habe, seitdem er auf mir zusammengebrochen ist.

Zum Glück habe ich ihn mittlerweile komplett von mir herunterbekommen und ihn dabei nicht geweckt. Zur Sicherheit wollte ich noch warten, dass er auch wirklich ausgeknockt ist, bevor ich leise aufstehe. Mir etwas schlechtem Gewissen, decke ich den nackten Mann zu und ignoriere den nassen Fleck auf dem Bett. Darum kümmere ich mich später.

Erst einmal, nehme ich mir jetzt eine frische Boxershorts von ihm und gehe damit ins Bad, um das Sperma zwischen meinen Beinen und auf meinem Bauch wegzuwaschen. Was für eine Sauerei - aber ich beruhige mein Gewissen ihm gegenüber mit dem Orgasmus, den ich ihm beschert habe.

Außerdem ist es das perfekte Alibi.
Wenn Jungkook sich morgen wundert, warum er komplett weggedriftet ist, kann ich es immer noch mit zu schnell getrunkenem Alkohol und einem Orgasmus erklären. Bei mir war natürlich nichts drin, ich muss für meine kleinen Schnüffeleien komplett einsatzfähig sein.

Als ich mich fertig gemacht habe, werfe ich noch einen kurzen Blick ins Schlafzimmer und drehe dann den Schlüssel von außen im Schloss herum. Sicher ist sicher - ich möchte dann doch nicht mitten in der Nacht plötzlich einen mutmaßlichen Mörder hinter mir stehen haben, während ich sein Haus durchsuche. Schnell renne ich nach unten ins Wohnzimmer, nehme mein Handy und ziehe noch mein Shirt über, bevor ich sofort zu der Kellertür gehe.

Natürlich ist sie verschlossen und ich überlege kurz, ob ich einen Dietrich dabei habe. Ja. Ja habe ich. Bevor ich damit aber anfange, gehe ich wieder nach oben in den Flur und schaue hoch, zu einer kleinen Luke in der Decke. In der Ecke steht ein Stab, um die Luke zu öffnen und dann vermutlich eine Leiter herunterzuholen. Ansonsten sind auf dem Flur bis auf den Türen zum Bad und zum Schlafzimmer nur zwei weitere verschlossene, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da so viel Spannendes finde.

Mit einem letzten Blick auf die Schlafzimmer Tür steht fest, was ich als Erstes mache. Der Dachboden wird lauter sein und solange die Wirkung der Tabletten noch anhalten, werde ich das machen. Wenn Jungkooks Schlaf leichter wird, kann ich immer noch in den Keller. Und morgen früh, stehe ich in der Küche und brate Spiegelei, so als wäre nichts passiert.

Ich brauche zwei Anläufe, bis ich den Haken endlich in der Luke habe und sie öffnen kann.
Überhaupt die blöde Leiter herunterzubekommen, ist besonders nervig und mir kommt viel zu viel Staub entgegen. Wirklich oft kann Jungkook hier nicht sein, aber ich bete trotzdem, dass ich etwas Wichtiges finden werde.

Als ich langsam die Leiter hochklettere, überkommt mich doch ein Unwohlsein der Extraklasse, aber ich war schon immer ein Schisser alleine in der Dunkelheit, vor allem ohne meine Dienstwaffe. Aber Jungkook just eingesperrt und ich kann höchstens erschreckende Entdeckungen machen. Trotzdem bleibt die Dunkelheit bedrohlich.

Zu meiner Erleichterung entdecke ich mit meiner Handytaschenlampe ziemlich schnell einen kleinen Lichtschalter und sofort fühle ich mich besser, als der gesamte Dachboden in warmes Licht getaucht wird.

Kurz scanne ich meine Umgebung, aber mein Blick kommt nicht weit. Überall stehen bloß Kisten, fast bis an die Decke gestapelt, allesamt mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Die anzufassen, wäre zu auffällig, falls Jungkook doch entschließt, hier in der nächsten Zeit hochzukommen.

Trotzdem bewege ich mich langsam Stück für Stück und möglichst leise fort, während ich wie besessen Fotos mache. Paranoid wie ich bin schiebe ich sie sogar in meinen ausgeblendeten Ordner, nicht auszumalen was passieren würde, wenn Jungkook durch meine Galerie schauen würde.

Vorsichtig bewege ich mich durch die Mauern an Kartons, die eine kleine, verwinkelte Straße durch den Dachboden bilden und mich nie weiter als einem Meter sehen lassen. Leider beruhigt sich mein schneller und nervöser Herzschlag rasch, als ich immer und immer wieder nur das selbe entdecke, was mir gar nichts bringt, ohne vielleicht aufzufliegen. Und fürs aufliegen ist es noch zu früh.

„Nur alte Kisten...", murmele ich enttäuscht und dann entdecke ich doch noch einige verstaubte, eingerahmte Bilder. Zärtlich puste ich dagegen, um etwas Staub hochzuwirbeln und schnell ein Foto davon zu machen, bevor er sich wieder legt.

Zu sehen sind ein kleiner Junge, an der Hand eine schöne, junge Frau, die beide in die Kamera starren. Der Junge wirkt bedrückt und die Frau hat einen starren, verkniffenen Gesichtsausdruck. Als würde keiner der beiden sich freuen, hier zu sein. Eigentlich wirkt sie in ihren blauen Blumenkleid sehr hübsch, aber ihr Gesichtsausdruck und Haltung lässt sie mich automatisch nicht mögen.

„Das muss seine Mutter sein. Die ihm den Rücken gekehrt hat. Was so jemand jetzt wohl macht? Jemand, der sein Kind aufgegeben hat", flüstere ich gedankenverloren und laufe langsam weiter. Vorbei komme ich noch an einigem alten Spielzeug und Grundschulheften. Aber wir wussten durch unsere Recherchen längst, auf welche Schulen Jungkook gegangen ist.

Immer tiefer gehe ich in den Dachboden, aber leider finde ich nichts Neues. Noch einige alte, von Motten zerfressene Klamotten, vermutlich von seiner Oma.
Etwas morsches Mobiliar, dass definitiv bessere Tage gesehen hat.

„Tja, dass war's dann wohl", murmele ich enttäuscht, als ich um die Ecke der letzten Kartonmauer gehe und das Ende des Dachbodens erreiche - nur um erschrocken stehen zu bleiben.

Entgeistert reiße ich meine Augen auf und werde aus einer rostigen Badewanne heraus leer zurück angestarrt.
Mein Herz macht einen Aussetzer als ich die vollständig mumifizierte Leiche vor mir entdecke.

In einem süßen blauen Blumenkleid.

The CollectorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt